XI

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Stille umgab uns, nachdem ich aufgehört hatte zu sprechen. Ich begegnete Reaktionen, auf die ich irgendwie nicht vorbereitet war. Reaktionen, die aber dennoch nicht sonderlich verwunderlich waren.

Während Blue - die diese Geschichte bereits kannte - einfach nur vor sich hin starrte, betrachtete mich Beatrice mit großen Augen und offenen Mund. Sie starrte mich an als wäre ich nicht von dieser Welt. Oder als hätte ich gerade einen Mord gestanden. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie das ganze nie und nimmer erwartet hätte. Sie konnte es kein bisschen verbergen. Und dann war da noch Laura.

Während ich über das erzählt hatte, was mich bereits seit einiger Zeit belastete, schien sich Laura sehr für ihre Fingernägel zu interessieren. Über diese Reaktion war ich wiederum ein wenig verwundert. Eigentlich hätte ich gedacht, dass sie die erste wäre, die etwas dazu zu sagen hatte. Doch auch nachdem ich fertig war, sagte keiner von uns etwas. Nicht einmal sie. Keine Fragen.. Keine Kommentare. Nichts. Nicht mal irgendwelche Sticheleien.

Diese Stille war so seltsam, dass es mich beinahe selbst erdrückte. Ich musste ihre Gedanken erfahren. Musste wissen, was sie von alldem hielten. Brauchte irgendetwas von ihnen.

Tief durchatmend richtete ich mich ein wenig mehr auf und drückte mir das Kissen - welches ich irgendwann zwischen meine Arme genommen hatte - noch mehr gegen die Brust. >>Könntet.. Könntet ihr irgendwas sagen?<<, brachte ich unsicher heraus.

>>Ich.. Das..<<, begann Beatrice mit einem mal zu stottern, wobei sie mich noch immer mit dem gleichen Ausdruck ansah. >>Das kommt so plötzlich.<<

>>Also mich überrascht es nicht<<, warf meine beste Freundin einfach so ein. Ich sah sie an und zog fragend die Augenbrauen zusammen. Meine Frage musste ich nicht einmal stellen, denn sie richtete ihre Aufmerksamkeit von ihren Nägeln auf die Anwesenden und ganz besonders auf mich. >>Keine Frau kann einem Mann so nahe sein, ohne irgendwann Gefühle für ihn zu entwickeln. So kann man keine Freundschaften führen. Das ganze kann nicht einmal eine platonische Geschwister-Beziehung sein. Schau dir unsere Eltern an. Schau dir deine Eltern an. Das ist es, was zwischen dir und Callum passiert. Kein Mensch kümmert und sorgt sich so um einen anderen. Keiner würde für jemand anderen so vieles opfern, wie es bei euch der Fall ist. Und mal im ernst.. Wärst du nicht mit diesen Vollidioten zusammen gewesen und hättest dich nicht allein auf ihn fixiert, hättest du diese Gefühle für Callum schon lange vorher bemerkt.<<

Keine Ahnung, was ich dazu noch hätte erwidern können. Schon als sie Callum damals kennengelernt und gesehen hatte, wie wir zueinander waren, hatte sie mir gesagt, dass es nicht gut enden würde. Ich hatte sie damals ausgelacht. Hatte ihr versichert, dass es nicht so weit kommen würde. Ich hatte damals meine Klappe eindeutig zu weit aufgerissen. Und wer weiß, vielleicht besaß ich diese Gefühle ja tatsächlich schon vorher. Nur hatte ich sie nie richtig wahrgenommen.

Erneute Stille legte sich über uns, bis dieses mal Beatrice diejenige war, die sie durchbrach. Mit einer Frage, die mich bereits viel zu lange quälte. >>Was wirst du jetzt tun?<<

Lange sagte ich nichts. Dachte darüber nach. Doch letztendlich kam ich nur zu einem einzigen Abschluss. >>Ich weiß es nicht.<<

>>Sag es ihm doch einfach<<, meine Laura schulterzuckend. >>Ich mein, was hast du dabei schon zu verlieren.<<

>>Na ihn, du Idiot<<, erwiderte Beatrice plötzlich und überraschte mich vollkommen mit ihrer Antwort. >>Sie könnte ihn dabei verlieren.<<

>>Oh bitte, als ob er nie irgendetwas für sie empfunden hätte. Welcher Kerl ruft eine Frau nach ein Uhr morgens an, nur weil sie noch nicht zu Hause ist? Reine Nachbarschaftsgüte? Also meine Nachbarn wissen vermutlich nicht einmal dass ich überhaupt noch neben ihnen wohne.<<

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