Dean hat hartnäckig darauf bestanden auf dem Rückweg zumindest in der ersten Hälfte auf der Rückbank zu sitzen.
Soweit sich Sam erinnern konnte, war dies eines der wenigen Male, bei dem sein Bruder ihn gleich am Anfang freiwillig fahren ließ und ihn sogar schon fast darum bat. Als wäre das nicht merkwürdig genug, hat er Jack den Beifahrersitz angeboten und sich hinten neben Cas breit gemacht - mit dem Argument er sei zu müde und bräuchte noch ein wenig Schlaf.
Vorhin haben die vier noch gemeinsam mit gekühltem Bier aus dem Auto am Tisch gesessen und ein wenig über das gesprochen, was während Castiels Abwesenheit geschehen ist. Sam hat Cas zwar schon einen Teil davon erzählt bevor Dean überhaupt aufgewacht ist, aber das ist eben nur das Notwendigste gewesen. Später haben sie dann die restlichen Bücher durchgeblättert, stießen aber auf nichts, was ihnen aus dieser Situation helfen könnte.
Mittlerweile ging die Sonne langsam unter und färbte den Himmel in ein leuchtendes orange-rot. Castiel konnte seinen Blick nicht davon abwenden. Er konnte nicht begreifen wieso sein Vater, wieso Chuck diese Schönheit zerstören wollte. Er wusste ja schon vorher, dass Gott bereits alle anderen Welten zerstört hat, aber er hätte nicht damit gerechnet, dass er tatsächlich so weit gehen würde die gesamte Menschheit auf diesem einen Planeten auszulöschen. Das waren 7,8 Milliarden Menschenleben und Seelen. Alles wofür sie so lange gekämpft hatten, war mit einem Mal weg.
Wie konnte er früher nur so sehr an ihn glauben und ihm vollends vertrauen? Und das ohne ihn jemals gesehen zu haben? Wie konnte er in seinem Namen all diese Befehle ausführen?
Chuck widerte ihn an.
Auch Cas musste nun mit eigenen Augen die verheerenden Folgen von Chucks Taten sehen. All diese Brände und zerstörten menschlichen Gegenstände. Es machte ihn unfassbar wütend und enttäuscht zugleich. Plötzlich spürte er einen Druck auf seiner Rechten und bemerkte, dass Dean wohl tatsächlich wieder eingeschlafen und bei der letzten Kurve mit seinem Kopf auf der Schulter des Engels gelandet ist.
Kurz hielt der Blauäugige überrascht seinen Atem an. Er spürte Deans linke Schulter an seiner, doch was er noch viel heftiger - wie ein Stromschlag - wahrnahm, war der kleine Bruchteil seiner Gnade, den er unabsichtlich in Deans Seele gebrannt hatte, als er ihn in der Hölle an der Schulter gepackt hat. Er fühlte diese Gnade, die von Dean kam und durch den Arm des Engels seine gesamte menschliche Hülle in Aufruhr versetzte. Diese Gnade war mal ein Teil von ihm gewesen und er spürte wie sie ihn anzog, wie sie mit ihm verschmelzen wollte und sah wie sie mit ihm reagierte. Nur er konnte das Licht sehen, das durch die Berührung ihrer Schultern ausgelöst wurde.
Deans braunen Haare kitzelten ihn angenehm an seiner Wange und er konnte deutlich seinen Duft wahrnehmen, den sein Freund vermutlich einem neuen Shampoo zu verdanken hatte.
Der Engel wagte es nicht sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, um diese intensive Verbindung, die die beiden in diesem Moment zueinander hatten, bestehen zu erhalten und den Jäger nicht aufzuwecken. Stattdessen merkte er, wie seine eigenen Lider immer schwerer wurden.
Er selbst war erschöpft und vollständig ausgelaugt. Obwohl er in der Leere geschlafen hat, war es kein Schlaf gewesen. Sein Verstand hat keine einzige Sekunde Ruhe vor der Leere gehabt. Sie hat ihn leiden lassen, wie er fast noch nie gelitten hat - kein Wunder, sie hat ihn noch nie besonders gemocht. So unendlich oft musste er bestimmte Situationen in seinem Leben immer und immer wieder erleben. Dazu gehörte beispielsweise der Moment, in welchem Cas unter der Manipulation von Naomi stand und Dean schlimm zurichtete. Er hat versucht dagegen anzukämpfen - oh und wie sehr er das hatte mit all seiner Kraft - aber es war so schwer gewesen. Jedes Mal musste er zusehen, wie er den auf den Knien hockenden Dean eigenhändig blutig schlug, bis die Stimme des Jägers endlich in sein Inneres durchdrang und ihn in die Realität zurückholte: Ich brauche dich.
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Never Meant To Be (Supernatural FF) ✓
Fanfiction[Alternatives Ende] Seit Castiels Geständnis und seinem erneuten Tod ist Dean am Boden zerstört. Er hat die Hoffnung auf eine Rückkehr seines besten Freundes sowie auf einen Sieg verloren und fällt in ein schwarzes Loch. Was ist aber, wenn es plötzl...