12 | mein herz hämmert

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Explizite Triggerwarnung
+ Suizidversuch
+ SVV
+ Medikamentenmissbrauch

Mein Herz hämmert in meiner Brust, so stark, dass ich Angst habe, es könne gleich vor Überbelastung stehen bleiben.

Im Waschbecken vor mir ist alles rot. Überall rot. Soviel rot.

Rot. Rot. Rot.

Die Klinge fällt mir aus der Hand und mit einem dumpfen Klirren auf den Fliesenboden. Ich bücke mich, um mit zitternden Händen nach ihr zu greifen, doch auf einmal blitzt es in meinem Kopf und mein Sichtfeld verschwimmt. Hastig richte ich mich auf und stütze mich auf dem Rand des Waschbeckens ab.

Meine Reflexion schaut mir im Spiegel entgegen und fast hätte ich mich in ihr nicht erkannt.

Die Wangen sind gerötet und das Gesicht fleckig, die Augen verquollen und trockene Tränen spannen die Haut auf meinen Wangen. Ich versuche mich - oder irgendetwas Lebendiges- in den stumpfen Augen zu finden, die mir entgegen starren, doch dort ist nichts. Nichts als Leere. Schmerzende Leere.

Meine Schultern sacken zusammen und mein Atmen geht schwer. Ich versuche durchzuatmen, zur Ruhe zu kommen, aber es gelingt mir nicht.

Ich will nicht mehr.

Die Luft bleibt mir weg und ich sehe die Angst in den Augen meiner Reflexion.

Ich kann nicht atmen. Verdammt, ich kann nicht mehr atmen.

Hektisch greife ich nach meinem Hals. Komm schon. Komm schon!

Die Luft kommt nicht. Es fühlt sich an als wäre sie kiloschwer und meine Luftröhre zu eng um sie aufzunehmen.

Meine Finger hinterlassen blutige Abdrücke auf meinem Hals.

Meine Spiegelbild reißt den Medikamentenschrank heftig auf. Einige Fläschchen und Behälter fallen heraus, manche zerspringen auf den Fliesen, doch ich bemerke es kaum. Fahrig suchen meine Hände nach dem richtigen Fläschchen, reißen es auf und schütten es in meiner Handinnenfläche aus.

Ich kann sie nicht alle schlucken.
Ständig muss ich husten oder spucken. Mein Hals tut weh und ich habe es schon längst aufgegeben mit Wasser nachzuspülen.
Komm schon, denke ich. Bitte!

Meine Beine zittern und geben schließlich nach. Ich vergrabe die Hände in den Haaren und halte meinen Kopf in der Hoffnung, dass das Pochen sich endlich verflüchtigt. Bitte, denk ich, das soll alles aufhören!
Mein Atmen kommt noch immer stoßweise.

Was wenn es nicht reicht?
Der Gedanke lähmt mich.

Dann hocke ich plötzlich vor meiner Kommode und halte das metallene Döschen in der Hand. Darin liegen vier Tabletten. Meine Hände sich nass. Von meinen Tränen?
Ich schlucke alle Tabletten.

Ein entferntes Bellen klingt durch das Haus.

Verwirrt kämpfe ich mich auf die Beine. Meine Füße bluten. Warum?

Nur in T-Shirt und Unterwäsche bekleidet, folge ich dem Geräusch. Vor meiner Zimmertür hockt Benny. Schwanzwedelnd springt der Beagle mich an und ich falle fast um, kann mich jedoch noch rechtzeitig am Türpfosten abstützen.

"Nein", murmele ich, "du darfst nicht hier sein." Meine Gedanken sind so wirr, dass ich nicht einmal mehr meinen eigenen Namen kenne, doch das weiß ich genau.

Benny bellt protestierend.

Beinahe stolpere ich über die Stufen der Treppe. Das Geländer bietet mir Halt. Ich höre den Hund hinter mir her tapsen, während ich versuche den Schmerz auf meiner Brust zu ignorieren. Es kostet mich alle Kraft die Schiebetür im Wohnzimmer zu öffnen, doch glücklicherweise stürmt Benny sofort hinaus in den Garten. Bevor er bemerkt, dass ich ihm nicht folge, ziehe ich die Tür zu und sperre ihn aus.

Sein Heulen verfolgt mich auf dem Weg zurück in mein Badezimmer.

Ich schaffe es kaum mich auf den Klodeckel zu setzen, als die Schwärze mich umnebelt.

Endlich.

Für sehr lange Zeit ist die Dunkelheit alles, was ich spüre, doch dann sind da Schritte.

Eine Tür öffnet sich.
Ein Schrei.
Lavendel.
Wärme.
Dunkel.

Endlich.

Endlich

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