FÜNFZEHN

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Widerwillig stieg Nia aus der Dusche und griff nach dem nächstbesten Handtuch. Vorsichtig trocknete sie sich ab, ehe sie sich die Kleider überstreifte.

Ihre Haare tropften nach wie vor und da es keinen Föhn hatte, benutzte sie ein weiteres Mal das Handtuch, um sie zu trocknen. Sie blickte sich noch etwas im Bad um und entdeckte tatsächlich eine Bürste. Schnell griff sie danach und fing an die Knöpfe in ihren Haaren zu lösen.

Als sie damit fertig war blickte sie in den schmutzigen, leicht beschädigten Spiegel. Sie erkannte sich kaum wieder. Nicht weil sie so anders aussah, sondern weil sie sich als Mensch geändert hatte. Ihre langen braunen Haare hingen gerade hinunter und nicht wie sonst mit leichten Wellen. Ihre Augen waren matt und hatten ihren alten Glanz verloren, doch es kümmerte sie nicht.

Sie strich sich einige Strähnen hinter die Ohren und verliess das Bad, um zurück in Reds Zimmer zu gehen.

"Ich bin fertig. Du kannst wieder rein kommen."

Ihre Stimme war beständig, doch innerlich fragte sie sich, was jetzt passieren würde. Die Tür wurde vorsichtig geöffnet und Red trat ein. Er blieb stehen und sah sie an. So wie sie nun vor ihm stand, hatte er sie noch nie gesehen. Wie auch? Sie sah zum ersten Mal, seit er sie kannte, wie ein ganz normales Mädchen aus.

Er riss sich aus seinen Gedanken und wies auf sein Bett.

"Setzt dich."

Es war kein Befehl. Es war eine Bitte. Sie zögerte kurze, ehe sie sich aufs Bett fallen liess. Vorsichtig zog sie die Beine an und sah zu ihm auf.

Er ging zu ihr und gegen ihre Erwartung setzte er sich nicht neben sie, sondern lehnte sich ihr gegenüber an die Wand. Es herrschte Stille. Keiner wagte es etwas zu sagen. Keiner wusste was er sagen sollte. Die Stille war erdrückend und Nia sah überall hin nur nicht zu ihm. Red tat dasselbe. 

Schliesslich wurde ihr das Ganze zu dumm und sie heftete ihren Blick direkt auf ihn. Er sah zwar nach wie vor nicht zu ihr, aber er konnte spüren, dass sie genau zu ihm blickte.

"Was jetzt?", fragte Nia endlich. Sie war das Warten satt und Red wandte sich ihr zu.

"Es gibt einige Regeln, die du zu befolgen hast. Verstanden?"

Nia sah ihn hochgezogenen Brauen an.

"Das sehen wir, wenn ich weiss, was es für Regeln sind."

Red musste sich ein Grinsen verkneifen. Er liebte diese schnippischen Kommentare, konnte sich aber nicht erklären weshalb.

"Gut. Regel Nummer Eins: Du darfst nicht mehr zu den anderen Mädchen."

Nia sah ihn mit Manga grossen Augen an.

"Was?! Meine Schwester ist dort!" Sie verschränkte die Arme. "Vergiss es!"

Red verdrehte die Augen.

"Entweder du machst mit oder ich erschiess einfach deine Schwester, dann ist das Problem aus dem Weg. Was ist dir lieber?"

Nia schluckte schwer und schwieg. Red grinste breit.

"Ich nehme also an, dass du mit machst. Weiter geht's. Du kannst dich frei bewegen, solange du nicht versuchst wegzulaufen. Dazu stehst du nicht mehr zur Wahl."

Nias Blick wurde wieder weicher und sie versuchte Red in die Augen zu sehen, doch er wich ihr aus.

"Ich kann nicht mehr gewählt werden? Ich bin sozusagen frei, solange ich nicht versuche abzuhauen oder sonst irgendeinen Mist? Schöne Freiheit."

Red stöhnte genervt und trat einen Schritt auf sie zu.

"Du kannst auch wieder zu den anderen und als nächstes Gewählt werden, wenn dir das lieber ist."

MONSTERS - Let The Game BeginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt