12. ~ Heart's Desire

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Als Cas wieder in das verwundete Gesicht des Jägers sah und sein Blick zu dem mit Blut bedeckten Mund und Kinn glitt, hob er seinen Arm an. "Lass mich dich heilen, Dean." Er wollte ihm die restlichen Schmerzen nehmen und ihn von dem Blut befreien, das sein Gesicht und seine Kleidung zierte. Statt einfach zwei Finger an seine Stirn zu legen, platzierte er seine ganze Hand auf dem Kopf des Winchesters und brachte seine letzte Kraft auf, ihn vollständig zu heilen, wobei das Licht, das von seiner Hand aus ging, zum Ende hin anfing zu flackern und langsam zu erlöschen. Als er fertig war, lehnte er sich wieder schwer atmend zurück. Seine ganze Hülle fühlte sich schwer an, so als würde ein ganzer LKW auf ihm lasten und seine Gnade war am Limit.

"Danke Cas", murmelte Dean leise und musterte eingehend den ausgelaugten Engel. Er hatte es zwar mit viel Mühe geschafft Gott loszuwerden, aber lange würde dieser nicht wegbleiben. Er wollte Cas töten und wenn er es nächstes Mal wieder versuchen wird, werden sie keine Kraft mehr haben das zu verhindern. Sein Freund konnte das, was er eben getan hatte nicht mehr wiederholen, dafür war er eindeutig zu schwach. Wenn sie nicht in nächster Zeit eine Lösung finden, wird Cas sterben. Ein letztes Mal. Und dieses Mal würde Dean es nicht mehr verkraften, das wusste er.

Chuck hatte sie vollkommen im Griff, konnte mit ihnen alles machen, was er wollte und sie hatten keine Chance etwas dagegen zu tun. Weder ihn zu töten noch die Menschen zurückzubringen. Wenn sie Cas verlieren, sind sie erneut zu dritt und dann konnten sie gleich aufgeben und die Rettung der Menschheit vergessen. Ohne dem Engel wird es keinen Sinn haben.

Die Hoffnung verließ den Winchester mit jedem Atemzug, blanke Angst nahm ihn ein und beschleunigte seinen Puls. Mit pochendem Herzen ließ er den Blick über seinen besten Freund schweifen. Über seine zerzausten dunklen Haare, seine himmelblauen Augen, die halb geöffnet auf den Boden geheftet waren, den zu einem kleinen Spalt geöffneten Mund, die dunkelblaue Krawatte über dem weißen Hemd, die Hände, die locker auf seinem Schoß lagen und schließlich zurück zu seinem engelhaften Gesicht. Er sah ziemlich abgekämpft aus, doch er war immer noch Cas, immer noch wunderschön.

Waren das seine letzten Momente auf der Erde? Dean wurde übel, als er daran dachte, was sie beide erwarten würde. Wird Cas wieder in die Leere zurückkehren? Wenn ja, dann wird Chuck dafür sorgen, dass sie ihn nicht wieder rausholten und die Leere wird ihn für sein erneutes Entkommen noch härter denn je bestrafen. Obwohl letztes Mal nicht einmal eine komplette Woche vergangen ist, hat das den Engel völlig fertig gemacht. Wie soll er es eine ganze Ewigkeit aushalten? Cas verdiente das nicht. Er verdiente es ein glückliches Leben zu führen, die Welt noch besser kennenzulernen und vor allem geliebt zu werden und das zu wissen.

Aussichtslos blickte ihm der Jäger in diese schimmernden blauen Augen, die er so sehr liebte und ließ es zu... Er ließ zu, dass all die Gefühle, die schon viel zu lange tief in seinem Inneren verborgen lagen ihn plötzlich nur so durchfluteten. Er hat schon vor Jahren bemerkt, dass da mehr war und er sich zum Engel hingezogen fühlte, aber er hat stets versucht da nicht drüber nachzudenken. Manchmal, zum Beispiel, wenn Dean glaubte Cas verloren zu haben, bröckelte die Barriere, die er um diese Gefühle gezogen hatte. In solchen Momenten verlor er die Kontrolle über sich selbst und trotzdem hatte er es sich nie eingestehen wollen. Nun konnte er es aber nicht länger leugnen und vor seinem sturen hartnäckigen Ich verdrängen. Verdammt er liebte diesen Engel...

Er ist zu egoistisch gewesen und hatte nicht an Castiels Glück gedacht. Castiels Glück war er, Dean und Cas ist immer davon überzeugt gewesen, dass er dieses Glück niemals haben könnte, weil Dean so dumm war und es nicht zugelassen hat seine Gefühle freizugeben. Nun wollte er aber nicht mehr nur an sich und seine Ängste denken, sondern daran Cas glücklich zu machen, selbst wenn es hieß sich seinen großen Ängsten zu stellen.

"Cas, ich muss dir was sagen", fing er mit rauer Stimme an und räusperte sich während er seine Hände von ihm nahm und unsicher den Boden fixierte.

Cas drehte den Kopf zum Jäger und wartete darauf, dass dieser fortfuhr. Ihm entging die Nervosität nicht, die sich durch Deans Ausdruck, seine schwere Atmung und das Kneten seiner Hände äußerte. Selten hatte er ihn so gehemmt gesehen - eigentlich nie. Nun wurde er hellhörig und drückte sich stöhnend vom Baumstamm ab. "Was ist los, Dean?", wollte er sanft wissen und legte eine Hand auf das Bein des Grünäugigen. Er fühlte, wie ihn etwas bedrückte und konnte sich schon denken, was es war. Er wird bald sterben und ihn mit Jack und Sam allein lassen müssen. Dieser Gedanke schmerzte ihn noch mehr als den Schmerz, den Dean jetzt wohl verspüren musste bei dem Gedanken noch einen seiner Freunde zu verlieren. Mal wieder.

Never Meant To Be (Supernatural FF) ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt