Kapitel 14

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Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als wir aus dem Auto ausstiegen und zu dem Haus gingen. Ich wollte zur Kellertür, aber Mo ging zur Haustür und schlug kräftig mit der Faust dagegen.
Ich hätte jetzt eher vermutet, dass Mo es unauffällig löst und nicht vor der ganzen Nachbarschaft, immerhin ging es um den illegalen Handel von Drogen.
Der Mann machte auf und ich sah ein kurzes Anzeichen von Überraschung oder so. Es war nicht viel, nur ein kurzes zucken mit der Augenbraue, nicht mehr. Mo sah ihn ernst an, schob ihm beiseite und ging in das Haus. Ich stand wie versteinert draußen und konnte es nicht fassen, dass Mo den viel viel stärkeren Mann einfach beiseite drückte mit der Hand und das Haus betrat. Mo bedeutete mir mit einer Kopfbewegung ihm zu folgen und ich ging zögernd zu ihm. Der Mann schloss hinter mir dir Tür.
„Du hast einen Fehler gemacht.", begann Mo das Gespräch. Seine Stimme war leise, aber dennoch sehr bestimmt. Der Mann sah uns an.
„Du hast mir zu wenig geliefert, Mo.", antwortete er, wobei er den Namen mehr ausspuckte als wirklich sagte. Mo hob eine Augenbraue, so als wolle er sagen: „Wie bitte?" oder „Ich hoffe doch sehr für dich, dass ich mich verhört habe." oder so etwas ähnliches. Eine lange Pause entstand und Mo und der Mann sahen sich an. Streng, als würden sie sich mit ihren Blicken bekriegen. Ich kam mir ehrlich gesagt etwas dumm und nutzlos vor, als würde ich im Weg stehen oder sowas.
„Ich will das Geld oder die Drogen.", sagte Mo und durchbrach somit die quälende Stille. Der Mann fing an mit seinen Zähnen zu knirschen und sah uns beide finster an. Er überlegte.
„Ich will den Rest der Lieferung sehen Mo, ansonsten Zahl ich nicht."
Mo nickte verständnisvoll und stützte seine Hände in die Hüften.
„So so.", fing er an: „Aber du hast das so geschrieben. Deal ist Deal und wer sich nicht dran hält wird bestraft."
Der Mann wurde etwas Nervös und kramte einen 10er raus. Er hielt ihn Mo hin, aber Mo regte sich nicht. Wir alle wussten, dass das viel zu wenig war.
„Den Rest geb ich dir morgen.", sagte der Mann, anscheinend in der Hoffnung sich zu retten. Aber Mo war davon nicht beschwichtigt, ganz im Gegenteil, er wurde richtig pissig auf ihn.
„Das hier ist ein Tauschhandel und kein Flohmarkt!", schrie er ihn an. Jetzt war es vorbei mit der Ruhe. Der Mann sah ihn an und versuchte ruhig zu bleiben, aber innerlich war er sehr unruhig, ich sah es ihm an. Er biss sich auf die Lippe und fummelte an seiner Hose etwas herum.
„Ist gut Mo, ich kann dir das morgen alles zahlen, versprochen.", sagte der Mann, aber Mo reichte es. Wütend zog er seine Pistole und drückte sie dem Mann unter das Kinn. Mo machte das so schnell, dass der Mann keine Zeit hatte zum reagieren.
„Wo sind die Drogen?", fragte er und sah den Mann wütend an. Der Mann regte sich kaum und war jetzt wirklich nervös. Er zitterte leicht, etwas Angstschweiß auf der Stirn und das Schlucken wiesen auf Nervosität hin. Fasziniert von Mo's Dominanz, beobachtete ich die beiden sehr. Ich wollte auch Respekt, so wie Mo.
„Im Keller, aber angebrochen, ich brauchte was.", sagte er und ich hörte ein kaum vernehmbares Zittern aus seiner Stimme heraus. Berechtigt, denn kaum hatte er das ausgesprochen, drückte Mo ihm den Lauf der Pistole so doll gegen die Kehle, sodass er nicht mehr richtig atmen und schlucken konnte.
Plötzlich senkte Mo die Pistole, schoss, und hob sie wieder an den Hals vom Mann. Ich realisierte zuerst gar nicht was passiert war, erst als der Mann aufschrie und sein Bein hob, bemerkte ich es. Mo hatte ihm in den Fuß geschossen.
„Du bringst mir morgen trotzdem das Geld und wehe du rührst meinen Jungen noch einmal an!", sagte er drohend, steckte seine Pistole ein und ging zu mir. Der Mann hielt sich seinen Fuß und jaulte Laut vor Schmerzen.
„Komm Namik, wir haben noch Arbeit vor uns.", sagte Mo zu mir und nahm meine Hand. Ich sah ihn mit große Augen an und ging mit ihm zum Auto. Mein Körper zitterte und ich brachte kein Wort raus. Irgendwie wirkte das alles so unwirklich.
Ich stieg ins Auto und Mo fuhr los. Ich sah ihn an. Er war die Ruhe in Person und sah so aus, als wäre nichts passiert. Seine Hände waren ruhig, sein Blick konzentriert, aber dennoch entspannt. Es wirkte eher so, als wäre alle Anspannung von ihm gewichen.
Mo bemerkte meinen Blick und sah mich an. Er musterte mich und sah dann lächelnd wieder auf die Straße.
„Alles in Ordnung bei dir?", fragte er mich, ich nickte, obwohl ich gar nicht wusste wie es mir ging. Ich war froh, dass Mo das geregelt hat, aber irgendwie auch ängstlich und aufgewühlt, weil ich gesehen hab, wie er es geregelt hat.
„Ich war auch so, nach dem ersten Mal.", sagte er und sah mich kurz an: „Ich hab am ganzen Körper gezittert und die ganze Nacht lang wach im Bett gelegen, aber das vergeht. Genauso wie du, musste ich auch lernen, wie man sich Respekt verschafft und wie man sich durchsetzt. In diesem Milieu überlebt man nur, indem man Respekt und Angst verbreitet. Du schreibst die Regeln Namik. Wenn du nicht dafür sorgst, dass die Regel eingehalten werden, dann bricht Chaos aus, Anarchie."
Ich nickte nur stumm, dass was da eben geschehen war, schien mir noch immer unbegreiflich. Mo hatte einfach auf ihn geschossen. Ohne Vorwarnung. Ich empfand es als völlig übertrieben, aber ich wusste auch, dass Dealer so waren, wie sollten sie auch sonst sein? Dealer waren rau, normale Menschen waren Schmusekätzchen dagegen.

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