Closer To You ✔

III

Es war bereits später Abend, als ich mich Bettfertig machte. Ich war gerade dabei mir die Zähne zu putzen, als es an der Tür klingelte. Wer störte noch um diese Uhrzeit?

In meinem Pyjama und noch immer mit der Zahnbürste im Mund ging ich zu Tür, um den späten Störenfried zu empfangen. >>Was?<<, fragte ich undeutlich und versuchte mich nicht an der Zahnpasta zu verschlucken. Mir entgegen stand mein recht überraschter Nachbar, der mit verschränkten Armen am Türrahmen gelehnt stand und mich mit schräggelegten Kopf bemusterte.

>>Guten Abend<<, sagte er belustigt und trat in meine Wohnung ein, nachdem ich ihm wortlos Platz gemacht hatte.

>>Was willst du hier?<< Die Tür wieder schließend machte ich mich auf dem weg zurück ins Bad, um endlich die Zahnpasta auszuspucken.

>>Deine Miete ist fällig.<<

Überrascht blieb ich vorm Waschbecken stehen. Jetzt schon? War der Monat tatsächlich so schnell rumgegangen? Endlich spuckte ich die Zahnpasta aus und spülte den Mund, ehe ich mit dem Handtuch in den Händen wieder zu Callum ins Wohnzimmer ging. >>Bist du dir sicher?<<

Mit hochgezogener Augenbraue starrte er mich an und ließ sich geschmeidig auf die Couch fallen. >>Sag mal, guckst du gar nicht mehr auf deinen Kalender? Oder wirst du jetzt schon vergesslich. Du bist doch noch gar nicht so alt.<<

Fluchend warf ich ihm das Handtuch an den Kopf, welches er lachend und mit nur einer Hand gefangen hatte. Schade aber auch. >>Als Vermieter bist du ganz schön beleidigend.<< Ja, der Gute war nicht nur ein Pflanzengenie und mein Freund, sondern auch mein Vermieter. Und nicht nur das. Das ganze Gebäude befand sich in seinem Besitz. Bis vor ein paar Jahren hatte es noch seinem Vater gehört, doch Call hatte es übernommen, als es für seinen alten Herren immer schwerer wurde sich um alles zu kümmern.

>>Und jetzt gehst du von Tür zur Tür und kassierst ab?<<

>>Nope. Nur du bist noch übrig.<<

Mit den Augen rollend drehte ich mich von ihm weg und griff nach der Haarbürste, die sich auf dem Schränkchen befand, bemerkte dabei aber nicht, dass Callum wieder aufgestanden war. >>Hätte das nicht bis morgen warten können? Hast du mal auf die Uhr geguckt?<<

Ich merkte auch nicht, wie er sich hinter mich geschlichen hatte und mir plötzlich die Haarbürste aus der Hand schnappte. Erschrocken zickte ich zusammen und fuhr zu ihm herum, um dann festzustellen, wie nahe er mir eigentlich war.

Seine Augen hafteten an mir. Suchten nach etwas, was ich mir jedoch nicht erklären konnte. >>Ich sollte dich doch daran erinnern. Egal wann. Schon vergessen?<< Wieder klang seine Stimme so tief. Der jetzige Moment fühlte sich genauso seltsam an, wie vor einigen Tagen in seinem Blumenladen. Merkwürdig. Unerklärbar.

Doch mit einem mal pustete er mir gegen die Stirn, wobei ich noch im selben Moment die Augen zusammenkniff und mit dem Kopf zurückzuckte. >>Ich hole es mir lieber jetzt, bevor du morgen schon wieder dein ganzes Geld verprasselst<<, sagte er mit einem mal und drehte mich herum, um anschließend nach meinen Haaren zu greifen.

Mehrmals blinzelnd starrte ich vor mich hin und verstand nicht, was hier gerade geschah. Ich fühlte mich erneut vollkommen verwirrt.

Zu meiner noch größeren Verwirrung begann er mit einem mal meine Haare zu bürsten. Vorsichtig. Schon beinahe liebevoll. Mein Herz machte einen Sprung und begann anschließend schneller zu schlagen. Wie von selbst bewegte sich mein Körper kein Stück mehr; fühlte sich wie gelähmt. Mein Kopf versuchte zu begreifen. Versuchte zu verstehen, was das alles sollte. Callum und ich waren uns bereits so oft so nahe gewesen, doch bisher hatte ich nie dieses Problem gehabt. Was war jetzt also anders? Was hatte sich verändert?