Nur noch fünf Tage. In fünf Tagen würde ich zurück nach Hause fahren, und Tetsuro hier in Tokyo zurücklassen. Ich vermisste das Gefühl seiner ständigen Wärme und Nähe jetzt schon, und wenn ich daran dachte, wie es nach Schulbeginn aussehen würde, breitete sich ein Schauer über meinem Rücken aus. Verdammt... ich will mich nicht von ihm verabschieden müssen... ich will nicht... dass er weg ist! Ich setzte meinen Fuß auf die erste Stufe der Treppe und konzentrierte übermäßig darauf, nicht auszurutschen. Fast schon lächerlich bemüht legte ich die Stiege Schritt für Schritt hinter mich, und bewegte mich auf die Küche zu.
Ich war momentan allein, da Yuna noch bei Kaito, und Tetsu zu Hause war. Seine Mutter wollte ihn mal wieder sehen... Wann ich ihr wohl offiziell vorgestellt werden würde? Bei dem Gedanken an ein Kennenlernen mit Tetsuos Familie legte sich automatisch ein Lächeln auf meine Lippen, obwohl ich schon etwas nervös war. Was, wenn ich durch Fragen oder Ähnlichem überfordert werden würde, und mal wieder zu stottern begänne, und mich einer völligen Blamage hingäbe? Verdammt... ich sollte aufhören, mich da so hineinzusteigern. Es war noch nicht einmal soweit.
Ein Seufzen schlich über meine Lippen, und ich ließ mich auf die Couch fallen, und griff nach der Fernbedienung. Nach einigen Minuten des Durchsuchens der Sender entschied ich mich, den Fernseher wieder abzustellen, und mir etwas zu essen zu machen. Ich rollte meine Schultern, und knackte meinen Rücken einmal durch, bevor ich mich schwungvoll erhob. Mein Weg in die Küche war irgendwie schwerfällig...alles in mir schien in sich zusammenzusacken, und ich hievte meinen Körper nur noch herum. Obwohl Tetsuro erst ein paar Stunden weg ist, sammelte sich ein Gefühl von Einsamkeit in mir, welches mir Kopfschmerzen bereitete. Ich wollte nicht, dass er weg war, und ich nicht wusste, wie es ihm ging. Was, wenn er sich verletzen würde, oder ihm sonst etwas passierte? Verdammt... er... ihm passiert nichts! Ich steigere mich nur wieder unnötigerweise in irgendwas hinein...
Ich hatte mich letztendlich für ein Joghurt mit 'Naturgeschmack' entschieden, allerdings überkam mich bei jedem Löffel beinahe der Würgereiz. Es schmeckte wirklich einfach grässlich. Nach der Hälfte der Packung hatte mich der Appetit verlassen, und ich warf den Rest weg, legte den Löffel in den Geschirrspüler und verzog mich in mein Zimmer. Die Luft war verdammt stickig, aber ich wusste, dass mir kalt werden würde, wenn ich das Fenster öffnete, weshalb ich das ließ. Was könnte ich tun? Tiefe Atemzüge versuchten, meine Lungen zu füllen, und mir das Gefühl von Gefangenheit zu nehmen. Ich fühlte mich eingesperrt, und als würde mein Körper nicht die nötige Energie bekommen, die er zum einfachen Vegetieren brauchte. Irgendwie war gerade alles erdrückend.
Meine angeschaltete PlayStation gab nervig surrende Geräusche von sich, und das grelle Licht des Bildschirms tat meinen müden Augen nicht unbedingt gut. Vielleicht sollte ich einfach noch eine Runde schlafen, bis Yuna wiederkam. Ich deaktivierte die Geräte und kuschelte mich in meine Decke ein, ein aufgebrachtes Seufzen glitt über meine Lippen, und ich schloss die Augen. Irgendwie fühlte es sich so an, als würden meine Lider langsam meine Hornschicht wegätzen, und meine Augäpfel begannen bald zu brennen. Was zur Hölle ist gerade los? Ich versuchte, das Gefühl zu ignorieren, und meine Gedanken schweifen zu lassen. Einfach Erleichterung zu fühlen, und abschalten zu können. Schlafen, und besonders Träumen, war dafür immer eine gute Möglichkeit. Man wurde abgelenkt, es war erholsam, und die Zeit verging schneller. Man konnte die Leere, die sich in einem zu bilden schien, einfach überbrücken.
Ich schlug meine Augen schwerfällig auf, es hatte nicht funktioniert. Verdammt... Die Decke von mir stoßend, entschied ich mich, wieder aufzustehen. Ich sollte mehr essen... das war definitiv zu wenig, mir war irgendwie... schwummrig. Ich setzte meinen Fuß auf den Boden. Ich versuchte es, ich schien zu fallen. Mein Puls beschleunigte sich schlagartig, meine Körpertemperatur schoss in die Höhe. Ich fühlte, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten. Was zum Teufel passiert gerade. Ich konnte nichts sehen, alles war schwarz. Mein Fuß schien den Teppich vor meinem Bett zu berühren, doch ich wagte es nicht, auch den zweiten dazuzusetzen. Dieses Gefühl wollte ich nicht wiederholt haben. Ich konnte allerdings auch nicht ewig in dieser Situation verharren. Entschloss versuchte ich, mein Bein wieder anzuheben, doch mein Muskel reagierte nicht. Der Boden schien meinen Fuß festzuhalten- ich konnte ihn nicht bewegen. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus, die ständige Dunkelhaut ließ mich erschauern. Ich brauchte Licht. Sofort.
Mein zweites Bein wurde auf den Boden gezogen, ich fühlte, wie sich etwas raues, knochiges um meinen Unterschenkel schloss. Der Griff verstärkte sich, schnürte mir das Blut ab. Was passierte gerade? Ich konnte mich nicht rühren, spürte nur, wie sich langsam lange, spitze Fingernägel in mein Fleisch bohrten. Verdammte Scheiße. Das Gefühl von Hilflosigkeit und Angst breitete sich immer weiter in meinem Körper aus. Warum konnte ich nichts machen? Ein schriller Ton erklang direkt neben meinem Ohr, und hinderte mich, Gedanken zu konstruieren. Alles in mir konzentrierte sich auf den Schrei, und den Schmerz in meinem Bein, der schlagartig leichter wurde. Die Hand war weg. Ich konnte mich bewegen.
Ich stürzte zu meiner Tür, und schaltete das Licht ein. Nichts. Hier war nichts, niemand. Mein Bein hatte keine Kratzwunden, keine hellen Streifen oder Blutergüsse. Hatte ich mir das alles nur eingebildet? Was zur Hölle war gerade los mit mir? Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, meinen Weg ins Badezimmer beschreitend. Das waren verdammt seltsame Einbildungen gewesen. Mein Spiegelbild sah mir erschöpft entgegen, ich beugte mich hinunter, um mein Gesicht zu waschen. Das kalte Wasser entspannte meine angestrengten Gesichtsmuskeln, und ließ mich klar denken. Ich beruhigte mich, mein Herz schlug wieder in einem normalen Tempo, und mir war nicht mehr heiß.
Ich stand wieder hoch, und sah einen Schatten hinter mir. Einbildung? Schon wieder? Ich spürte die gleiche Hand von vorhin, lange, dünne Finger, beinahe verrottete Haut, vergilbte, trockene Fingernägel, wieder an meinem Hals. Ich wollte schreien, ich wollte, dass mir jemand half, doch eine zweite Hand legte sich vor meinen Mund. Mir wurde schwarz vor Augen.Stocksteif und in Schweiß gebadet saß ich in meinem Bett. Gedimmtes Licht und die Nachmittagssonne meines Fensters erlaubten es mir, zu sehen. Verdammt... nur ein Traum. Nur ein Albtraum. Ich hörte mich selbst erleichtert aufatmen. Ein Stein fiel mir von Herzen, es war alles gut. Ich fühlte mich sofort erleichtert, und das Gefühl von Gefangenheit war verschwunden.
Mein Klingelton kündigte einen eingehenden Anruf an. Ich lauschte kurz dem Gesang, hob dann aber ab. "Hi, Chibi-chan", begrüßte mich die vermisste Stimme meines frechen Schwarzhaarigen. Wir telefonieren das erste Mal... "Hallo, Tetsu!", ich klang irgendwie erschöpft, seltsam. "Mach deine Tür auf, ich bin gleich da. Meine Eltern wollen dich endlich kennenlernen."
--- Sooooo, ich hoffe, das mit dem Albtraum ist nicht zu, idk, verwirrend? Ich hatte einfach Lust, sowas zu schreiben, und es hat grad zu Stimmung gepasst :) Und jaja, ich weiß, dass sie seine Eltern kennenlernt war pretty obvious, aber es muss meiner Meinung nach eben sein! Wie geht's euch eigentlich? ---
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You are my O² {Kuroo x Oc}
FanficKuroo x Oc -FanFicton Amara muss über die Sommerferien nach Tokyo zu ihrer Tante, weil ihre Eltern auf eine Geschäftsreise mussten. Sie wollte eigentlich lieber zu Hause bleiben, da sie kein Interesse am großen Stadtgeschehen hatte, doch ihre Meinun...