Nia hörte wie sich die Tür hinter ihr schloss und stand langsam auf. Lucy kam bereits angerannt und nahm sie in den Arm.
"Keine Sorge. Es wird alles wieder gut."
Sie weinte nicht, liess keine Regung erkennen und dennoch hatte ihre Schwester das Gefühl, sie trösten zu müssen. Nia schob sie von sich und sah sie an.
"Mir geht's gut, Lucy. Mach dir keine Sorgen."
Jackie löste sich aus der Masse der Mädchen und blickte fragend zu Nia.
"Was wollte Red von dir?"
Nia zuckte mit den Achseln. Sie wagte es nicht die anderen anzusehen, zu sicher war sie sich, dass ihr Blick zu viel preisgeben würde.
"Ich weiss es nicht. Er kam nicht wirklich zur Sache. Die anderen hatten irgend ... irgendein Problem." Lucy wollte ein weiteres Mal den Arm um sie legen, doch Nia wich vor ihr zurück. "Bitte. Lass mich einfach für einen Moment in Ruhe. Ich ..."
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment wurde die Tür geöffnet. Sie konnte es sich nicht verkneifen und blickte erwartungsvoll zur Tür. War es nicht verrückt, wie sehr sie sich wünschte, er würde sie wieder holen? Doch stattdessen trat Trash in den Raum, in den Armen ein Mädchen. Ihre Haare hatten einen rotbraunen Stich und ihr Blick war friedvoll als würde sie schlafen, aber sie war bewusstlos.
Trash grinste in die Runde und liess das Mädchen fallen.
"Begrüsst eure neue Freundin."
Mit einem gehässigen Lachen verliess er wieder den Raum. Dieses Lachen hatte nichts mit dem rauen, warmen Lachen von Red gemeinsam. Naja, andere würden es eher als unterkühlt bezeichnen anstelle von warm, doch Nia empfand es als solches.
Alle Mädchen sahen zu der Neuen, doch niemand ging zu ihr. Nia sah eine nach der anderen an, ehe sie einen Schritt auf das bewusstlose Mädchen zu machte.
"Willst du dich wirklich mit ihr anfreunden und ihr helfen? Sie wird sowieso bald sterben."
Das kam von dem Mädchen, das ebenfalls für Lucy gestimmt hatte und Nia nach Tirras Tod böse gemustert hatte. Nia verdrehte die Augen und kniete sich neben das Mädchen.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie überall leichte Schrammen im Gesicht aufwies. Sie hielt ihre Hand leicht über den Mund der Neuen und bemerkte erleichtert, dass sie noch immer atmete. Die Anderen hatten sich wieder abgewandt und auch Jackie und Lucy waren wieder unter sich. Nia sah die beiden schockiert an.
"Denkt ihr wirklich, ich wäre eine Ausnahme gewesen? Dass ihr jetzt wieder die Neue wählen könnt? Da irrt ihr euch! Sie wird bestimmt nicht zur Wahl stehen."
Nia erhob sich und lief in das kleine angrenzende Bad. Überall suchte sie nach einem Lappen, doch sie fand keinen. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und ging zur Tür. Alle sahen sie gespannt an und ohne zu zögern klopfte Nia an die Tür.
Sie konnte durch die Tür hindurch hören wie die Jungs anfingen zu streiten, wer von ihnen die Tür öffnen sollte. Auf einmal hörte sie das drehen des Schlosses und dann stand Pacho vor ihr.
Zum allerersten Mal fiel ihr auf wie schön seine Augen waren. Sie waren grün mit einem leichten grau Stich und wurden urplötzlich durch strahlend braune Augen ersetzt. Beinahe hätte sie geseufzt, denn ihr war klar, dass es nur Einbildung war und nicht Red vor ihr stand.
"Was willst du?"
Pachos Stimme war unterkühlt und es war offensichtlich, dass es bloss gespielt war, doch Nia verschwendete keinen Gedanken daran.
"Lappen. Ich brauch einen Lappen. Die Neue hat überall Schrammen im Gesicht und die könnten sich entzünden, falls man sie nicht reinigt."
Pacho sah sie einfach nur an und Nia wollte bereits ihre Bitte wiederholen, als Major ihr einen Lappen hin hielt. Das Lächeln, das er ihr schenkte, war echt und passte überhaupt nicht an diesen Ort.
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MONSTERS - Let The Game Begin
Mystery / Thriller«Eine letzte Träne lief Nia über die Wange und sie wischte sie nicht weg, sondern lies sie trocknen. Es war nicht einfach die letzte Träne für die nächste Stunde oder den ganzen Tag. Nein ... Es war die letzte Träne für eine weitaus längere Zeit. Es...