Nia hörte das beständige Atmen ihrer Schwester, die neben ihr im Dunkeln lag. Doch Nia konnte nicht schlafen. Sie wollte nicht einmal daran denken. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Red. Sie wusste einfach nicht mehr was sie fühlen sollte. Es herrschte ein reines Gefühlschaos in ihrem Inneren.
Nia drehte sich seufzend auf die Seite und starrte an die Wand. Am liebsten hätte sie geschrien, um sich getreten oder vielleicht sogar geweint, aber sie wagte es nicht. Sie wollte weder schreien noch um sich treten, geschweige denn weinen. Sie hatte sich geschworen nicht mehr zu weinen. Nie mehr wollte sie wegen diesen Mistkerlen weinen, denn sie waren ihre Tränen ganz bestimmt nicht wert. Er war sie nicht wert.
Nia drehte sich zurück auf den Rücken und starrte die Decke an. Sie versuchte gleichmäßig zu atmen, aber es ging nicht. Auf einmal hatte sie das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sie musste raus, raus an die frische Luft. Nur für einen kurzen Augenblick.
Vorsichtig schlug sie die Decke bei Seite, um Lucy damit nicht zu wecken. Ihre Schwester würde nur versuchen sie aufzuhalten und das konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür und drückte die Klinke nach unten, doch die Tür liess sich nicht öffnen. Er hatte sie abgeschlossen.
Nia lehnte die Stirn gegen die Tür.
"Ich will doch nur kurz an die frische Luft. Ich hatte doch nicht vor abzuhauen."
Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Ein weiteres Mal versuchte sie die Tür zu öffnen, aber es ging immer noch nicht. Was hatte sie auch gedacht? Das es nur Einbildung war und die Tür eigentlich die ganze Zeit offen war? Schwachsinn.
Vorsichtig klopfte sie gegen das Holz der Tür. So laut das man es auf der anderen Seite hören konnte, aber leise genug, damit sie Lucy nicht weckte.
"Bitte, mach auf. Ich weiss, dass du da bist." Nia schloss die Augen und lehnte sich endgültig gegen die Tür. "Ich flehe dich an, Red."
Da hörte sie das Drehen eines Schlüssels und trat einen Schritt zurück. Er machte ihr tatsächlich die Tür auf, doch als die Person, die die Tür geöffnet hatte, sichtbar wurde, musste sie erkennen, dass es nicht Red war. Vor ihr stand Pacho und man konnte den Schmerz in seinem Blick erkennen.
Nia sah ihn überrascht an.
"Pacho? Ich dachte, du wärst ..."
Er sah sie nicht an. Er ertrug es nicht.
"Red? Ich weiss, aber der ist nicht hier und ich hab keine Ahnung, wann er zurück kommt."
Nia wollte etwas sagen, doch er kam ihr zuvor.
"Sag nichts. Geh einfach zurück ins Bett."
Ohne ein weiteres Wort schloss er die Tür wieder und schloss ab. Nia starrte die Tür noch eine gefühlte halbe Stunde an, ehe sie sich langsam zum Bett zurück begab und sich hinlegte. Er war weg? Aber wieso? Wieso sollte er einfach verschwinden?
"Feigling."
Sie starrte wütend an die Decke. Der Mistkerl war einfach abgehauen, ging es ihr durch den Kopf.
Doch gleichzeitig fragte sie sich, weshalb er abhauen sollte und die viel wichtigere Frage: Wovor sollte er abhauen?
-
Am nächsten Morgen wurden Nia und Lucy unsanft von Trash aus ihrem Schlaf gerissen.
"Auf stehen! Für euch geht's heute zurück ins Mädchenzimmer."
Immer noch etwas schlaftrunken, standen die Schwestern auf und folgte Trash zum Zimmer. Nia sah sich um, doch er schien nirgends zu sein. Etwas niedergeschlagen liess sie den Kopf hängen und betrat hinter Lucy das Zimmer der Mädchen. Kaum war sie über die Schwelle getreten schloss Trash hinter ihr die Tür ab und die anderen kamen auf Lucy und Nia zu.
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MONSTERS - Let The Game Begin
Mystery / Thriller«Eine letzte Träne lief Nia über die Wange und sie wischte sie nicht weg, sondern lies sie trocknen. Es war nicht einfach die letzte Träne für die nächste Stunde oder den ganzen Tag. Nein ... Es war die letzte Träne für eine weitaus längere Zeit. Es...