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Den gesamten Weg über - bis hin zu meiner Wohnung, sprachen Callum und ich kein einziges Wort miteinander. Wir hatten uns ins Taxi gesetzt und waren binnen kürzester Zeit auch wieder zu Hause. Noch immer verstand ich nicht, was da vorhin in der Bar geschehen war. Er hatte mich geküsst. Callum hatte mich geküsst! Es war nicht nur ein Schmatzer auf die Wange, wie sonst auch immer. Nein. Ein richtiger Kuss! Auf die Lippen! Was um alles in der Welt..?

Als wir endlich vor dem Gebäude ankamen, stieg ich als erste aus. Ich atmete die kalte Luft tief ein, mit der Hoffnung wieder vollkommen klar im Kopf zu werden. Zugegeben, dieser Kuss war bereits ziemlich ernüchternd gewesen, sodass ich von dem Alkohol in meinem Blut beinahe nichts mehr merkte. Schade eigentlich.. Wäre ich noch betrunken, müsste ich nicht anfangen jetzt schon über das ganze nachzugrübeln.

Callum stieg gleich nach mir aus, nachdem er den Fahrer bezahlte. Nahm ich mal an. Doch spätestens dann, als er stumm an mir vorbeiging, um die Eingangstür zu öffnen, wusste ich, dass er das Taxi verlassen hatte. Dennoch konnte ich mir einfach keinen Reim auf sein Verhalten machen. War es ihm unangenehm so weit gegangen zu sein? Bereute er es? War er wütend? Keine Ahnung. In dem Moment wünschte ich mir, ich könnte in seinen Kopf hinein sehen. Doch eine Sache wusste ich. Dass mir diese Fragen zu viele Kopfschmerzen bescherten.

Vor meiner Wohnung blieben wir beide stehen. Eigentlich hätte ich gedacht, dass Callum gleich in seiner eigenen verschwinden würde, doch er tat es nicht. Stattdessen wartete er darauf, dass ich meine Schlüssel heraus kramte und die Tür aufschloss. Was sollte ich von seinem Verhalten jetzt noch denken? Ich konnte es einfach nicht einordnen.

Nachdem wir auch tatsächlich gemeinsam die Wohnung betraten, ich meine Tasche auf den Boden fallen ließ und die Schuhe auszog, hörte ich ihn hinter mir seufzen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er meine Tasche wieder aufhob und diese sorgfältig auf den Kleiderständer aufhängte. Genauso, wie meine Jacke, die kurz darauf faul den Boden gelandet war.

>>Geh dich waschen und leg dich schlafen<<, war das erste was er, seit wir die Bar verlassen hatten, mir zu sagen hatte. Ein wenig verdunst starrte ich ihn an und wusste nicht so recht, was ich darauf antworten sollte. Callum fuhr sich mit der Hand am Hinterkopf entlang und versuchte meinen Blick so gut es ging zu vermeiden. War das jetzt ein schlechtes Zeichen?

>>Ja, Mom<<, antwortete ich schließlich ergebend und wandte mich zum gehen, stoppte in meiner Bewegung jedoch. Nein. So leicht, wollte ich ihm das nicht durchgehen lassen. Wir mussten darüber reden. Ich musste wissen, was das sollte.

Ruckartig fuhr ich wieder zu ihm herum, wobei mir ein wenig schwindelig wurde, fand meinen Halt jedoch schnell wieder und sah ihn an. >>Weißt du was? Erkläre es mir. Erkläre mir mal, wieso du das getan hast?<<

Noch immer mied er meinen Blick. Blieb weiterhin still stehen. Als ich keine Antwort von ihm bekam, trat ich noch einen Schritt näher an ihn heran. >>Callum!<<, forderte ich ihn schroff auf.

Dieses mal schien er sich zusammenzureißen, denn er atmete tief durch, straffte die Schultern und hob den Blick, der gleich auf meinen eigenen traf. In seinen Augen spiegelte sich so vieles wieder. So vieles, was ich überhaupt nicht einordnen konnte. >>Sollte ich weiter zulassen, dass dich dieser Typ so anbaggert?<<

Na ja, ich wusste zwar, dass er mir immer zur Hilfe gekommen wäre, aber gleich so? >>Du hättest mich auch einfach von ihm wegziehen können.<<

>>Und du hättest selbst weggehen können. Dann hätte ich nicht so weit gehen müssen<<, zischte er und ich merkte, wie er zornig die Fäuste ballte.

Wow. Wirklich? >>Wieso bist du denn jetzt sauer auf mich?<< Meine Stimme wurde etwas lauter und ich immer frustrierter. Ich hatte doch versucht von diesen Widerling wegzugehen. Nur hatte er mich nicht gelassen.

Closer To You ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt