>>Und du kannst dich echt nicht erinnern?<< Ich merkte, wie mich Lauras Blick praktisch durchbohrte, obwohl ich diesen wirklich krampfhaft zu ignorieren versuchte.
>>Nein. Wie oft denn noch?<< Geübt faltete ich den Pullover zusammen, ehe ich diesen in die Hände nahm und ihn durch die kleine Boutique, in der ich arbeitete, zu seinem rechtmäßigen Platz trug.
Obwohl ich meine beste Freundin nicht zu beachten versuchte, merkte ich dennoch, wie sie mir folgte und sich mir gleich in den Weg stellte, als ich weiter arbeiten wollte.
>>Wie kannst du dich nicht an sowas erinnern? Ich meine, man knutscht nicht jeden Tag mit seinem äußerst attraktiven Nachbarn rum.<<
Mit den Augen rollend machte ich mich auf dem Weg zum nächsten Tisch, auf dem ich weitere Kleidung zu ordnen begann. >>Er hat zwar gesagt, das wir uns geküsst hätten, aber das muss ja nichts heißen. Du kennst Callum. Er redet viel, wenn der Tag lang ist. Außerdem wenn ich mich nicht daran erinnern kann, dann ist es vermutlich auch nie passiert. Immerhin habe ich mich ja an alles andere erinnert<<, entgegnete ich. Doch eigentlich stimmte es nicht so ganz. Es gab noch immer einige Erinnerungslücken, die ich nicht füllen konnte. Aber ein Kuss zwischen Call und mir? Nein.. daran wollte ich nicht einmal denken. Er war mein bester Freund. Und das war eine Grenze, die ich nie überschreiten wollte.
>>Und was, wenn es wirklich passiert ist?<< Sie lehnte sich mit der Hüfte gegen den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust, nur um mich abwartend anzustarren. Im selben Moment leitete die kleine Glocke an der Tür, als diese geöffnet wurde und zwei Frauen den Laden betraten.
Ich begrüßte die Beiden mit einem freundlichen Lächeln, ehe ich Laura einen bösen Blick zuwarf. >>Dann ist es gut, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Musst du nicht eigentlich wieder zur Arbeit?<<
Plötzlich wurden ihre Augen groß und sie sah auf ihre Uhr. >>Scheiße! Ich komme zu Spät!<<, rief sie aus. Voller Hektik gab sie mir einen Kuss auf die Wange und eilte ohne weiteres davon. Ich entschuldigte mich bei den beiden Frauen, als diese vollkommen irritiert und auch leicht erschrocken zu mir schauten und kümmerte mich endlich richtig um meine Arbeit.
Ich arbeitete bereits seit meinem zwanzigsten Lebensjahr hier. Der Besitzer der Boutique, hatte mich vor sechs Jahren unter seine Fittiche genommen und mich bereits drei Jahre danach zu der Managerin gemacht.
Solar war selbst ein ziemlich angesehener Designer und unter seinem Pseudonym weltweit bekannt. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte er etwas in mir erkannt, was andere nicht gesehen hatten. Nun ja, das hatte er wenigstens behauptet. Vielleicht aber hatte er mich auch nur eingestellt, da wir beiden die gleiche Leidenschaft hatten. Mode.
Genauso wie er entwarf ich gerne meine eigenen Kreationen. Doch im Gegensatz zu ihm, behielt ich meine stets für mich selbst.
Zwar wusste er davon, doch bisher hatte ich ihm noch nie irgendetwas von mir gezeigt. Es war nicht so, dass ich nicht an mich selbst glaubte, doch Solar's Arbeit und seine grenzenlose Kreativität schüchterte mich einfach nur ein. Neben seinen Fähigkeiten waren meine überhaupt nichts.
Er war ein guter Mensch und wir verstanden uns wirklich gut, wenn er wieder mal in der Stadt war und in seinem Laden vorbeikam. Ich war ihm einfach dankbar, für die Chancen, die er mir bereits gegeben hatte und ich wollte die angenehme Beziehung zwischen uns nicht ruinieren, sollte er sehen, dass ich seinen Anforderungen vielleicht doch nicht würdig war.
Dennoch hielt mich das nicht vom entwerfen ab. Auch wenn es nur für mich selbst war. Oder, wenn meine Mutter mal ein neues Kleid für einen Geburtstag oder eine andere Feier benötigte. Im Moment reichte mir das was ich hatte. Ich war zufrieden mit meinem Leben. Auch, wenn es insgeheim mein Traum war selbst einmal Designerin zu werden.

DU LIEST GERADE
Closer To You ✔
RomantizmEin gebrochenes Herz. Eine Nacht die nie hätte geschehen dürfen. Und Gefühle, die nie hätten erwachen sollen. Das alles muss Eliza binnen kürzester Zeit erfahren. Und was ihr bisheriges Leben vollkommen auf den Kopf stellt. Eliza muss bitterlich er...