Kapitel 1- Ein zwölfjähriges Monster

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Ich lief hinter dem Erzähler her. Er schlug einen forschen, leicht resigniert wirkenden Schritt ein. Den Blick starr auf den Boden gerichtet lief er so durch das Dorf, ich musste mich ziemlich beeilen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Hinter einer für mich nicht übersichtlichen Ecke passierte es dann. Plötzlich schoss ein Arm aus dem Dunkel einer Gasse hervor und der Erzähler trat heraus. "Warum folgst du mir? Ich habe keine Wertsa..." Dann stutzte er. "du  bist doch der Junge aus dem Wirtshaus?" "Ja, der bin ich." "Du wirst doch sicher Ärger bekommen. Und warum schleichst du mir hinterher?" "Weil ich auch diesem Loch herauswill," meinte ich und spuckte aus. "Und du bist meine beste Möglichkeit, Lir." Der Erzähler schaffte es eine unbewegte Miene beizubehalten, aber seine Augen zuckten leicht panisch. "Ich habe die Geschichte nur erzählt, Junge, ich bin nicht Lir." Ich verschränkte die Arme und sah ihn gelangweilt an. "Es war mir klar, dass du das sagst. Diese kurzsichtigen Trottel da drinnen magst du ja täuschen können, aber ich bin keiner von denen." Der Erzähler stöhnte und rieb sich über das Gesicht. "Und warum kommst du dann zu mir? Du kannst doch einfach die an Bord eines Schiffes schmuggeln oder so." Ich schnaubte. "Es ist ein bisschen komplizierter. Ich bin hier im Dorf der Sündenbock für alles. Mein Dorf lag einige Meilen nördlich, es wurde von Irgendetwas angegriffen und vollkommen zerlegt. Mich haben sie in den Trümmern gefunden, vollkommen unverletzt. Aber der wahre Grund ist ein anderer." Ich "leerte"  meinen Geist, wie ich den Zustand bezeichnete, wenn mein Denken rein praktischer Natur ist und es nicht von anderen Gedanken beherrscht wird. Eine leichte Taubheit erfasste meinen Körper und der leichte Nieselregen verwandelte sich mit einem Mal in spitze Eiszapfen. Meine Augen wurden weiß und fingen an, leicht zu glühen, dann machte ich einen Schritt nach vorne, der Boden zitterte leicht. "Deshalb überprüfen sie alles doppelt, dass ich mich nicht irgendwie mitschmuggel. Deshalb sperren sie mich in einen leeren Kellerraum ein wenn sie mich nicht brauchen." Wut brandete gegen meine Konzentration. "Das ist der Grund, weshalb ich dich angesprochen habe. Weil ich jemanden brauche, der mir hilft, diese Kraft zu kontrollieren." Ich atmete einmal tief durch und entließ die Kraft. Es wurde wieder etwas wärmer und es fiel auch wieder richtiger Regen. Lir stand wie vom Blitz getroffen da. "Diese Kraft...", flüsterte er. "Diese unglaubliche Kraft..." Dann schüttelte er einmal den Kopf und meinte: "Es wird aber wahrscheinlich Ärger geben, wenn ich dich jetzt so einfach mitnehme, oder?" Ich zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich schon. Der Wirt wird mich wohl am meisten vermissen, aber ansonsten...Sie werden ein wenig fluchen, die Hände ringen und anschließend wieder ihrer Arbeit nachgehen. Aber nur wenn sie es bemerken, NACHDEM wir weg sind. Wenn sie uns beim Wegschleichen erwischen, schätze ich mal, werden sie dich an Händen und Füßen gefesselt in den See schmeißen. Und mich hinterher, nur ohne die Fesseln, als Disziplinarmaßnahme." Lir seufzte. "Und ausgerechnet heute habe ich mich auf ein schönes, weiches, warmes Bett gefreut. Musst du noch irgendwas holen?" Ich schüttelte den Kopf und zeigte auf meine Tasche. "Alles da." Ohne ein weiteres Wort drehte sich Lir um und ging davon. Ich folgte ihm. Anfangs ging alles gut. Dann aber, fast am Dorfausgang, stellte sich jemand vor uns. Der Wirt hob seine Armbrust und richtete sie auf mich. "Ihr könnt gehen, Erzähler, aber der Junge bleibt hier." Lir zog eine Augenbraue hoch und fragte: "Warum das denn?" "Weil er ein verdammtes Monster ist. Er ist ein Diener der Dunkelheit, ein Handlanger des Todes." "Er ist zwölf." "Er ist ein Monster", beharrte der Wirt. "Und er wird hierbleiben." Zwei weitere, mit Knüppeln bewaffnete Männer stellten sich hinter den Wirt. "Lasst den Jungen hier und lasst euch nie wieder blicken ." Lir blickte zwischen mir und dem Wirt hin und her. "Wisst ihr...es gibt in Farilia eine Schule, für Leute genau wie ihn. Für Leute die magisch begabt sind. Für Leute, die anderen BEISPIELSWEISE suggerieren können, dass sie noch ein Glas Bier trinken sollten." "Das reicht." Der Wirt lachte nervös. "Schnappt ihn euch." "Stimmt das denn," fragte einer seiner Begleiter, "hast du uns all die Jahre mit dem Burschen hier beeinflusst." Ich konzentrierte mich und sorgte dafür, dass sie plötzlich unglaublichen Durst auf einen Humpen Bier hatten. "Es stimmt." Der zweite bleckte die Zähne. "Ich will auf einmal ein Bier." Der Wirt wich zurück. "Moment, moment, macht jetzt nichts vorschnelles." Beide traten einen Schritt vor und hoben ihre Knüppel. "Ich zeige dir gleich, was vorschnell ist." Lir und ich traten so unauffällig wie möglich einige Schritte zurück, drehten uns um und rannten davon.

So, das wäre das erste Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Fröhliche Weihnachten an alle, die das hier lesen, bleibt gesund und votet schön für meine Geschichte.

Wir und das Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt