Kapitel 18

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Eng aneinander gekuschelt langen wir auf dem harten Boden in einer kleinen Gasse, wo der Wind durchpfiff. Wir zitterten heftig und unsere Zehen waren schon längst taub. Das hier war die erste Nacht auf der Straße und es fiel uns jetzt schon schwer. Wir hatten den ganzen Tag lang nach einem Schlafplatz gesucht und dann waren wir so müde, dass wir einfach die kleinste Gasse genommen hatten und gehofft hatten, dass sie einigermaßen Schutz bot.
„Namik, mir ist so kalt.", sagte Davin und ich sah die Tränen in seinen Augen.
„Wir schaffen das, morgen Nacht finde ich was warmes für uns.", sagte ich und zog seinen Schlafsack weiter zu. Davin nickte, aber ich wusste, dass er furchtbar litt.

Ich musste eingedöst sein, denn als ich aufwachte, war die Laterne in der Gasse auf und vor uns standen 3 Männer.
„Der Kleine ist ja wach.", hörte ich den Mann sagen und er fing an zu grinsen. Alle Männer grinsten plötzlich und ich bekam Angst.
„Was wollte ihr?", fragte ich, meine Stimme zitterte vor Kälte. Der Mann lachte und kniete sich neben mich. Ich wich zurück und fasste an Davin's Schlafsack.
„Wir wollen euch.", sagte der Mann und packte mich am Arm. Ich wollte mich wehren, aber meine Gelenke waren einfach zu kalt und zu steif. Der Mann grinste nur und ich sah, wie die anderen beiden Männer Davin packten. Er wurde wach und bekam Angst und schrie.
„Nein! Lasst ihn!", schrie ich und wollte zu ihm, aber der Mann hatte mich fest im Griff. Grob drückte er mich auf den Boden und fesselte mir meine Hände auf den Rücken mit Kabelbindern. Sie taten weh und ich hatte keine Chance mich zu wehren.
„Namik!", schrie Davin plötzlich. Ich drehte meinen Kopf und sah wie einer der Männer Davin die Füße zusammen band.
„Lasst uns gehen!", rief ich und versuchte mich zu drehen, aber der Mann kniete auf meinem Rücken und ließ mir keine Chance mich zu wehren. Wir hatten verloren. War das jetzt das Ende? Würden die Männer uns misshandeln und dann würden wir unter Qualen sterben? Noch nie im meinem Leben hatte ich solch eine Angst.
Die Männer brachten uns zu einem Auto und zwangen uns, in den Kofferraum zu legen. Als der Kofferraum zuflog stiegen mir Tränen in die Augen. Ich wollte so nicht sterben. Wegen mir würden jetzt ich und Davin sterben.
„Namik.", hörte ich meinen Brüder flüstern, ich hörte wie seine Stimme vor Angst zitterte.
„Alles wird gut.", sagte ich, aber meine Stimme zitterte genauso schlimm und wir beide wussten, dass jetzt einfach nur noch alles schlimmer werden würde.
„Es tut mir leid Davin, dass ist alles meine Schuld.", brach es aus mir heraus und ich fing an zu schluchzen. Davin fing auch an zu weinen und drückte seinen Kopf an meine Brust. Die Männer nahm ich kaum noch war, ich merkte nur wie wir fuhren und wir bei jeder Kurve und jedem bremsen oder anfahren, umher rutschten. Wir beruhigten uns etwas und ich hätte mir am liebsten gewünscht, ewig umher zu rutschen, einfach in nie wieder von den Männern angefasst zu werden. Der Kofferraum war warm, irgendwann würden wir verhungern, aber das war noch immer besser als zu verbluten oder sowas.

Der Wagen hielt an und wir hörten wie die Männer ausstiegen. Der Kofferraum öffnete sich und die drei Männer sahen uns an. Grob zogen sie uns aus dem Kofferraum raus und brachten uns in ein altes verkommenes Haus. Die Fenster waren dreckig und an den Hauswänden war Graffiti. Die Männer brachten uns rein und führte uns in einen Keller. Das erinnerte mich etwas an Mo und den Jungen und ich merkte, wie sehr ich Mo doch brauchte.
„Mo wird euch fertig machen, wenn ihr uns nicht gehen lasst.", sagte ich. Eigentlich wollte ich es gar nicht laut sagen, aber es passierte. Der Mann neben mir fing an zu Lachen und die anderen lachten mit.
„Mo würde niemals sauer sein, nur weil wir unseren Job machen.", rief er lachend und öffnete eine Tür. Es lag eine Matratze drin, an der Wand war ein Waschbecken und darunter stand ein Eimer mit einem Deckel.
Grob schubste mich der Mann in den Raum und ließen sie auf den Boden fallen.
„Lasst uns gehen!", rief ich und versuchte aufzustehen. Der Mann aber ignorierte mich und schloss die Tür wieder.
„Namik!", hörte ich Davin leise wimmern. Ich drehte mich um und kroch zu ihm hin.
„Geht es?", fragte ich ihn. Er blieb stumm und schluchzte. Ich rutschte runter zu seinen Händen und sah mir den Kabelbinder an. Er saß viel zu fest und seine Hand war weiß
„Ich mach das ab und dann finden wie einen Weg hier raus.", sagte ich und biss in den Kabelbinder. Ich kaute wirklich lange darauf herum, aber ich schaffte es irgendwann ihn durchzubeißen. Davin nahm sofort seine Hände nach vorne und drehte sich zu mir. Er nahm mich fest in den Arm.
„Danke.", sagte er und lies mich los.
„Kein Ding, machst du meine auch ab?", antwortete ich und küsste ihm auf dem Kopf. Davin nickte und rutscht runter. Ich drehte ihm den Rücken und er fing an an meinem Kabelbinder herum zu kauen.

Als wir von unseren Fesseln befreit waren, legten wir uns auf die Matratze und kuschelten uns eng aneinander. Es dauerte lange, aber schließlich schafften wir es doch, einzuschlafen.

NamikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt