Kapitel 12- Massaker

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Es dämmerte bereits, als wir uns am Anleger trafen. Ad trug ein Langschwert, Gray eine Keule, June ihr langes, aber dünnes Schwert, Rale einen abgenutzt aussehenden Speer und ich mein Kurzschwert.

"alle bereit," fragte Ad, wartete die Antwort jedoch nicht ab, sondern deutete bereits auf eine Schaluppe, in der schon jemand saß.

"Dann los, wir sollten uns beeilen." Der Mann im Boot, ein wassermagier wie es schien, nickte uns zu und breitete dann die Arme aus. Mit einem leisen Knarren nahm das Boot Fahrt auf und steuerte auf das Ufer zu.

Dort angekommen führte uns Ad durch ein wahres Labyrinth aus Gassen, er hatte sich eine Kapuze übergezogen, blieb aber immer mal wieder stehen und sprach einzelne Personen flüsternd an. Anfangs waren diese noch ablehnend, ja sogar richtig feindlich, aber kaum sahen sie sein Gesicht entschuldigten sie sich.

"Wir haben Glück," flüsterte er, "anscheinend halten sie heute eine Versammlung ab.  Das heißt, sie sind alle anwesend." Das Hauptquartier der Kanalratten war ein großer, hässlicher würfelförmiger Bau. Es gab zwei Eingänge, keine Fenster und vor jedem Eingang standen zwei Wachen.

"Ich erledige die Wachen," flüsterte June und wollte gerade losgehen, als Ad fragte: "Soll das nicht lieber einer von uns erledigen?"

"Was denkst du, werden die Wachen machen, wenn ein June mit einer Keule oder einen Schwert auf ihn zuläuft? Und was denkst du werden sie machen, wenn ein Mädchen, scheinbar unbewaffnet, auf sie zuläuft."

"Wenn ein hübsches Mädchen auf sie zuläuft," korrigierte ich grinsend, "das darf auf keinen Fall vergessen werden." June errötete leicht und ging dann ohne ein weiteres Wort los. Die Wachen wären wahrscheinlich kein Problem für uns gewesen, denn sie bemerkten June erst, als sie direkt vor ihnen stand...und sie war schon eine beeindruckende Erscheinung.

Sie redeten miteinander, June wedelte viel mit den Händen, schlug die Hände vor das Gesicht und erstach die beiden auf einmal.

"Ich bin wirklich froh, dass wir keine Feinde sind," meinte ich, als sie gerade die Tür öffnete. Sie war mir ein kokettes Lächeln zu und meinte: "Das solltest du auch."

Hinter der Tür erstreckte sich ein langer Gang, Staub tanzte in der Luft, sichtbar gemacht durch einige Lichtstrahlen, die aus Rissen fielen. Es waren leise Gespräche zu hören, und man konnte Essen riechen. Am Ende des Ganges war eine weitere Tür. Rale presste seine Hand auf das Schloss, murmelte einige Worte und als er sie wieder wegnahm, war das Schloss weggeschmolzen.

"Ich rufe dich, wenn ich mal einen Schlüssel verliere," meinte ich und öffnete dann vorsichtig die Tür. Zu recht, denn hinter der Tür standen zehn Männer mit Keulen und Kettenhemden. Kaum, dass die Tür offen war, griffen sie an.

Der Kampf war blutig. Wir hatten keinen einzigen Trumpf außer unserer Magie. Unsere Gegner dagegen hatten den Überraschungsmoment, waren in der Überzahl und hatten die bessere Position. Auf meine Kräfte vertrauend rief ich meine Magie und warf mich dann in sie hinein. Ein Schlag vertrümmerte mein Knie, ein zweiter meine Schulter, dafür erstach ich einen Mann und schnitt dem anderen die Sehnen durch. Meine Verletzungen fingen an zu kribbeln, so fürchterliches Kribbeln, und dann waren die Schmerzen wieder weg. Langsam stand ich wieder auf und genoss den entsetzten Blick des Mannes vor mir.

"Ihr habt euch die falschen Gegner ausgesucht." Im nächsten Moment brach er, von meinem Schwert durchbohrt, zusammen.

Die anderen waren ähnlich erfolgreich, Rale hielt seine Gegner mithilfe seines Speers auf Abstand, Gray und Ad standen nebeneinander und machten jeden fertig, der es wagte ihnen zu nahe zu kommen. Aber June...sie wirbelte durch die Menge und teilte kräftig aus. Diese Geschwindigkeit...unglaublich. Sie war so schnell wie ein Luftzug, grazil wie eine Feder und tödlich wie ein Pfeil zwischen die Augen.

Wir und das Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt