Dean hatte keine Ahnung wie lange er schon in der Ecke seines Zimmers auf dem Boden hockte und diese braune Flüssigkeit in sich hinein kippte, doch langsam merkte er, wie sie endlich zu wirken schien. Seine Schmerzen linderten sich und seine Gedanken lösten sich allmählich auf.
Einige Zeit später steuerte Sam beunruhigt das Zimmer seines Bruders an. Er machte sich große Sorgen um Dean, denn er hat ihn seit dem letzten Tod des Engels noch nie so erlebt. Natürlich kam jetzt noch hinzu, dass es in ihrer Verantwortung lag Chuck auszulöschen und die gesamte Menschheit zu retten und das machte alles viel schlimmer. Er ist jeden Tag sehr viel mit Jack unterwegs gewesen, jedoch fanden sie nur leere Geschäfte, Tankstellen, Freizeitparks, Schulen und Spielplätze vor und von Chuck fehlte auch jede Spur.
Es war mehr als nur beunruhigend die Welt so still zu sehen - es war gruselig durch leere Restaurants zu laufen, auf dessen Tischen noch halbvolle Teller mit vergammeltem Essen lagen, es war gruselig beim Vorbeifahren Autos zu sehen, die alles mögliche auf ihrem Weg gecrasht haben, weil die Menschen darin auf einmal verschwunden waren und vor allem war es gruselig Gegenstände von Kindern auf dem Bürgersteig zu finden wie beispielsweise einen Teddybären oder Kinderwagen. Sie alle waren weg und Sams Freundin Eileen auch.
Er selbst hatte aber dennoch nicht vor aufzugeben. Es gab immer irgendeinen Weg, immer wieder schafften sie es aus den aller schlimmsten Situationen rauszukommen und das würden sie auch dieses Mal schaffen - daran glaubte Sam. Das konnte nach allem was sie überlebt haben definitiv nicht das Ende der Winchester sein. Sie werden Eileen und alle anderen zurückholen. Er musste einfach daran glauben für Eileen, für Cas, für Jack und vor allem für Dean.
Vorsichtig klopfte er zweimal gegen die Tür. "Dean?"
Keine Sekunde später wurde diese weit aufgerissen. "Ahh Sammyyy, mein kleiner großer Bruuuder! Ich wollte gerade einen Spaziergang machen!", lallte der Jäger mit dem Whisky in der Hand und grinste ihn - wie Sam fand - unglaublich dämlich an. Dieser hob eine Augenbraue und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Einen Spaziergang mitten in der Nacht? Betrunken?"
Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern. "Warum nich'?
"Dean, ich will nicht, dass dir was passiert."
"Was soll mir 'n passieren? Es gibt keine Menschen und keine Monster mehr, die mir den Kopf abreißen können - nix. Aber weißt du was Sammy?", er hob einen Zeigefinger an und tippte damit mit ernstem Gesichtsausdruck fest gegen Sams Brust, wobei seine Augen nicht einmal einen genauen Punkt fixieren konnten. "Du hast recht. Vielleicht machen sich paar Gegenstände selbstständig, dann werde ich im schlimmsten Fall von 'ner Armee aus Straßenlaternen verfolgt oder von einem bösen Wischmopp wie in Mako - Einfach Meerjungfrau."
Sam musste einige Male verblüfft blinzeln, doch als er gerade fragen wollte, ob Dean sich ernsthaft eine Serie über Meerjungfrauen gegeben hatte, schnitt ihm dieser das Wort ab.
"Oder weißt du was noch besser wäre? Wenn plötzlich Marty McFly aus der Vergangenheit auftauchen würde! Mit diesem zeitreisenden Auto... woah!", schwärmend starrte Dean in die Luft. Schlagartig änderte sich jedoch sein Gesichtsausdruck und wurde todernst. "Wehe du erzählst das Baby. Niemand kann sie toppen, selbst Martys Superwagen nich'."
"Ja ja okay, dann geh mal raus ein bisschen Luft schnappen. Das tut dir sicher gut", unterbrach Sam ihn hastig, nahm ihm den Whisky ab und schob ihn durch den Flur zu den Treppen. Sein Bruder hatte eindeutig viel zu viel gesoffen, mehr als in den letzten Tagen. Genau in diesem Moment nahm Sam sich vor demnächst alle Flaschen, in denen was stärkeres als Bier drin war zumindest so lange zu verstecken, bis Dean sein Leben wieder im Griff hatte, sei es das letzte, was er tun würde. Er konnte einfach nicht mehr länger mitansehen wie sein Bruder sich Tag für Tag selbst zerstörte.
"Ich geh' auf Marty warten, Sammy."
Sam zwang sich ein Lächeln auf und nickte heftig. "Dann warte mal auf Marty. Und wenn was ist, ruf mich direkt an."
"Okay Chef", Dean salutierte kurz und torkelte die Treppen des Bunkers hinauf. "Keine Sorge, Marty rettet uns!", rief er noch, bevor er höchst elegant die Tür hinter sich schloss.
~
Immer und immer wieder ertönten schrille Laute an Deans Ohr, während er versuchte herauszufinden wo oben und wo unten war und woher diese Geräusche überhaupt kamen.
Als er realisierte, dass er soeben aufgewacht ist, öffnete er die Augen und stieß zischend die Luft aus. Es war viel zu hell und sein Kopf schmerzte höllisch. Hastig verdeckte er sein Gesicht mit der Hand und setzte sich ganz langsam ächzend auf. Er brauchte eine Weile ehe er seine Hand entfernen und sich mit verengten Augen umsehen konnte. Scheinbar hatte er wieder zu viel gesoffen, denn er befand sich direkt hinter ihrem Zuhause am Waldrand. Wie er hierhergekommen ist, wusste er nicht mehr. Als wäre das alles nicht genug, ist er wohl ausgerechnet im Schlamm eingeschlafen und war nun von Kopf bis Fuß mit Dreck bedeckt. Er konnte den getrockneten Schlamm sogar deutlich auf seiner rechten Gesichtshälfte spüren.
"MIST!", stieß er aufgebracht aus und ließ einen Ruck durch seinen Körper gehen. Warum musste er eigentlich immer so viel Pech haben? Er wusste ja, dass seine Familie verflucht war, aber sowas? Reichte nicht schon, dass sie den Kampf gegen Chuck und ihre Freunde verloren haben? Musste er jetzt auch noch ausgerechnet auf der dreckigsten Stelle weit und breit aufwachen?
Sein Blick blieb an einer weißen Katze mit schwarzen Flecken hängen, die ihn zwischen den Büschen beobachtete.
"Was guckst du so? Findest du das etwa lustig? Verschwinde lieber, bevor ich meine Waffe raushole!"
Sofort machte sich die Katze vom Acker und Dean wurde mit seinem immer noch klingelnden Handy alleine gelassen, welches er jetzt endlich mit verschmutzten Fingern aus seiner Hosentasche fischte. "Was willst du Sam?", fragte er genervt.
"Na endlich! Ich rufe dich schon seit Stunden an. Wo bist du?"
"Irgendwo hinterm Bunker."
"Dann komm gleich nach Hause. Wir sind gerade Essen besorgen und kommen auch gleich."
"Warum? Ist irgendwas?"
"Erinnerst du dich noch an den anderen Bunker, in welchem wir Sandy gefunden haben, in deren Körper sich, wie sich am Ende rausgestellt hatte, Gott Yokoth befand?"
Dean spannte seinen Kiefer an und sah sich um. Natürlich konnte er sich noch daran erinnern. Schließlich wurde sein eigener Körper fast als Hülle für Yokoths Partner Glythur benutzt, der sich mit Yokoth paaren wollte. Als er daran dachte, musste er ein Würgen unterdrücken. "Ja, leider. Falls du etwas gefunden hast, was meine Erinnerung daran löschen könnte, dann her damit."
"Nein Dean. Jack und ich haben nur daran gedacht, dass wir alle vielleicht mal dahin fahren sollten, um dort im Archiv nach irgendwas zu suchen, was uns helfen könnte. In unserem Bunker haben wir ja schon alles durchgeblättert, was es nur gibt."
"Ihr wollt doch nicht ernsthaft, dass ich mit euch 25 Stunden nach Rhode Island fahre nur, um am Ende den ganzen Weg mit leeren Händen wieder zurückzufahren."
"Bitte Dean. Wir haben sowieso nichts besseres zu tun und das ist schließlich ein Versuch wert."
"Meinetwegen", seufzte der mit Dreck bedeckte Winchester nachdem er sich an die Nasenwurzel gefasst hatte. "Aber dafür schuldet ihr mir fünf verschiedene Kuchen und wehe ihr vergisst sie."
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Never Meant To Be (Supernatural FF) ✓
Hayran Kurgu[Alternatives Ende] Seit Castiels Geständnis und seinem erneuten Tod ist Dean am Boden zerstört. Er hat die Hoffnung auf eine Rückkehr seines besten Freundes sowie auf einen Sieg verloren und fällt in ein schwarzes Loch. Was ist aber, wenn es plötzl...