Die Männer versorgten ihre Wunden gegenseitig und der Anführer lief umher und half den Männern dabei. Er schien recht viel über Medizin zu wissen und gab den Männern Ratschläge und zeigte ihnen, wie sie richtig verbinden mussten. Die ganze Gruppe war mit sich selbst beschäftigt, wäre ich nicht gefesselt und verletzt, wäre es die Perfekte Gelegenheit gewesen um zu fliehen. Aber es ging nicht. Und so lag ich nutzlos, blutend und nackt auf dem Boden und zitterte am ganzen Körper, weil mir einfach nur furchtbar kalt war.
„Kleiner.", hörte ich plötzlich den Anführer sagen. Ich hob den Kopf etwas und sah, dass er vor mir stand.
„Du hast mumm. Du würdest gut zu uns passen.", sagte er. Fragte er mich gerade allen ernstes ob ich seiner Gruppe beitreten wollte? Der Typ hatte sie wohl nicht mehr alle. Zuerst mir den Rücken blutig schlagen, dann einen Hand in den Arsch rammen und dann erwarten, dass ich diesem Dreckshaufen beitrete. Am liebsten hätte ich ihm das ins Gesicht gesagt, aber ich ließ es bleiben und blieb stumm. Noch mehr Schläge wollte ich wirklich nicht einstecken.
Plötzlich klatschte eine riesige Menge kaltes Wasser auf meinen Rücken. Ich schrie auf, drehte mich auf die Seite und kauerte mich zusammen.
„Stell dich nicht so an. Du bist dreckig. Du sollst doch an keiner Infektion sterben.", rief der Anführer in einem sehr strengen Ton. Normalerweise hätte er jetzt hämisch gelacht, er war so ungewohnt streng.
Als nächstes spürte ich wie er die Fesseln an meinen Füßen durchschnitt. Erst jetzt merkte ich, das meine Füße halb abgestorben sein mussten, da sie jetzt furchtbar schmerzten und all das Blut in meine Füße schoss. Danach fing er an mir was anzuziehen. Zuerst eine Jogginghose und dann Socken. Es fühlte sich so gut an. Die wärme auf meiner Haut.
Und dann holte der Anführer einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten und setzte mich auf. Mein Hintern tat furchtbar weh, aber ich lies es über mich ergehen. Er tupfte meinen Rücken vorsichtig ab und desinfizierte ihn. Es brannte höllisch, aber ich wollte nicht wegen sowas schreien. Ich bis die Zähne zusammen und lies es über mich ergehen. Anschließend verband der Anführer meinen Rücken, also quasi meinen gesamten Torso, da man ja keinen rücken verbinden konnte ohne den Verband um den Bauch und die Brust zu wickeln.
„Sitzt der Verband gut?", fragte mich der Anführer, ich nickte stumm. Es verwirrte mich noch immer. Wieso war er auf einmal so fürsorglich? Vorher war es ihm egal wie schwach ich war, wir sehr ich blutete oder wie kalt mir war. Allerdings wollte er auch, dass ich seiner komischen Gruppe beitrat. Sowas würde ich aber niemals machen, das würde ja heißen, dass ich meinen Bruder und Mo hintergehe. Nie im Leben.
Der Anführer löste die Fesseln an meinen Händen und zog mir einen Pullover an. Ich ärgerte mich, dass er mich anzog und ich das nicht selber machen durfte, aber gleichzeitig war ich auch etwas dankbar, da mir alles weh tat und mir jede Bewegung schwer fiel.
„Nimm das, das ist gegen deine Schmerzen.", sagte er und kramte eine Tablette hervor. Ich nahm sie zögernd in den Mund und versuchte sie zu schlucken, aber es ging nicht. Der Anführer stand auf und holte Wasser. Hastig öffnete ich die Flasche und nahm einen große Schluck, da die Tablette langsam anfing sich aufzulösen. Der Anführer grinste kurz, so wie sonst immer, aber nur ganz kurz. Danach lächelte er, machte die Flasche zu und kam mir ganz nah. Ich verstand nicht was geschah. Erst als er mich hoch hob, begriff ich, was er tat. Sein Arm drückte auf meinen Rücken, aber ich unterdrückte die Schmerzen. Der Anführer trug mich durch die Halle, an all den verwundeten Männern vorbei, in einen bewohnbareren Teil des Gebäudes. Ich sah im vorbeigehen immer wieder Zimmer mit Betten drin.
„Was hast du vor?", fragte ich den Anführer, ich traute ihm nicht zu, dass ich hier plötzlich ein Bett haben könnte.
„Du sollst dich erholen Kleiner.", sagte er und betrat ein kleines Schlafzimmer. Es war wirklich sehr klein, das Bett hatte hier gerade so Platz, wobei man das auch nicht Bett nennen konnte. Europaletten mit ner Matratze oben drauf. Der Anführer legte mich auf die Matratze und ging dann wieder. Er ließ mich wirklich allein. Vielleicht sollte ich jetzt fliehen. Aber wie? Ich musste dann wieder an allen Männern vorbei und der Anführer würde mich erst recht schnappen. Aber ich musste es versuchen. Langsam bewegte ich mich und versuchte mich aufzusetzen. Schmerzen schossen durch mein Knie und meinen Arsch. Ich jaulte auf und blieb liegen. Ich hatte keine Chance.
Da kam auch schon der Anführer wieder, er hatte Bettzeug, eine Flasche Wasser und ein Funkgerät dabei. Sorgfältig deckte er mich zu und schob das Kopfkissen unter meinen Kopf.
„Versuch zu schlafen und wenn was ist, benutz das Funkgerät, ich komm dann und helf dir.", sagte der Anführer.
„Ich brauch keine Hilfe.", murrte ich.
„Ach nein? Dann soll ich dich wieder ausziehen und auf den kalten Boden legen?", gab er streng zurück.
„Warum lässt du mich nicht sterben?"
Auf einmal zog der Anführer eine Pistole und drückte sie gegen meine Stirn. Ich zuckt zusammen und bekam Angst. Der Typ wollte mich doch nicht wirklich abknallen.
„Du bist ein Kind, du willst nicht sterben. Außerdem bist du eine Geisel und tot bringst du mir wenig.", knurrte er und steckte die Waffe wieder ein.
„Aber warum das Bett und die frischen Klamotten?", fragte ich weiter.
„Frag nicht so viel nach!", gab er gereizt zurück und ging raus. Er schloss die Tür ab und ging dann. Der Raum war stockdunkel, nur ein dünner Spalt Licht war unter der Tür zu sehen. Aber es war angenehm. Es war still, warm und ich würde es bestimmt merken, wenn jemand hier rein kommt. Ich schloss meine Augen und kuschelte mich in die Decke ein. Sie war nicht sehr dick, aber warm genug, damit ich nicht mehr fror.
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Namik
Teen FictionIhr Vater schlägt sie und hat oft Wutausbrüche. Als der große Bruder vom Vater totgeschlagen wurde, muss Namik die Stelle vom großen Bruder einnehmen. Er flieht mit seinem jüngeren Bruder Davin und kämpft um deren Überleben, denn es gibt viele gefäh...