Kapitel 13

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Heute ist es genau ein Monat. Einen ganzen Monat leben wir schon bei Mo. Davin ist gesund und hilft fleißig im Haushalt, während ich mich mit den Lieferungen herumschlug. Wir konnten uns nicht beklagen, wir hatte ein Dach über den Kopf, sogar ein eigenes Zimmer. Keiner schrie uns an oder schlug uns. Mo wurde selten laut und wenn er laut wurde, dann nur, weil er sich über irgendetwas aufregte. Aber er schrie nie uns an. Mo war ein guter Vater für uns, ein besserer als unser echter. Trotzdem fiel es mir irgendwie schwer ihm zu vertrauen. Klar, er beschützte uns und war recht streng was Ordnung und Manieren anging, er erzog uns gut, dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass er uns was verheimlichte. Irgendetwas ging in diesem Mann vor. Ich hatte ihn einmal darauf angesprochen, aber er meinte, ich würde mir das nur einbilden und dass er mir nichts verheimlichen würde. Es viel mir schwer, dass zu glauben und ich konnte es auch nicht glauben. Manchmal war er weg und ich merkte, dass etwas anders war. Sein ganzes Verhalten und alles an ihm war anders. Er musste ein Geheimnis haben. Die Frage war nur, warum erzählte er es uns nicht? Wollte er uns schützen oder war es ein so dunkles und verdorbenes Geheimnis, dass wir anschließend Angst vor ihm hätten.
Sowas schießt mir durch den Kopf, während ich zu einem Kunden lief. Schon seltsam. Naja, jetzt muss ich mich erst einmal auf den Kunden konzentrieren. Mo hatte gesagt, ich solle vorsichtig sein, da es neue Kunden sind und die wohl recht grob seien. Ich ging um ein Haus herum und stieg die Treppe zum Keller hinab. Ich klopfte dreimal gegen die Tür und wartete. Es war still und kalt, und es brauchte eine Weile bis jemand kam. Es waren laute Schritt. Die Tür wurde schwungvoll aufgemacht und hätte mich glatt erschlagen, wenn ich nicht auf der Treppe noch gestanden hätte. Heraus trat ein muskelbepackter bärtiger Mann mit einem Haufen Tattoos auf den Armen. Seine Arme konnte ich sehen, da er nur ein Unterhemd und eine Jeans trug. Er wirkte so, als würde er gerade arbeiten oder herum tüfteln.
„Zeig her!", befahl er mir ruhig und recht leise, aber in solch einem Tonfall, dass es mich einschüchterte und ich ohne groß nachzudenken das Päckchen unter meiner Jacke hervorholte. Der Mann nahm es sofort an sich und sah es prüfend an.
„Das ist alles?", fragte der Mann und sah mich grimmig an.
„Ja, mehr hatten Sie nicht bestellt.", stammelte ich. Dieser Mann schüchterte schon mit seinem Auftreten mich ein, aber wenn er so grimmig fragte, war Ende. Plötzlich packte er mich am Kragen und drückt mich an die Wand. Ich war so überrascht und es ging auch so schnell, dass ich mich nicht wehren konnte.
„Ich will den Rest haben! Ansonsten bezahl ich nicht!", knurrte er bedrohlich. Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde und meine Hände zitterten. Mein Herz raste vor Angst und mir steckte ein so großer Klos im Hals, dass mir das Atmen schwer viel. Irgendwie schaffte ich es aber trotzdem einen Ton herauszubringen.
„Sie müssen trotzdem diesen Teil bezahlen oder ich muss es wieder mitnehmen.", brachte ich es kleinlaut hervor. Meine Stimme klang kläglich. Ich sah wie die Ader an seiner Schläfe dick wurde und sein Gesicht anfing rot zu werden. Vor meinem inneren Auge sah ich schon die Faust in meinem Gesicht und diese Faust, würde mir meinen Kiefer zertrümmern.
Der Mann kam meinen Gesicht näher, sodass er mich fast berührte und presste wütenden zwischen seinen Zähnen hervor: „Vergiss es!"
Dann spuckte er mir uns Gesicht und schubste mich auf die Treppe. Ich schrie erschrocken auf und als ich aufsah, sah ich nur noch wie die Kellertür laut ins Schloss knallte.
Ich rappelte mich auf und zitterte am ganzen Körper. Das Laufen fiel mir schwer, so doll zitterte ich. Irgendwie schaffte ich es zu Mo zurück zu laufen und ich hatte Angst. Ich hatte solche Angst Mo zu sagen, dass ich kein Geld bekommen hab, dass ich am liebsten auf der Straße geblieben wäre.
Ich klopfte an die Tür, ich hörte wie Mo kam und ich sah wie er die Tür aufriss und auf mich herabblickte. Er packte mein Kinn und drehte meinen Kopf zur Seite.
„Wer war das?!", fragte er in einem sehr strengen Tonfall. Ich wollte antworten, aber konnte es irgendwie nicht, mir steckte noch immer dieser Klos im Hals.
„Was ist passiert Namik!? Los! Sag es!", hakte er nach, sehr eindringlich und ernst. Er kniete sich hin und sah mir in die Augen.
„Der Mann, er hat gesagt, dass er mehr kriegen würde und gesagt dass er nicht bezahlt wenn ich ihm nicht den Rest gebe. Ich hab ihm gesagt das ich das Geld haben will oder das Paket.", sagte ich, meine Stimme klang heiser und zitterte heftig.
„Und dann?", fragte er weiter.
„Er hat mir ins Gesicht gespuckt und auf die Treppe geschubst.", fuhr ich fort und sah ihn an.
„Gut, ich kümmer mich darum.", sagte er. Mo schien mir gar nicht böse zu sein irgendwie. Er stand auf und ging ins Haus, ich folgte ihm und schloss hinter mir die Tür.
„Ich werd ihn fertig machen! Ich werd ihn fertig machen!", hörte ich ihn immer wieder wütend vor sich hin murmeln.
„Was hast du vor?", fragte ich ihn während ich ihm ins Wohnzimmer folgte. Mo antwortete nicht und fing an Bücher aus dem Regal zu räumen. Nach einigen Büchern öffnete er, an der Rückwand vom Regal, ein Fach und zog eine Pistole daraus. Er steckte sie sich in den Hosenbund und drehte sich zu mir.
„Du kommst mit, du sollst lernen wie so etwas gehandhabt wird, irgendwann wirst du nämlich groß genug sein, um selber dir Respekt zu verschaffen.", sagte er mit einem todernstem Blick. Ich sah ihn überrumpelt an und wusste nicht so recht, ob mir das gefallen sollte oder ob ich Angst haben sollte.
„Keiner tut euch was an, dafür sorge ich. Ihr beide steht unter meinem Schutz.", rief er wütend durchs Haus und zog sich Schuhe an.
Davin kam um die Ecke und sah uns an.
„Was ist passiert?", fragte er. Ich wollte antworten, aber Mo war schneller.
„Jemand hat deinen Bruder verletzt, ich sorge dafür, dass er es nie wieder tut. Keiner tut euch weh!"
Davin sah uns beide mit großen Augen an und sagte nichts mehr. Dann ging ich mit Mo.

NamikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt