Lucy lief ungeduldig im Zimmer auf und ab. Sie hatte geschrien und gegen die Tür gehämmert, doch keiner wollte ihr sagen, wie es ihrer Schwester ging. Was wenn sie bereits tot war, wenn er sie einfach umbrachte, anstatt ihr zu helfen? Sie ging ein weiteres Mal zur Tür und hämmerte mit voller Kraft dagegen.
"Sagt mir auf der Stelle was mit meiner Schwester los ist?! Ich will zu meiner Schwester!!!"
Ihre Hände waren vom Gehämmere bereits ganz Wund und an manchen Stellen blutig. Jackie legte ihr besorgt eine Hand auf die Schulter und zog sie von der Tür weg.
"Sie werden dir nichts sagen, Lucy. Ganz egal, wie oft du noch gegen diese Tür hämmerst."
Die anderen Mädchen hatten sich in einige Ecken zurück gezogen und tuschelten leise mit einander. Sam stand etwas abseits. Sie gehörte nicht richtig zu ihnen, doch sie wagte es auch nicht zu Lucy und Jackie zu gehen. Zu diesen gehörte sie genauso wenig.
Lucy blickte zu ihr und sah zum ersten Mal neben ihrer eigenen Schwester, wie verletzlich sie alle waren und hatte echtes Mitleid. Lucy löste sich von Jackies Griff und ging zu Sam. Sie blieb vor ihr stehen und zögerte einen Moment.
Sam sah sie fragend an und wusste nicht genau, was sie von ihr wollte. Doch ehe sie fragen konnte, nahm Lucy sie in den Arm. Leise flüsterte sie an ihr Ohr: "Danke. Du hast einen kühlen Kopf bewahrt als ich es nicht konnte. Dafür werde ich dir auf ewig dankbar sein."
Sam erwartete, dass Lucy sie nun wieder loslassen würde, doch sie hielt sie weiter fest. Schliesslich konnte Sam die Tränen nicht mehr zurück halten und sie fingen ganz von alleine an zu fliessen. Sie schluchzte stark an ihrer Schulter.
"Ich musste ihr doch helfen. Sie hat mir doch auch geholfen. Gott! Wie haltet ihr es hier nur aus? Wieso seit ihr alle noch nicht kaputt?"
Lucy schob sie leicht von sich und sah Sam mitten ins Gesicht. Das Lächeln, das sie ihr schenkte, war traurig und erreichte ihre Augen nicht einmal annähernd.
"Wie kommst du darauf, dass wir nicht kaputt sind? Du irrst dich nämlich. Innerlich sind wir alle nur noch ein Scherbenhaufen und warten auf unser Ende. Der einzige Grund, warum ich jetzt noch weiter mache, ist Nia."
Sam nickte und wischte sich die Tränen weg, ehe sie einen Schritt zurück trat.
"Es ist einfach nicht fair. Das alles hier ist einfach nicht fair."
Alle sahen sie an und keiner wagte es etwas zu sagen. Sie hatte recht. Es war nicht fair. Es war wirklich nicht fair. Sie waren hier eingesperrt und bangten um ihr Leben. Lucy bangte zusätzlich um das Leben ihrer Schwester, die nur ein paar Türen weiter um ihr Leben kämpfte und versuchte nicht aufzugeben.
Sie war noch nicht fertig. Sie war noch lange nicht fertig.
-
Sheila wusste einfach nicht mehr was sie tun sollte. Sie konnte nicht schlafen, nicht essen, nicht einmal richtig denken. Alles was sie konnte, war sich Sorgen zu machen.
Wie bereits seit Tagen lag sie auch jetzt in ihrem Bett in ihrem Zimmer und starrte an die Decke. Doch so konnte es nicht weiter gehen, also stand sie auf und schnappte sich eine Tasche. So schnell sie konnte rannte sie die Treppe runter und schnappte sich ihre Schuhe. Sie hatte noch nicht einmal einen angezogen, als ihre Mutter aus dem Wohnzimmer trat. Sie sah sie besorgt an.
"Wo willst du hin Sheila?"
Sheila zog sich weiter ihre Schuhe an und antwortete ihrer Mutter erst, als sie nach ihrer Jacke griff.
"Ich geh zu Mr Baker. Vielleicht haben sie was erfahren oder ich kann ihnen irgendwie helfen. Aber ich kann hier nicht länger rumsitzen und hoffen, dass irgendwas passiert. Ich muss irgendetwas tun!"
DU LIEST GERADE
MONSTERS - Let The Game Begin
Mystery / Thriller«Eine letzte Träne lief Nia über die Wange und sie wischte sie nicht weg, sondern lies sie trocknen. Es war nicht einfach die letzte Träne für die nächste Stunde oder den ganzen Tag. Nein ... Es war die letzte Träne für eine weitaus längere Zeit. Es...