ZWÖLF

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Red betrat das Zimmer, sein Zimmer, und verspürte so etwas wie Erleichterung, als er sie aufrecht sitzend im Bett sah. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und man erkannte nichts von seiner Zuneigung in seiner Stimme, als er sprach.

"Deine Schwester sagte, dass du mit mir sprechen willst? Worum geht es?"

Nia hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Eigentlich war es nicht geplant, aber sie wusste nicht, wo sie sonst hinsehen sollte.

Als ihr Blick den seinen traf, fühlte es sich so an, als ob ihn gerade ein Blitz getroffen hatte. Sie räusperte sich kurz und zum ersten Mal schien sie verunsichert. Nur mit Mühe konnte er sich ein Grinsen verkneifen. Er durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Er durfte ihr nicht zeigen, dass sie mehr als nur ein weiteres Mädchen war.

"Ich ... ich wollte mich bedanken."

Sie blickte verunsichert zu ihm und er sah sie einfach nur an. Schliesslich nickte er kurz.

"Okay. Ich hol deine Schwester wieder rein."

Er drehte sich um und wollte bereits wieder die Tür öffnen.

"Das ist alles? Okay? Mehr nicht?"

Sie war sauer. Nichts deutete mehr auf die Unsicherheit von zuvor hin. Sie war wieder ganz die Alte. Er grinste kurz, ehe er sich wieder zu ihr umdrehte.

"Was erwartest du sonst? Das ich sage, dass ich es jeder Zeit wieder machen würde? Dass es nicht der Rede wert ist? Dass es das einzig Richtige war? Dann kannst du lange warten. Du bist Ware und ich hatte keine Lust mir neue zu besorgen."

Er drehte sich wieder zur Tür und wollte gehen, doch wieder machte sie ihm einen Strich durch die Rechnung.

"Hör auf damit!"

Langsam fing sie wirklich an ihn zu nerven. Er drehte sich zu ihr um und dieses Mal musste er die Wut nicht vollständig vortäuschen.

"Womit soll ich aufhören?"

Nia schlug die Decke zur Seite und erhob sich vom Bett. Sie funkelte ihn wütend an.

"So zu tun, als würde dir alles am Arsch vorbei gehen! Kein Mensch ist so kalt. Nicht einmal du."

Er machte einen Schritt auf sie zu und zu seiner Verwunderung tat sie das Selbe. Die beiden trennten bloss noch ein paar Zentimeter.

"Und wie kommst du darauf? Was verstehst du an dem Satz 'Du bist mir egal' nicht?"

Sie sah ihm direkt in die Augen und atmete einmal tief durch.

"Weil ich dir nicht glaube. Weil ich dir einfach nicht glauben kann."

Er überbrückte ein paar der Zentimeter in dem er sich zu ihr hinunter beugte.

"Und wieso nicht?"

Sie schluckte und erkannt endlich das, was sie bereits gesucht hatte.

"Deine Augen. Worte können Lügen, aber unsere Augen verraten uns jedes Mal."

Jetzt konnte er sich das Grinsen nicht mehr verkneifen.

"Du bist der Teufel."

Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und grinste zurück.

"Dann treffen wir uns also spätestens in der Hölle wieder."

Er fing leicht an zu lachen und beugte sich noch weiter zu ihr herunter. Sie konnte seinen Atem auf ihren Lippen spüren und sie wollte nur noch auf die Zehenspitzen stehen, um diese qualvollen Abstand zu überbrücken.

MONSTERS - Let The Game BeginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt