Kapitel 16

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Ich wartete im Auto und Mo brachte den Jungen runter. Er zitterte und wirkte ängstlich. Mo schnallte ihn auf dem Rücksitz an und stieg dann selber ein. Ich sah nach hinten zu dem Junge. Er sah mich auch an, sein Blick wirkte so, als wolle er, dass ich ihm helfe.
„Was ist mit ihm?", fragte ich Mo, er sah mich streng an und brachte mich mit seinem Blick zum schweigen. Er wollte nicht, dass ich es wusste. Dann musste es was schlimmes sein, anders konnte es nicht sein.
Mo fuhr los und die Autofahrt war bedrückend Still. Ich sah hin und wieder nach hinten zu dem Jungen, aber er wich jedesmal meinem Blick aus, sobald Mo bemerkte, dass der Junge auch zu mir sah. Mo unterdrückte den Jungen, anders konnte es gar nicht sein.
Mo hielt an, mitten in einem Wohnviertel. Es erschien mir etwas seltsam, aber ich stieg mit ihm aus. Mo packte grob den Jungen und ging zu einem Haus. Er kramte einen Schlüssel hervor und schloss auf.
„Ist das dein Haus?", fragte ich ihn, Mo nickte stumm und ging mit dem Jungen rein. In dem Haus gab es mehrere Wohnungen, aber Mo ging in keine Wohnung, er ging in den Keller. Ich folgte ihm und bemerkte, wie der Junge anfing sich gegen Mo wehren zu wollen. Mo musste ihn die Treppe runter ziehen, damit er ihm folgte.
Im Keller öffnete er eine Tür und ein Zimmer kam zum Vorschein. Hier war ein kleines offenes Bad, eine Bett und ein Kleiderschrank.
„Willst du ihn etwa hier einsperren?", fragte ich ihn und folgte ihm in das Zimmer.
„Ja", sagte Mo.
„Nein!", schrie plötzlich der Junge los und fing an sich gegen seinen Griff zu wehren. Aber der Junge hatte kaum Kraft und keine Chance sich gegen Mo zu wehren.
„Hilf mir!", rief der Junge und sah zu mir. Tränen waren in seinen Augen und ich sah die pure Angst in seinem Gesicht. Ich war komplett überfordert mit der Situation und stand wie versteinert da. Ich sah den Jungen einfach nur an und tat nichts.
Grob packte Mo den Jungen am Hals und drückte ihn gegen die Wand. Der Junge krallte sich seinen Arm und atmete schwer. Mit seinen panikerfüllten Augen sah er Mo direkt in die Augen.
„Ich hab dir doch gesagt, dass du schweigen sollst!", zischte Mo wütend und drückte doller zu. Der Junge fing an nach Luft zu schnappen.
„Lass ihn! Es reicht!", rief ich. Ich konnte nicht zusehen wie Mo ihn umbrachte.
„Halt dich daraus!", wies er mich scharf zurecht, ohne den Blick von dem Jungen zu nehmen. Der Junge zappelte und wurde immer panischer.
„Du bringst ihn noch um!", rief ich. Mo ignorierte mich und machte weiter. Ich zog an seinem Shirt. Ohne Vorwarnung schlug er mir den Ellbogen gegen den Kopf. Ich fiel auf den Boden und mein Kopf dröhnte.
„Du sollst dich daraus halten Namik!", schrie er mich an. Ich sah zu den beiden hoch und sah wie der Junge kaum noch Kraft hatte und ihn grad so noch sein Überlebenswille bei Bewusstsein hielt und gegen Mo kämpfte.
„Bring ihn nicht um, bitte!", rief ich verzweifelt und dann hörte der Junge auf sich zu wehren und seine Arme fielen schlaff herunter. Mo ließ ihn los und er fiel auf den Boden. Ich wurde kreidebleich im Gesicht und war wie versteinert.
„Er ist nicht tot, nur ohnmächtig.", sagte Mo und sah mich an. Aber das alles war zu viel für mich und ich sah nur auf den Jungen und ich konnte auch nicht aufhören ihn anzustarren.
„Namik", sagte Mo und packte mich am Arm. Ich erschrak mich und schlug seine Hand weg.
„Fass mich nicht an!", schrie ich ihn an. Mo sah mich an, akzeptierte aber meinen Wunsch und nahm den Jungen auf den Arm.
„Ich wusste, dass du das nicht verkrafen würdest? Deswegen hab ich dir auch nie was gesagt.", sagte Mo und legte ihn aufs Bett.
„Warum hast du mich dann überhaupt mitgenommen?"
Mo sah mich an und musterte mich streng, so als würde er sagen wollen, dass ich die Antwort doch schon kennen würde.
„Du warst zu neugierig Namik, deswegen.", sagte er und fesselte die Hände des Jungen mit Handschellen ans Bett. Ich sah ihn an, so oft hatte ich doch gar nicht nachgefragt.
„Glaubst du etwa, dass ich es nicht bemerke, wenn du meine Sachen heimlich durchsuchst?", fragte er mich und sah mich an. Ich schluckte schwer. Mo ging zu mir und streckte mir seine Hand entgegen. Zögernd nahm ich sie und Mo zog mich auf die Beine. Sie zitterten und wollten noch nicht so ganz wieder richtig arbeiten. Mo nahm mich in den Arm und drückt mich fest. Ich sah ihn an, die ganze Situation verwirrte mich jetzt irgendwie.
„Ich will wissen, was du mit dem Jungen machst.", sagte ich.
„Das sag ich dir irgendwann später.", sagte Mo und lies mich los.
„Ich will es aber jetzt wissen.", erwiderte ich, aber Mo schüttelte den Kopf.
„Warum nicht?", hakte ich nach. Mo sah mich an und antwortete: „Weil du erst einmal das hier verstehen musst."
Und dann drehte er mir einfach den Rücken zu und beendete unser Gespräch damit. Mo sah zum Jungen und strich ihm durchs Haar.
„Wir bleiben noch bis er aufwacht.", sagte Mo und setzte sich aufs Bett. Ich setzte mich auch aufs Bett, aber auch nur, weil man sich sonst hier nirgends hinsetzen konnte.
„Hat er einen Namen?", fragte ich Mo, er sah mich an und lächelte dann, aber weil er meine Frage lustig fand und nicht weil er einfach glücklich war oder so.
„Er brauch keinen Namen zu haben Namik.", antwortete er.
„Was unterscheidet ihn denn von mir oder Davin?! Warum brauch er keinen Namen!?", rief ich. Die Aussage machte mir irgendwie Angst. Als wäre der Junge ein Objekt und kein Mensch.
„Das reicht Namik. Du musst nicht mehr wissen.", sagte Mo streng und seine Miene verfinsterte sich.
„Doch!", rief ich und sah ihm wild entschlossen tief in die Augen. Er schien etwas überrascht zu sein und schmunzelte etwas. Wir sahen ins an, lange und jeder von uns hielt dem Blick des anderen stand.

NamikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt