Kapitel 20

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Sie ließen uns hungern. Sie brachten uns gerade so genug essen, damit wir überlebten, aber nicht mehr. Sie wollten uns schwach machen, das wusste ich. Uns unsere Kraft und unsere Hoffnung auf Freiheit nehmen. Meinem Körper fiel es auch dementsprechend schwer sich von den Verletzungen zu erholen. Den Überblick über die Tage hatten Davin und ich schon lange verloren, da hier kein Tageslicht hereinschien.
„Namik?", fragte Davin mich, seine Stimme war leise und klang erschöpft.
„Glaubst du wir sterben hier?"
„Nein.", antwortete ich. Ich sah keinen Sinn darin, dass man uns hier zum Sterben einsperrte. Wahrscheinlich wollten sie uns verkaufen. Eine andere Erklärung fand ich hierfür nicht.
Auf einmal hörte ich wie Schritte sich näherten. Für das Essen war es zu früh. Die Tür öffnete sich und der Chef kam zum Vorschein. Er kam rein und musterte ihn. Hinter ihm kam noch wer rein, Davin und ich erstarrte als wir den Mann erkannten. Es war Mo.
„Das sind die beiden?", fragte er den Chef, dieser nickte. Mo betrachtete uns kühl. Davin krallt sich an mich, ich spürte wie er Angst hatte. Ich hatte auch Angst. Mo war hier, bei einem Typen der mit Menschen dealte. Ich wusste nicht ob das hier ein Segen oder ein Fluch sein sollte. Entweder würde Mo uns retten oder er würde, was ich eher glaubte, uns kaufen und misshandeln, so wie er es mit dem Jungen getan hatte.
Plötzlich packte Mo Davin und zog ihn zu sich.
„Nein! Fass ihn nicht an!", rief ich und packte gerade so noch Davin's Hand. Mo ignorierte mich und packte Davin vor meinen Augen in den Schritt. Ich war geschockt als ich das sah, Davin genauso. Wir beide waren wie erstarrt. Mo lies von ihm ab und sah mich an. Er zog mein Shirt hoch und drückte auf eine geprellte Rippe. Ich schrie auf und drehte mich weg. Als hätte Mo das vorhergesehen, packte er mir an den Arsch und versuchte mit seinen Fingern, durch meine Hose durch, in meine Arschritze zu kommen. Ich zuckte zusammen und spannte meinen Hintern an. Mo machte mir eine riesige Angst, er sollte weggehen. Bei dem Gedanken von ihm misshandelt zu werden, drehte sich der Magen bei mir um. Tränen stiegen mir in die Augen und ich fing an zu zittern.
Mo nahm seine Hand weg und sagte: „Ich denke ich nehm die beiden. Aber ich will rabat, weil der ältere verletzt ist. Der Chef nickte.
„Na gut, nur weil du hier Stammkunde bist.", sagte er. Bei den Wort "Stammkunde" dachte ich, dass mein Leben jetzt nun wirklich vorbei ist. Mo war wirklich ein Pedophiler, der Kinder vergewaltigte und umbrachte. Ich sah zu Davin, er saß vor dem Bett und war kreidebleich mit Tränen in den Augen. Leise schluchzte er.
Grob fesselte der Chef mit und Davin die Hände auf den Rücken mit Kabelbinder und brachte uns mit Mo hoch. Davin war dicht bei mir und zitterte vor Angst.
„Ich beschütz dich.", sagte ich leise zu ihm.
„Ruhe!", schrie Mo und sah uns finster an. Wir verstummten und gingen mit ihm raus. Vor der Tür parkte sein Auto. Wir mussten uns in den Kofferraum legen. Wir hörten noch kurz wie Mo mit dem Chef redete und dann fuhr er los. Davin fing an zu weinen und auch mir stiegen Tränen in die Augen. Mo war für uns ein netter Mensch gewesen, wir fühlten uns verraten, alleingelassen und hilflos. Für uns war jetzt alles vorbei.
Wir weinten die ganze Fahrt lang und dann hielt er an. Wir beruhigten uns etwas und horchten. Mo stieg aus und machte den Kofferraum auf. Finster sah er uns beide an, wie wir da verheult vor ihm lagen.
„Ihr habt echt Glück, dass ich euch gefunden hab.", murrte er, er schien wütend zu sein. Mo half uns aus dem Kofferraum raus, brachte uns rein ins Wohnzimmer und setzte uns aufs Sofa. Streng sah er uns beide an. Davin hatte noch immer Angst und rutschte eng an mich ran.
„Ich musste euch anfassen, ansonsten hätte er gewusst, dass ich euch aus emotionalen Gründen haben will und hätte den Preis irre hoch gedreht.", sagte er und setzte sich auf den Couchtisch vor uns beiden.
„Mach uns los.", sagte ich, meine Stimme zitterte heftig. Mo nickte.
„Aber nur unter einer Bedingung, du musst mir das Geld zurück zahlen, was ich für euch ausgegeben hab."
Ich nickte und Mo stand auf und schnitt die Kabelbinder durch.
„Ihr seid mir zwei, als ob ich euch beiden wehtun könnte.", sagte er und fing an zu Lachen. Dann ging er in die Küche und machte Kakao. Davin und ich waren verwirrt über sein Verhalten, aber auch froh, dass er uns nichts antat und wir in Sicherheit waren.
„Vertraust du ihm?", flüsterte Davin mir leise zu.
„Ja, ich denke schon.", flüsterte ich zurück und nahm ihn in den Arm. Er zitterte noch immer.
Mo kam wieder und stellte uns den Kakao auf den Couchtisch. Wir beide sahen ihn nur stumm an, als wäre er ein Fremder.
Mo setzte sich auf den Sessel gegenüber von uns und sah uns auch an, als würde er etwas von uns erwarten. Aber keiner sagte was und dann brach Mo das schweigen und sagte: „Ihr könnt froh sein, dass ich eure Sachen gefunden hab, ansonsten hätte ich nie nach euch gesucht."
Ich nickte und ließ Davin los.
„Danke dass du uns da raus geholt hast.", sagte ich und nahm mir meinen Kakao. Er war angenehm warm, genau die richtige Temperatur.
„Dachtet ihr wirklich, dass ich euch wehtun würde?", fragte er weiter. Ich sah beschämt auf meinen Kakao. Ja, ich dachte es, aber tief im inneren hatte ich daran gezweifelt.
„Es tut mir leid, ich hatte Angst um Davin.", sagte ich leise, Mo nickte.
„Du hast versucht wie ein Vater für uns zu sein und dann haben wir das erfahren... wir dachten du würdest uns genauso wehtun wie unser richtiger Vater.", sagte ich leise und wieder nickte Mo nur. Dann stand er auf und holte uns Toastbrot und Nutella.
„Ihr habt bestimmt Hunger. Erholt euch und dann könnt ihr in ein paar Tagen wieder arbeiten.
„Danke.", sagte ich und schmierte mir mein erstes Nutellabrot.
„Danke.", sagte auch Davin und griff auch nach dem Toast und dem Nutellamesser. Mo lächelte und es schien alles wieder so zu sein wie beim alten.

NamikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt