Es wäre gelogen, wenn ich jetzt behaupte, dass man bei Lir von Anfang an erkannt hat, dass er zu Größerem bestimmt ist. Bei seiner Geburt passierte nichts Besonderes,weder donnerte draußen ein Gewitter noch passierte irgendein anderes Omen. Seine Eltern waren Bauern, er kam im Sommer nach einer Heuernte zur Welt. Er hatte drei ältere Geschwister, zwei ältere Brüder und eine Schwester, er war der Jüngste. Schon von Kindesbeinen an war er irgendwie anders, er lachte weniger, er weinte weniger, er wurde nicht wütend. Aber wenn er mal lachte, dann war es ein Lachen wie flüssiges Gold, seine Wut war wie eine Flutwelle, die alles mit sich riss und gnadenlos zerstörte. Sie lebten auf dem Grundbesitz des Grafen Faverly. Es war ein hartes, aber glückliches Leben. Dann im fünfzehnten Lebensjahr von Lir gab es eine Dürre, das Getreide verdorrte auf den Feldern und kurz darauf erhöhte der Graf die Abgaben. Jeder, der nicht zahlen konnte, wurde in den Militärdienst eingezogen. Lirs ältester Bruder war ein Jahr zuvor an seinem zwanzigsten Geburtstag ausgezogen um sein Glück zu finden. Und als dann sein Vater eingezogen wurde, war es an ihm und seinem älteren Bruder die Felder zu bewirtwschaften, eine aufgabe, die schon vorher eine Sisyphus-Arbeit war. Dann brach sich sein Bruder das Bein, als er der Reitgesellschaft des Grafen aus dem Weg sprang, diese waren auf dem Weg zur Jagd. An diesem Tag entzündete sich ein Funke Hass in Lir, denn der Graf hätte seinem Bruder leicht ausweichen können, aber diese "Bauerntrampel" waren ja selber schuld wenn sie ihm im Weg stünden. Eine Woche später ging seine Schwester zur Burg des Grafen, um um Aufschub für die Abgaben zu Bitten. Dazu muss gesagt werden, dass seine Schwester eine wahre Schönheit war, selbst als arme Bäuerin. Das war wohl auch der Grund warum sie nie zurückkehrte, die Abgaben wurden lächerliche zwei Wochen ausgesetzt. In tiefster dunkelster Nacht entschlossen sie sich zu gehen, sein Bruder und seine Mutter, die von Trauer ganz zerfressen war, versteckten sich im Wald in einer Höhle, er ging in die Stadt. Der Start ist immer schwer, aber Lir war schlau und so schaffte er es Anstellung bei einem Schmied zu finden. Nun war die Arbeit zwar gut bezahlt und sicher, aber es war eintönig. Er wollte mehr, er wollte seine Familie zurück. Daher verabschiedete er sich nach einem Jahr und zog weiter, weiter, immer weiter. Bin zu seinem achtzehnten Geburtstag arbeitete er für einen Buchhändler, der ihm das Lesen und Schreiben beibrachte, für einen Wirt, der ihm Rechnen und Geschäftsgeist lehrte und einen niederen Adeligen, der zwar eingebildet war, aber ihn gut behandelte. Diese Leute hatten Verständnis und Mitleid mit ihm und bildeten ihn trotzdem hart aus. Besonders der Wirt schlug ihn öfter, wenn er beim Bedienen ein Tablett fallen ließ. An seinem achtzehnten Geburtstag war er gerade auf dem Markplatz, das unbestreitbare Herz der Stadt, und ließ einfach nur die ganzen Eindrücke auf sich wirken. Er lebte jetzt seit fast vier Jahren hier und kannte fast alle Winkel und Gassen wie seine Westentasche. Und so fiel ihm dann auch auf, als es in einer kleinen, dunklen Seitengasse jemand überfallen wurde. Nun müsst ihr wissen, dass es in einer Stadt anders zugeht als in einem Dorf. Dort kennt nicht jeder jeden, es gibt dort mehr Fremde und die Stadtwache ist das einzige, das Recht und ordnung aufrechterhält. und meistens mischen sich die Leute nicht ein, wenn jemand geschlagen oder ausgeraubt wird. Sie schauen weg und hoffen, dass sie nicht die nächsten sind. So etwas hasste Lir, das Verleugnen, diese ganze Ignoranz. Daher ging er, unbewaffnet und von einer schwelenden, heißen Wut erfüllt, in die Gasse. "Lasst ihn los," verlangte er von den Banditen, es waren vier, jeder mit einem kurzen, schartigen Schwert bewaffnet. Ihr Opfer war ein junger Mann, ein Adeliger wie es schien, und schon bereute er seine Entscheidung ein wenig. Einer der Banditen trat vor und richtete die Waffe auf ihn: "Verschwinde. Dann wird dir nichts geschehen." Als Lir nicht reagierte, sprang er nach vorne und rammte ihm das Schwert in den Bauch. Lir verzog keine Miene und packte den Dieb an der Kehle. Und dann, mit steinernem Gesicht, fing seine Hand an zu glühen. Der Mann, schrie lautlos auf und zerfiel zu Asche. Die anderen drei zögerten kurz und rannten dann weg. Lir legte die Hände auf den Boden, schloss die Augen und fing an, etwas zu murmeln. Die Erde grummelte und mit einem Mal tat sich ein Abrung unter den Dieben auf. Sie schrien erschrocken auf und verstummten, als der Erdboden sie verschluckte. Lir stand auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung und ging weg, noch während das Schwert in seinem Bauch steckte. "so kenne ich die geschichte aber nicht". "Sei still Grams, so kannst du vielleicht noch was lernen." "Aber die Geschichte ist überhaupt nicht so wie sie mir erzählt wurde." "SO ist sie aber richtig. Darf ich jetzt weitererzählen? Vielen Dank." Also: Der Adelige wollte sich natürlich erkenntlich zeigen und war auch ein bisschen erschrocken. Trotzdem rannte er hinter Lir her und hielt ihn an. Sie stritten, sie schwiegen, sie einigten sich . Am Ende des Tages war Lir ein Leibwächter und sein Schützling bildete ihn im Kampf aus. Sie wurden, entgegen allem was der alte Grams vielleicht gehört haben könnte, Freunde. Echte Freunde. Eine gewisse Zeit lang ging das auch gut. Lir flirtete ein bisschen mit der Schwester seines Freundes, er rette ihm mehrmals das Leben, eine Zeit lang war er glücklich. Jetzt muss man wissen, dass es jedes Jahr einen Wettstreit der Adeligen gibt, einen Wettstreit, bei dem sie gegeneinander antreten. Lirs Schützling trat in der Disziplin des Schwertkampfes an und zwar gegen den Grafen Faverly. Obwohl er, nachdem er entwaffnet wurde, sich ergab, wollte der Graf nicht und rammte ihm das Schwert in die Brust. Lark, denn so hieß Lirs Freund, hob die Hand, ließ sie dann wieder sinken und flüsterte: "Sie lachen, sie weinen, sie leben sie sterben. Sei der Tod, die Sense zwischen den Ähren." Dann fiel er zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Seine Augen waren komplett schwarz. Einen Moment lang war es still. Dann zog Lir seine Waffe und stellte sich dem Grafen gegenüber, dieser winkte wiederum seinen Wachen zu und diese bildeten einen Halbkreis um ihn herum. "Überlege dir gut, ob du wie ein Narr sterben willst oder als Feigling überleben willst." "Ich habe vor zu überleben und seinen Tod zu rächen, selbst wenn ich jeden einzelnen Menschen hier im Saal erschlagen muss."
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Wir und das Ende der Welt
FantasyTja, I know, seltsamer Titel. Es ist eine Fantasygeschichte, das werdet ihr schon im Prolog merken,aber Fantasygeschichten liegen mir einfach. Es wird spannend, es werden ohne jeden Zweifel Leute sterben und ein Hauch Liebe darf nicht fehlen-aber i...