Vier Jahre später
Die Straße war lang, trocken, staubigund menschenleer. Bei dieser Hitze war eben niemand außer uns so blöd, weiter zu laufen. Lir pfiff eine schnelle Melodie und schien das Brennen der Sonne nicht zu spüren. Am Horizont zeichnete sich bereits die Silhouette einer Stadt ab, doch die Entfernung trog,denn genauso sah es aus, als wir am Morgen losliefen. „Was müssen das für riesige Gebäude sein, dass man sie aus der Entfernung sehen kann," fragte ich.
„Größere Gebäude als du je gesehen hast," erwiderte Lir geheimnisvoll. Dann schwieg er und liefen weiter. Vier Jahre war es jetzt her, dass er mich aufgelesen und in die Welt der Magie eingeführt hatte. Vier Jahre, und jetztwollte er mich an einer Schule abliefern, die mich „besse runterrichten könnte" als er es je hinkriegen würde. Ich hatte den Tag lange erwartet, aber ich wusste jetzt schon, dass ich Lir vermissen würde.
„Wir kriegen Besuch," sagte Lir indem Moment, lief jedoch ungerührt weiter. Ich sah mich nicht um,sondern konzentrierte mich und fühlte mit meiner Magie nach anderen Lebewesen in der Umgebung. Selbst nach den vier Jahren bei Lir war mir vieles in der Funktionsweise noch unverständlich, vor allem, was für eine Art Magie ich praktizierte. Darüber wollte er mir partout keine Auskunft geben. Außer Schlangen, Skorpionen, noch mehr Schlangen und noch viel mehr Skorpionen erfühlte ich drei Personen,Männer um genauer zu sein. Sie versteckten sich hinter einem kleinen Hügel und schienen auf uns zu warten. Dann kamen sie heraus und umkreisten uns, jedoch so, dass wir sie als normale Reisende nicht bemerkt hätten. Wir waren aber nicht normal.
„Räuber."
Lir nickte. „Mach nichts, Nile. Mach nichts. Wir können es uns nicht leisten, unnötig aufzufallen. Außer sie wollen uns töten, dann wehren wir uns aber ansonsten MACHST Du NICHTS." Ich grummelte schlecht gelaunt, fügte mich aber.
„Guten Tag die Herren." Einer der Räuber, ein abgerissener, junger Mann mit einer eisenbeschlagenen Keule, stellte sich uns in den Weg. „Wohin des Weges." „Nach Farilia," erwiderte Lir ruhig. „Wir wollen dort Arbeit suchen."
„Dann tut es mir sehr leid, aber für das Benutzen dieser Straße muss Wegezoll an uns entrichtet werden."Die beiden anderen Räuber kamen jetzt auch aus ihrer Deckung und näherten sich überheblich grinsend. „Wertsachen her," befahl einer von ihnen und schnappte sich Lirs Beutel. Dann schleuderte er ihn Weg. „Dreck. So Junge, her mit den Taschen." Ich reichte sie ihm, widerwillig mit den Zähnen knirschend und er zog den Beutel mit Geld heraus. „Erstaunlich viel Geld für Leute, die arbeitslos sind", meinte er und warf den Beutel dem ersten Räuber zu, der anscheinend der Boss war. „Aber ansonsten ist nichts von Wert dabei." Nummer eins überlegte kurz und zeigte dann auf Lir: „Seine Jacke gefällt mir, her damit." Lir reichte sie ihm. „Hey, seineJacke gefällt mir auch." Räuber Nummer drei, der bisher noch nichts gesagt hatte, zeigte auf mich. „Sei brav und gib sie mir."
Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte dann den Kopf. „Meinetwegen können sie mir das Geldnehmen und auch den verdammten Sack mit Steinen, aber meine Jacke kriegen sie nicht."
Die Räuber fingen an zu lachen.„Junge," meinte Nummer eins und wischte sich die Lachtränen weg,„du glaubst echt, dass du in der Sache ein Mitspracherecht hast,oder?" Dann richtete er sich auf und seine Augen funkelten kalt.„Her damit oder ich mache es selber."
„Darf ich mich wehren," fragte ich Lir und lächelte unschuldig. Dieser verdrehte nur die Augen. „Jetzt mach schon. Aber bitte gründlich. " Ich wand mich wieder an die Räuber, die mich anstarrten. „Ihr habt immer noch die Chance, uns gehen zu lassen,und diese Begegnung zu vergessen."
Nummer eins und zwei hatten jetzt anscheinend genug, jedenfalls hielten sie sich nicht mit Reden auf,sondern schwangen ihre Keulen und schlugen mir auf meinen Kopf. Nur,dass mein Kopf dort nicht mehr war, auch der restliche Körper nicht,nein, ich stand jetzt hinter ihnen und rief meine Magie. Es prickelte kalt und auch die Luft um mich herum erkaltete stark. Beide drehtensich zornig um und schlugen zu. Dieses Mal blieb ich stehen undpackte die Keulen mitten im Schlag. Dann, mit beiden Händen jeweils eine umfassend, zerbrach ich sie. Holz und Eisensplitter fielenherab, fein und lautlos wie Schnee. Sie starrten mich entsetzt an, es dämmerte ihnen gerade, was für einen Fehler sie getan hatten. Räuber Nummer eins verpasste ich einen Kinnhaken, Nummer zwei wollte wegrennen, doch ich schleuderte einen etwa handtellergroßen Stein nach ihm, der am Kopf traf. Nummer zwei rührte sich nicht mehr. Ich drehte mich zu Nummer drei um und sah erstaunt, dass er lächelte. „Endlich finde ich jemanden, bei dem es sich lohnt," sagte er und dann wuchs er.Nach einigen Sekunden war er fast drei Meter hoch und hatte nichts mehr mit einem Menschen gemeinsam. Sein ganzer Körper war von tiefschwarzen Schuppen bedeckt, und die Augen funkelten in einem dunklen Rot. „Ein Dämon," rief Lir und im nächsten Moment schlug ein Feuerball ein. Außer dem Schreckmoment schien nichts zupassieren und der Dämon brüllte. Das Gebrüll ließ den Boden beben und im Umkreis von drei Meilen flüchtete jedes Lebewesen, das schlau genug war. Dazu zählten wir leider nicht. Ich ging vorsichtig einige Schritte zurück, bis ich neben Lir stand. „Was ist das." , flüsterte ich.
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Wir und das Ende der Welt
FantasyTja, I know, seltsamer Titel. Es ist eine Fantasygeschichte, das werdet ihr schon im Prolog merken,aber Fantasygeschichten liegen mir einfach. Es wird spannend, es werden ohne jeden Zweifel Leute sterben und ein Hauch Liebe darf nicht fehlen-aber i...