Kapitel 4

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Ich spürte, wie sein Hand meine Schulter drückte. Ich starrte seine Hand an, und flüsterte, "Lass mich jetzt bitte los..." Ich spürte, wie sein Blick weiterhin auf mir ruhte, aber er ließ mich los. "Tut mir leid", erwiderte er ebenfalls etwas weiter. Ich wollte wieder dazu ansetzen, wegzugehen, doch er sprang vor mich. Ich seufzte und schaute hoch. Warum auch immer konnte ich nicht in seine Augen schauen. Ich wechselte stattdessen zwischen seinen Lippen und seinem schwarzen Haar. Es stand völlig durcheinander zu Berge und bedeckte einen Teil seines Gesichtes. Ich zuckte kurz zusammen, als seine Lippen sich plötzlich wieder bewegten, "Was machst du hier schon so früh?" Er lachte ein bisschen verlegen und rieb sich den Hinterkopf. Ich schaute kurz auf den Boden, dann antwortete ich ein wenig bissig, "Das könnte ich dich auch fragen..." Ich wollte eigentlich nicht so frech zu ihm sein, schließlich hatte er mir eigentlich nichts getan. Aber irgendwie war ich gerade unruhig. "Ja, da hast du recht", schmunzelte er. "Ich bin eine Runde laufen gegangen - jedenfalls bis ich unterbrochen wurde." Um fünf Uhr? Was war er denn für einer? Extremsportler oder so? Der Junge schien meine Verwirrung zu merken, denn er ergänzte noch, "Solltest du dich fragen, warum ich, wie ein Größenwahnsinniger um fünf Uhr herumlief... Ich spiele von der Schule aus Volleyball, und will über die Ferien fit bleiben, und meinen Rhythmus behalten. Also halte ich meine Zeiten so, wie während der Schulzeit." Ich starrte ihn ungläubig an. Ich starrte eher seine Haare an, aber naja. "Jetzt kennst du meinen Grund, darf ich deinen erfahren?", fragte er ein bisschen überdreht. Ich seufzte und antwortete etwas lauter als vorhin, "Ich konnte nicht mehr schlafen, also dachte ich, nach einem Spaziergang ginge das vielleicht besser..." Ich sah, dass seine Augenbrauen in die Höhe schossen. "Was? Du machst diesen Spaziergang VOR dem Schlafengehen? Warst du bis jetzt wach?", brüllte er fast schon. Viel zu laut... Ich nickte ein bisschen. "Hab' ungefähr eine Stunde geschlafen, schätz ich...", fügte ich noch hinzu. Der schwarzhaarige Junge klatschte sich die Hand auf die Stirn und ging einen Schritt nach hinten. "Ich habe ganz vergessen, mich vorzustellen!", er streckte mir seine Hand hin, "Kuroo Tetsuro. Captain des Volleyballteams der Nekoma, schön dich kennenzulernen!" Ich starrte seine Hand kurz an. Die könnte mit Leichtigkeit drei Viertel meines Gesichtes bedecken... irgendwie beängstigend... Doch ich entschied mich, meine in seine zu legen, was er mit einem sehr festen Druck willkommen hieß. Aufgrund dieses Drucks knacksten meine Finger ein wenig und Kuroo ließ meine Hand sofort los. "Ach du- es tut mir leid! Ist alles gut?", entschuldigte er sich sofort. Ich lachte kurz. "Jaja, alles gut, keine Sorge. Sazuki Amara übrigens...", entgegnete ich ihm zurückhaltend. "Also, Amara-Chan, warum warst du so lange wach?", fragte Kuroo, obwohl ich schon wieder langsam weitergegangen war. Er hatte scheinbar die Richtung geändert und ging jetzt neben mir. Ich steuerte stur auf den Teich weiter, während ich über eine Antwort nachdachte. "Kein Ahnung... hab' halt nicht geschlafen." Kuroo kicherte kurz. Sein Lachen war ansteckend, weshalb mir auch ein Kichern entfloh. "Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. Ich habe dich noch nie in diesem Park gesehen... was hat es damit auf sich?", löcherte er mich weiter, scheinbar tatsächlich nicht merkend, dass ich eigentlich versuche, Abstand aufzubauen. Mein Schritt hatte sie schon wieder verschnellert und ich war fast am Teich angekommen. Natürlich kann ich nicht von ihm weggehen... er ist Captain eines Volleyballteams UND geht freiwillig in aller Frühe laufen... hätte denken sollen... Ich seufzte schon wieder. "Ich lebe über die Ferien bei meiner Tante", ich machte kurz eine Pause, doch als ich merkte, dass Kuroo schon wieder etwas sagen wollte, ergriff ich das Wort erneut. "Warum interessiert dich das so sehr?" Kuroo blieb kurz stehen, ich hätte es ihm fast aus Reflex gleich getan, doch ich ging dann doch weiter. Als er das bemerkte kam der Junge wieder angelaufen. "Also erstens... einfach nur aus Neugierde", durch einen kurzen Blick sah ich, dass er lächelte. "Und zweitens?", fragte ich weiter. "Zweitens? Du hast mir jetzt schon zwei Fragen aktiv gestellt, heißt das, ich bin jetzt erträglicher?", Kuroo lachte ein wenig. Auch ich musste schmunzeln. Ich drehte mich um, und ging rückwärts weiter, wieder versuchend, ihm in die Augen zu schauen. Funktioniert schon etwas besser... Aber es macht mich einfach nervös, wie groß er ist... "Vielleicht... habe ich noch nicht entschie-" ich wurde unterbrochen, da ich plötzlich begann zu rutschen. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Der Teich! Ich drehte mich, um mich zumindest ansatzweise mit den abfangen zu können, doch das stellte sich als unnötig heraus, da ich zwei Hände spürte. Eine an meiner rechten Schulter, die andere auf meinem Bauch. "Du solltest wirklich mehr auf deine Umgebung achten!", lachte Kuroo los. Ich schnaubte genervt. Ich hang immer noch so in seinen Armen. Das war mir wahnsinnig unangenehm. "Z-Zieh mich einfach hoch!", zischte ich. Kuroo lachte schon wieder, zog mich aber endlich hoch. Ich flüsterte ein 'Danke' und sah den Boden böse an. Mein ganzer Bauch und die Stelle auf meiner Schulter, die Kuroo gehalten hatte, kribbelten irgendwie und seine Berührung schien sich durch so gut wie alle meiner Nerven zu ziehen. Auf einmal war mir auch nicht mehr wirklich kalt. 

Kuroo stellte mir immer mehr Fragen, und ich ihm ab und an auch welche, und irgendwie fühlte ich mich immer weniger unwohl in seiner Gegenwart. Doch irgendwann legte er seine Hand auf meine Schulter und ein Schauer durchzog mich. Ich war einige Sekunden in Schockstarre, und als ich wieder richtig was sehen konnte, sah ich Kuroos Gesicht direkt vor meinem. Ich konnte förmlich spüren, wie ich rot anlief. "Hey- Hey! Amara-chan! Alles gut? Was ist passiert?", Kuroo klang wirklich besorgt. So sah er auch aus. "W-Was? Nein... alles okay... ich... nenn mich bitte einfach Mara, wenn du mich schon beim Vornamen nennst... ich mag meinen ganzen Namen... irgendwie nicht...", stammelte ich vor mich hin, während mir immer heißer wurde. "Achso... okay ja, Mara-chan", Kuroo wirkte wieder etwas beruhigter. Aber er musterte mich immer noch. Ich konnte nicht herauslesen, welche Emotion das war. Ich lächelte leicht, woraufhin auch der Junge vor mir ein unglaublich breites Grinsen aufsetzte. Seine Hand lag immer noch auf meiner Schulter, und ich zuckte kurz, was bei mir öfter passierte. Plötzlich sah Kuroo mich wieder besorgt, fast schon empört an. Ich wollte ihn gerade fragen, warum, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen. "Verdammt, Mara-chan! Du zitterst ja! Wieso hast du nicht gesagt, dass dir kalt ist?", diesmal fauchte Kuroo schon fast. Ich wollte ihm eigentlich erklären, dass das normal bei mir war, und mir nicht wirklich kalt war, aber ich empfand das als überflüssig, da er mir sowieso nicht zuhören würde. Außerdem war mir tatsächlich. Also zuckte ich nur mit den Schultern und ließ mich ins Gras fallen, in welches wir uns mittlerweile gesetzt hatten. Doch einige Sekunden später wurde ich wieder hochgezogen, und ohne, dass ich wirklich was dagegen tun konnte, streifte Kuroo mir seine Weste über. "K-Kuroo-san, das passt schon...", stotterte ich, "So kalt ist mir nicht, und außerdem brauchst du die selbst" Kuroo winkte ab und sah mich rechthaberisch an. "Nein, sei leise. Mir ist eh warm, und ich hätte sie sowieso ausgezogen, also akeptiers einfach", erklärte er bestimmt. Ich seufzte, und merkte, wie ich ein bisschen rot wurde. "Siehst du, deine Wangen sind schon ganz rot, du sollst dich nicht schon an deinem ersten Tag erkälten!", fügte er noch hinzu. "Ach ja, übrigens. Wenn ich dich schon mit einem Spitznamen anspreche, dann nimm du zumindest auch meinen Vornamen", sagte er nach einer Zeit und schnaubte zufrieden. "Okay, Tetsuro" Nachdem ich das gesagt hatte, sah er kurz weg. 

Ich schaute auf mein Handy, und verfiel wieder in Schockstarre. "Scheiße", flüsterte ich. "Huh, was ist passiert?", fragte Kuroo sichtlich besorgt. Ich lachte kurz auf. "Sieben verpasste Anrufe von meiner Tante, wir haben ganze ein ein Halb Stunden geredet, Tetsuro. Ich bin tot..." Kuroo sprang auf und streckte mir seine Hand hin. Ich nahm an und ließ mich von ihm hochziehen, während ich Yuna zurückrief. Sie hob ab und begann sofort irgendwas vor sich hin zu faseln, doch ich bemerkte das gar nicht, da schon wieder dieses Kribbeln von meiner Handfläche ausging. Es ließ meinen Kopf nur daran denken und ich blendete alles andere fast völlig aus. "Uh- Yuna, ich komme gleich nach Hause, tut mir leid... ich hab nur einen Spaziergang gemacht", rechtfertigte ich mich und legte auf.

Mittlerweile war auch schon die Sonne aufgegangen, und ich wollte mich auf den Weg machen, doch als Kuroo mich fragte, wo ich wohnte, fiel mir ein, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte. "Warte mal...", murmelte ich, und öffnete >Maps<. Ich hatte den Standort angepinnt, und mir wurde die Adresse meiner Tante angezeigt. Ich verriet sie Kuroo und beichtete auch gleich, dass ich nicht wusste, wo ich hingehen musste. "Dein Glückstag also. Das ist meine Richtung", schmunzelte er. "Ich bringe dich", beschloss der Junge einfach und begann nach vorn zu gehen. Ich lief schnell zu ihm und passte dann mein Tempo an. Er zwinkerte mir kurz zu, und am Weg redeten wir Großteils über ihn und Volleyball. Ich hatte damit kein Problem, weil ich sowieso mehr über ihn wissen wollte, aber als er begann, mir die verschiedenen Positionen und deren Funktionen zu erklären, schaltete ich ab. Genauso wenig verstand ich, als Kuroo über Chemie schwärmte. "Ku- Ich meine, Tetsuro, du kannst mir gerne das alles erzählen, aber ich bin eine Niete in Chemie. Ich verstehe davon nichts", erklärte ihn und musste ein wenig kichern. "Hm... das kann ich ändern", erwiderte er herausfordernd. Ich seufzte und er redete weiter. Ich versuchte ihm zu folgen, wirklich, doch ich verstand nicht wirklich was. 

Plötzlich blieb er stehen. "Voila, junge Dame!", rief er glücklich. "Wir sind da, Mara-chan", er zeigte auf die Haustür meiner Tante. Tatsächlich. Ich wäre daran vorbeigelaufen, wenn Kuroo nicht stehen geblieben wäre. Ich wollte gerade die Jacke ausziehen, und ihm wiedergeben, doch Kuroo hielt seine Hand demonstrativ vor mein Gesicht. "Nein, nein! Behalt sie", er lächelte gebieterisch. "Dann habe ich einen Grund, dich wieder zu sehen" Mit diesen Worten drehte er sich um, und joggte davon. Nah super... Ich hoffe, Yuna fällt die Jacke nicht auf.

Ich schloss auf, und erblickte sofort eine sehr wütende Tante.

You are my O² {Kuroo x Oc}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt