Seit Minuten starre ich auf mein Handy. Mein Bein wippt nervös auf und ab, während mein Finger zögerlich über dem grünen Button schwebt.
Du hast uns alle zerbrochen. Du hast uns alle zerbrochen. Du hast uns alle zerbrochen.
Ich tippe auf den Button, hebe das Handy ans Ohr und checke noch einmal, ob meine Zimmertür auch wirklich geschlossen ist. Ist sie. Mit dem Piepen des Wähltons im Ohr, gehe ich im Raum auf und ab. Mein Herz beginnt zu rasen und ich fühle, wie sich das Gefühl der Schuld in mir breit zu machen beginnt. Energisch schiebe ich es zur Seite. Dafür habe ich momentan einfach keinen Platz.
"Hallo?"
Die tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung klingt verwirrt, doch mich beruhigt sie automatisch. Eine weitere Konstante, die ihren Weg zurück in mein Leben findet.
"Hey Felix, hier ist Liz!", antworte ich rasch. Ich bin überrascht wie ruhig und selbstbewusst meine Stimme klingt und hoffe, dass dieser Umstand das folgende Gespräch erleichtern wird.
"Liz? Bist du das wirklich? Von dir habe ich ja ewig nichts gehört! Mann, wie geht es dir?"
Nicht das schon wieder. "Gut, gut", wiegele ich ab und rolle die Augen.
"Wie schön! Gott, du bist ja wirklich die letzte Person, von der erwartet habe zu hören. Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen? Das ist doch bestimmt schon ein halbes Jahr her! Als ich gehört habe, was passiert ist, da habe ich mich so schuldig gefühlt. Ich wusste ja von deinem Problem und habe-"
"Hör mal Felix", unterbreche ich meinen ehemaligen Mitschüler, etwas schroffer als beabsichtigt. "Ich habe nicht angerufen, um mit dir über alte Zeiten zu quatschen."
"Hast du nicht?", fragt er halb im Scherz.
"Nein, habe ich nicht."
Einen Moment herrscht Stille in der Leitung.
"Du willst Stoff?" Felix klingt zögerlich, als er diese Frage stellt, fast als habe er Angst vor meiner Antwort. Vielleicht hat er das auch.
"Ja", antworte ich schlicht und räuspere mich. "Nichts Besonderes, nur das Übliche, damit ich meinen Vorrat aufstocken kann."
Eine weitere kurze Pause, dann höre ich ein Rascheln und Felix' nervöse Stimme. "Ich dachte, du wärst jetzt clean. Du weißt schon, nach der Klinik und allem?"
Offensichtlich nicht, denke ich und versuche die Schuldgefühle, die erneut in mir aufflackern, zu verdrängen. "Halt dich da raus, ja? Das geht dich nichts an. Also, können wir uns die nächsten Tage treffen?"
Erneut schweigt Felix eine Moment lang, bevor er seufzt und sagt: "Ja, klar."
Erleichtert atme ich aus. Für einen Moment hatte ich wirklich Sorge, er könne auf einmal zum Moralapostel mutieren und sich weigern mir etwas zu verkaufen. "Ich bin momentan nicht in der Stadt, aber ich komme am Freitag wieder. Passt dir das?"
"Ja, perfekt", stimme ich schnell zu und lasse mich auf meinem Schreibtischstuhl plumpsen.
"Gut. Du kennst doch den kleinen Stadtpark, oder? Der, in der Gießenstraße?" Ich nicke, obwohl Felix das natürlich nicht sehen kann. "Da schmeißen ein paar Leute aus der Schule eine Party. Ich bin auf jeden Fall da und wenn du wirklich was kaufen willst, dann komm einfach so gegen Acht vorbei. Wir finden einander schon."
"Geht klar. Bis dann."
Ich stehe auf und will schon auflegen, als Felix in überraschend ernstem Ton fragt: "Liz?"
"Ja?" Verwirrt fahre ich mir durchs Haar und starre an die schwarze Wand mir gegenüber.
"Überlegs dir nochmal, ja? Ich weiß wir kennen uns nicht so gut, aber von dem, was ich von dir mitbekommen habe, solltest du vielleicht wirklich die Finger von Drogen lassen."
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Nevermind
Подростковая литератураLiz hat es getan. Sie hat versucht sich das Leben zu nehmen und ist gescheitert. Als sie Monate später aus der Klinik entlassen wird, muss sie sich von heut auf morgen ihrem Leben und den damit verbundenen Problemen stellen. Zu ihnen gehören auch H...