Kapitel 10-Etwas

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Die ganze nächste Woche verlief schleppend, ich rappelte mich ein wenig auf und gab mir Mühe, zu verbergen, wie scheiße es mir ging. Als dann aber eines Abends Rale wieder mit einem blauen Auge zurück zu unserem provisorischem Quartier in den Heuböden kam, hatte ich genug und ging schnurstracks zu Ad und Gray. Dank der Bemühungen der Heiler waren Ads Handgelenke wieder geheilt, trotzdem rieb er sie sich manchmal immer noch unbewusst.

"Es reicht langsam, Leute," meinte ich, nachdem Gray die Tür geöffnet hatte, denn sie hatten ein altes Dienstbotenquartier bezogen"wir können nicht ewig mit diesem Kleinkrieg weitermachen." Ad lag gerade noch, die Arme hinter dem Kopf verschränkt auf dem Bett, jetzt öffnete er die Augen und setzte sich dann auf.

"Warum denkst du, können wir nicht ewig so weitermachen," fragte er scheinheilig. Ich schnaubte schlecht gelaunt.

"Wir wissen beide, dass ich euch hier und jetzt umbringen könnte, also bitte hör auf mit dieser Scheinheiligkeit. Wir werden uns jetzt mal ein wenig über die Hierarchie der Schule reden und versuchen zu einer Einigung zu kommen. Wenn ihr das natürlich nicht wollt, verständlicherweise, dann werde ich andere Geschütze auffahren und ihr könnt 365 Tage im Jahr in der Krankenstation verbringen. Und Gray, steck deinen Zahnstocher weg," meinte ich dann noch mit einem Blick auf seinen Dolch. Ad nickte Gray zu und dieser steckte seine Waffe weg.

Wir verließen das Zimmer der beiden und setzten uns an einen der Tische im Speisesaal. An den runden Tischen, an denen normalerweise bis zu zwanzig Leute Platz fanden, konnte man gut verhandeln.

"Was wollt ihr," fragte ich und sah Ad dabei in die Augen. Dieser nahm das Blickduell an und antwortete: "Macht. Unsere Väter haben schon hier in der Schule ihre Freundschaft und ihre Macht gefestigt. Dasselbe haben wir auch vor."

"Glaubt mir, hier werdet ihr das nicht bekommen. Und eure Freundschaft ist ja auch nur rein zweckmäßig. Wenn ihr wirklich Macht und Ruhm erlangen wollt..." Ich beugte mich ein wenig vor, ohne jedoch das Blickduell zu unterbrechen, "dann müsst ihr etwas Besonderes machen. Etwas...Ehrenvolles. Etwas, wegen dem die Leute ehrfürchtig  von euch sprechen. Eure Väter haben zwar große Armeen, aber sie haben es geschafft zu Legenden zu werden, zum Beispiel als sie die Bergwölfe besiegt haben." (Die Bergwölfe waren eine Räubergruppe die vor fünfundzwanzig Jahren das gesamte Gebiet am Nebelwald unsicher gemacht hatten.)

"Aber es gibt nichts, das wir machen können. Die Räuber sind tot und was für große und tolle Taten sollen wir denn noch vollbringen.", fragte Ad und obwohl er das Blickduell immer noch ausfocht, meine ich ein bisschen Hoffnung zu erkennen. Hoffnung, dass ich eine Lösung hätte.

"Ich hätte eine Lösung für euch, aber sie wird euch nicht gefallen. Wenn ihr es jedoch macht...dann kann ich euch garantieren, dass ihr Freunde finden werdet, Verbündete. Als Söhne der Barone dürft ihr doch sicher die Insel verlassen, oder?"

"Ja," meinte Gray und sah mich zweifelnd an.

"Da draußen in Farilia sterben pro Tag zehn Menschen durch Gewalt, sie werden erstochen, erwürgt oder erschlagen. Arme Menschen, die nicht viel außer dem haben, was sie am Leib tragen. Stellt euch vor, stellt euch nur einmal vor, ihr würdet den Leuten helfen, verhindern, dass sie getötet werden, verhindern, dass sie vor Hunger sterben. Was denkt ihr würde passieren wenn ihr das alles macht?"

Fast schon schockiert über diesen Vorschlag beendete Ad das Blickduell und fragte: "Sag mal ist das dein Ernst? Wir sind Adelige, wir geben uns doch nicht mit dem Abschaum der Straßen ab."

"Vor allem seid ihr Magier, und ihr seid hier, um unser Land zu schützen. Ich frage euch jetzt noch einmal, was denkt ihr passiert, wenn alle Bettler dieser Stadt euch zu Dank verpflichtet sind und euch euer Ruf am Ende noch vorauseilt?"

Wir und das Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt