Mit einem dröhnenden Schädel wachte ich auf. Es war hell, deswegen kniff ich die Augen zusammen, um etwas zu erkennen. Wir waren in einer riesigen Lagerhalle oder sowas. Ich wollte meine Arme bewegen, aber es ging nicht, sie waren auf den Rücken gefesselt. Langsam gewöhnte ich mich an das Licht und erkannte wo ich war. Es war eine alte Fabrik und durch die riesigen Fenster schien Tageslicht hinein. Ich selber saß auf dem Boden und war an einen Stützpfeiler gefesselt. Davin war ein paar Meter weg, an einen anderen Pfeiler gefesselt. Ich suchte den Raum nach anderen Leuten ab, aber hier war niemand. Das war meine Chance im nach Hilfe zu rufen. Ich wollte meinen Mund aufmachen um zu schreien, aber es ging nicht. Ein dicker Streifen Klebeband war über meinen Mund. Ich versuchte trotzdem zu schreien und meine Hände aus den Fesseln zu ziehen, aber ich hörte schon bald wieder auf. Ich hatte keine Chance, wahrscheinlich waren wir mitten im nirgendwo und weit und breit war keine Menschenseele. Höchstwahrscheinlich war das Gelände von einem großen Zaun umgeben, wo „betreten verboten", oder „Sperrgebiet" oder sowas drauf stand.
Mir tat alles weh und ich erinnerte mich wieder. Die Männer hatten mit einem Schneidbrenner die Tür geöffnet. Ich werde niemals vergessen wie der Mann triumphierend Grinste und sagte: „Jetzt haben wir Mo in der Hand."
Ich hatte mich gewehrt. Ich bin auf den Mann losgegangen und hatte ihm ins Gesicht geschlagen. Daraufhin hat der Mann mich auf den Boden geschubst und auf mich eingetreten. Ich versuchte aufzustehen und mich zu wehren, aber es ging nicht und die Tritte gingen auf mich ein und Davin schrie und ich schrie auch. Und dann schossen Schmerzen durch meinen Kopf und alles wurde Schwarz.Eine Tür ging auf und Männer kamen rein. Den einen erkannte ich, dass war der, der mich geschlagen hatte. Ich sah rüber zu Davin, der war aber noch immer bewusstlos.
Es waren viele Männer die rein kamen, 20 oder 30 Stück und der protzige Kerl, musste der Anführer sein. Anders ging es gar nicht, die respektvollen Blicke der anderen verriet es. Er ging auf mich zu und kniete sich vor mich.
„Hallo Namik.", sagte er. Ich erschrak mich, dass der Mann meinen Namen wusste, aber der andere hatte ihn ja auch gewusst. Der Anführer lachte leise, legte seine Hand an meinen Unterkiefer und drehte meinen Kopf zur Seite. Mein Herz schlug heftig und ich hatte eine riesige Angst. Der Anführer hatte Tattoos und sah sehr gefährlich aus. Er musste gefährlich sein, ansonsten hätte Mo nicht versucht uns vor denen zu verstecken.
„Du darfst ruhig Angst haben. Angst ist gut, sie macht dich wachsam. Mal sehen wann Mo kommt, aber ich denke bald.", sagte er mit einer sehr ruhigen Stimme und einem dreckigen Grinsen. Ich wollte was sagen, aber es ging nicht. Er lachte leise, beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: „Spar dir deine Kräfte Kleiner, du wirst sie noch brauchen."
Mir blieb gefühlt mein Herz stehen. Ich verstand die Drohung, er wollte uns wehtun. „Nein! Mach mit mir was du willst, aber lass Davin in Ruhe!", wollte ich rufen, aber es kam nur was unverständliches heraus und der Anführer lachte amüsiert.
Die Männer lachten und tranken etwas. Davin wachte irgendwann auf und ich sah an seinen Augen, wie er am liebsten bei mir wäre. Die Männer wurden immer betrunkener und Davin und ich beobachteten sie dabei. Sie lachten immer mehr, fingen an etwas zu tanzen und zu singen und machten sich einen Spaß daraus die Bierdeckel nach uns zu schmeißen.
Und dann kam der Anführer zu mir, er kniete sich vor mich und sah mir in die Augen. Er roch etwas nach Alkohol, aber nur sehr wenig. Ich glaube auch, dass er der nüchternste auf der ganzen Party war. Er riss mir das Klebeband aus dem Gesicht und lachte, als ich aufjaulte. Es war ja nicht nur der Schmerz auf meiner Haut, sondern auch meine Kopfschmerzen.
„Wie geht es dir?", fragte er mich, ich war etwas verwirrt über die Frage und war mir echt nicht sicher, ob die wirklich ernst gemeint war.
„Kopfschmerzen.", sagte ich knapp und auch recht leise, weil es mir echt schlecht ging deswegen. Mir war schwindelig und übel.
„Das legt sich mit der Zeit.", sagte der Anführer und setzte sich neben mich. Er sah zu den Männern rüber, als würde er kurz in Gedanken versinken.
„Lasst Davin in Ruhe. Macht mit mir was ihr wollt aber lasst meinen kleinen Bruder bitte.", sagte ich nach einer Zeit. Der Anführer sah mich an und sagte eiskalt: „Nein."
Ich sah ihn fassungslos an.
„Warum? Bitte. Ich mach alles."
„Nein. Dein kleiner Bruder muss dran glauben, wenn du nicht reichst.", antwortete er. Ich fing an an meinen Fesseln zu ziehen und verzog mein Gesicht vor Schmerzen. Meine Handgelenke taten schrecklich weh, eigentlich tat alles weh.
„Lass gut sein, du kommst da nicht raus."
Ich sah ihn an, er hatte recht, es gab keinen Weg hier raus. Nur Mo konnte uns helfen.
Plötzlich klingelte ein Handy. Alle verstummten und sahen zum Anführer. Er nahm sein Handy in die Hand und sah drauf. Mo rief an.
„Na.", sagte der Anführer mit einem Grinsen im Gesicht, als er dran ging. Ich verstand nicht was Mo sagte, das Handy war viel zu leise. Der Anführer sah mich an und sagte dann: „Du willst ihn hören? Na gut."
Mit diesen Worten packte er an mein Bein und drückt auf einen blauen Fleck. Ich schrie auf und versuchte mich zu wehren, aber er hörte nicht auf.
„Hör auf! Bitte!", schrie ich und Tränen stiegen mir in die Augen. Der Anführer ließ los und grinste zufrieden. Mo sagte irgendwas ins Telefon woraufhin der Anführer lachte.
„Ich bring die beiden um, wenn ich nicht bald meine Lieferung zurück bekomme.", sagte er und legte auf. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich wollte nicht sterben.
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Namik
Teen FictionIhr Vater schlägt sie und hat oft Wutausbrüche. Als der große Bruder vom Vater totgeschlagen wurde, muss Namik die Stelle vom großen Bruder einnehmen. Er flieht mit seinem jüngeren Bruder Davin und kämpft um deren Überleben, denn es gibt viele gefäh...