Kapitel 20

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Ich und Tetsuro lagen gemeinsam auf der Couch und sahen uns einen Film an. Naja... er sah sich einen Film an, ich schlief schon fast. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust und mein Freund streichelte sanft meinen Rücken. In Kombination mit seinem Herzschlag und Atem war das wohl gerade die angenehmste Position, in der wir bisher gekuschelt hatten. Ich bemühte mich unglaublich, meine Augen offen zu halten, und dem Film zumindest zu lauschen, aber es ging einfach nicht. Schon bald verlor ich die Überhand, und sackte in einen tiefen Schlaf.

Ich saß am Tisch. Irgendwie fühlte sich alles leer an. Yuna redete mit einem Mann... Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Ich aß immer wieder einen Bissen, doch ich schmeckte nichts. Das Geräusch, der über die Teller kratzenden Gabeln und Messer war viel zu schrill für meine Ohren. Niemand redete. Wo war Tetsuro? Er sollte doch hier sein... bei mir. Mich vor der Unheil voraussagenden Aura dieses Mannes beschützen... Er sollte mich nicht allein lassen.
Plötzlich spürte ich, wie sich der Blick des Mannes fokussierte. Auf mich? Nein... an mir vorbei. Aber irgendwie durch mich durch. Ich konnte es nicht feststellen. Diese Ausstrahlung ließ eine Gänsehaut über meinen Körper gleiten, und drückte meinen Blick regelrecht nach unten. Ich schaffte es nicht, in die Augen meines Gegenübers zu schauen. Ein leises Klirren ertönte, und die unangenehme Präsenz verschwand. Nein. Dieser aggressive Blick richtete sich nur nicht mehr gegen mich. Ich ergriff die Chance, und hob meinen Kopf. Ein zerbrochenes Glas lag fest im Griff des Mannes. Er holte aus. Meine Tante stand regungslos da. Sein Blick traf kurz mich, bevor seinen Arm schwungvoll auf die Frau neben ihm fallen ließ. Blut. Kaito.

"Hey, Amara!", rief eine lautstarke Stimme, die ich gerade nicht zuordnen konnte. "Amara! Wach auf! Du bist in Sicherheit!", Tetsuro klang wahnsinnig besorgt. Seine Augen fixierten mich förmlich, aber es war ein angenehmes, wohliges Gefühl. "Hey... alles wird gut...", seine Worte ließen mich mich schlagartig sicher fühlen. Sicher bei ihm. Ich merkte, wie ich meine Finger in Tetsuros Schultern gekrallt hatte, und auch, dass Tränen auf meinen Wangen klebten. "Du bist wach...", flüsterte er flüchtig und zog mich noch näher an sich, sodass ich seinen unruhigen Atem in meinem Nacken spürte. Ein Traum... es war nur ein Traum... Ich atmete unwillkürlich erleichtert auf, und umschloss Tetsuro ebenfalls fester. "Das... ist nicht passiert... oder?", fragte ich kaum hörbar, und merkte, dass meine Stimme brüchig war. Sofort schüttelte mein Freund seinen Kopf und streichelte mich behutsam. Dieses Gefühl von Wohlbefinden war die Leere. Es hat gefehlt. Es war nicht da. Dieser komfortable Schauer, der mich jedes Mal überzog, wenn Tetsuro mir in die Augen sah, oder mich berührte. Dieses Kribbeln, das jeder Köperkontakt zwischen uns in mir auslöste. In meinem Traum schien das alles wie weggefegt.

"Wie spät ist es eigentlich?", wollte ich nun wissen, da ich mich mittlerweile beruhigt hatte. Tetsuro rutschte ein bisschen nach hinten, um in mein Gesicht blicken zu können. "Ich weiß nicht genau... mitten in der Nach auf jeden Fall. Du hast einfach plötzlich begonnen, leise meinen Namen zu rufen, und hast dich in meine Schultern gekrallt. Was ist in deinem Traum passiert? Also... falls du es mir erzählen willst", erklärte der schwarzhaarige Junge und lehnte sich zurück auf die Lehne. Ich setzte mich neben ihn, und dachte noch einmal nach. Es fühlte sich wahnsinnig echt an... aber das war es nicht. Yuna würde niemals so etwas mit sich machen lassen. Ich erzählte Tetsuro, was in meinem Albtraum passiert war. Sofort nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände, und sah mich ernst an. "Es tut mir leid! Das ist nur wegen... diesem ständigen Anstacheln vorhin...hätte ich ihn nicht provoziert, wäre seine Ausstrahlung nicht so aggressiv geworden...", stellte mein Freund fest, und sah mich wahnsinnig schuldig an. Er tat so, als wäre es nicht mein Vergehen, in meinem Unterbewusstsein immer zu viel in Leute hineinzuinterpretieren. "Hey... das... das ist doch nicht deine Schuld! Bitte entschuldige dich nicht ständig für Dinge, die du gar nicht gemacht hast...", nuschelte ich, da er mein Gesicht immer noch festhielt. 

Tetsuro hatte mich nicht mehr losgelassen, und meinte die ganze Zeit, dass er mich beschützen würde. Es machte mich unglaublich glücklich, und ließ mein Inneres gefühlt schweben. Wir schliefen wieder kuschelnd ein, allerdings hatten wir uns in mein Bett gelegt, und waren nicht mehr auf dem Sofa. Tetsuro hatte darauf bestanden, mich hinaufzutragen. Und da ich das ja eigentlich auch genoss, hatte ich mich nicht besonders gewehrt... Er durfte nur nicht wissen, wie sehr ich das mochte, der Schwarzhaarige würde mich damit sowieso nur necken. 

Langsam aber sicher verschwand die Wärme, die meinen Körper durchfahren hatte, und ich wachte halb auf. "T-Tetsu?", ich flüsterte so leise, dass mich sowieso niemals jemand gehört hätte. Aber ich war noch viel zu schläfrig, um wirklich etwas mitzubekommen. Es war alles irgendwie schwummrig, weswegen ich einfach nach dem Erstbesten in meiner Reichweite griff. "Hey, Chibi-chan. Lass mich los... ich hol uns nur etwas zu essen", erwiderte eine warme Stimme. Innerhalb von wenigen Herzschlägen hatte ich absolut vergessen, was die Person gesagt hatte, oder wer sie war. Aber ich wollte nicht allein gelassen werden. "Ich möchte nicht... allein sein...", murmelte ich nach wie vor völlig verschlafen. Die Wärme war nicht zurückgekehrt, weshalb ich davon ausging, dass sie von der Person kam, dessen Hand ich hielt. Mit einem eher nicht so festen Ruck versuchte ich, mir die Wärme wiederzuholen. Strengte allerdings nur unnötig meine Arme an. Die Person gab nicht nach. Ich seufzte lautstark, und hielt weiter die große Hand fest. Eine herzliche, vertraute Stimme ertönte: "Mara-chan... ich hab wirklich Hu-" "Mir egal... bleib... da!", zischte ich sofort zurück, und festigte meinen Blick. Meine Augen waren die ganze Zeit über geschlossen, und alles fühlte sich irgendwie schwerelos an. Die Wärme kehrte zurück, und ich spürte, wie sich zwei starke Arme um mich schlossen. Ich lächelte ein bisschen, und verfiel wieder in den Tiefschlaf.


--- So, das war es auch mit Kapitel 20. Ich wollte danke für die mittlerweile über 160 Reads! Idk, ob ihr euch das vorstellen könnt, aber das gibt mir wieder mehr Motivation, weiterzuschreiben, genauso wie die Kommentare hehe.... jedenfalls, ich weiß nicht, ob ich heute noch ein Kapitel hochlade, aber wahrscheinlich schon :) ---

You are my O² {Kuroo x Oc}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt