NEUNZEHN

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Nia blieb noch gute zehn Minuten auf dem Balkon stehen, ehe sie wieder rein ging. Es waren nur Pacho und Major im Wohnzimmer. Vom Rest fehlte jede Spur.

Nia setzte sich zu Major aufs Sofa, während er mit einem Kontroller in der Hand ein Videospiel zockte. Er warf ihr ein kurzes Lächeln zu, ehe er sich wieder dem Spiel zu wandte. Pacho, der in einem Sessel sass, blickte zu Nia und fragte sie: "Alles in Ordnung?"

Nia sah zu ihm und zuckte mit den Schultern.

"Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Mir ist einfach nur so langweilig."

Major hielt ihr den Kontroller hin.

"Bock auf ne Runde?"

Nia sah ihn etwas skeptisch an. Sie war nie wirklich an Videospielen interessiert, aber ihr war wirklich langweilig und was sollte sie ansonsten machen? Vorsichtig nahm sie ihm den Kontroller aus der Hand.

"Ich hab aber keine Ahnung wie das geht. Also bitte, macht mich nicht fertig, wenn ich scheisse bin."

Pacho und Major wechselten einen amüsierten Blick. Dann schnappte sich Major den anderen Kontroller und Pacho setzte sich auf die Armlehne neben Nia.

"Wir werden dir zeigen wie es geht", sagte Pacho.

"Und keine Sorge. Wir werden dich schon nicht auslachen", fügte Major noch hinzu.

Sie fingen anzuspielen und zu ihrer eigenen Überraschung machte es Nia sogar Spass. Endlich hatte sie einmal nicht das Gefühl nur herumzusitzen und darauf zu warten, dass ein weiterer Tag vorbei ging. Für einen Moment vergass sie sogar, dass sie gegen ihren eigenen Willen hier war. Es schien mehr wie ein Treffen zwischen alten Freunden. Dass ihre Schwester und eine Menge anderer Mädchen nur ein paar Türen weiter darauf warteten, dass man ihnen sagte, dass sie jemanden zum Tode verurteilen musste, vergass sie für einen Augenblick.

Nach und nach kamen erst Beal, dann Turbo und zum Schluss noch Trash zurück. Sie alle setzten sich zu ihnen ins Wohnzimmer und sahen ihnen beim Zocken zu. Von Red sah niemand etwas.

Schliesslich gab Nia ihren Kontroller an den Nächsten ab und setzte sich zur Seite, damit der neue Spieler ein klares Sichtfeld hatte. Jetzt, wo sie nicht mehr abgelenkt war, kamen auch all die Sorgen wieder zurück. Die Angst davor, dass ihre Schwester die Nächste sein könnte oder die Angst davor, nie wieder nach Hause zu kommen. Aber Tränen flossen immer noch keine. Sie hatte sich vorgenommen nie mehr zu weinen und sie würde jetzt ganz bestimmt nicht damit brechen.

Langsam stand sie auf.

"Kann mir einer von euch sagen, wo ich schlafen werden? Ich bin irgendwie müde."

Major, der ebenfalls seinen Kontroller abgegeben hatte, lächelte.

"Klar. Den Gang da runter und die letzte Tür rechts."

Nia sah ihn dankbar an und ging den Flur hinunter. Sie sah sich die Türen links und rechts an, doch jede sah absolut gleich aus. Wie konnte sich jemand in diesem Haus überhaupt zurecht finden? Als sie am Ende des Ganges ankam, wandte sie sich nach rechts und trat, ohne gross darüber nachzudenken, ein. Sie schloss die Tür hinter sich und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht.

Als sie die Stimme hörte, bekam sie beinahe einen Herzinfarkt.

"Müde?"

MONSTERS - Let The Game BeginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt