XVIII

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Dieses Gefühl ihn wieder so nahe bei mir zu spüren. In seinen Armen zu sein, seine Wärme zu fühlen. Es war, als wäre all das zwischen uns nicht geschehen. Als wären wir wieder an diesen einen Punkt zurück, bevor sich alles zu verändern begann. Für diesen einen Moment schien es, als wären wir wieder am Anfang. An diesen versuchte ich mich festzuhalten, so gut ich konnte. Versuchte nach dem zu greifen, was früher einmal war. Für diesen einen Moment fand ich all das wieder, was er vorher für mich war. Mein bester Freund, mein Beschützer und der beste Gefährte, den man sich je vorstellen konnte. An diesen Gedanken versuchte ich mich mit aller Macht festzuklammern und wollte alles andere verdrängen. Und dennoch.. Je länger ich versuchte diese Momente weiterhin bestehen zu lassen, umso mehr entglitten sie mir. Meine neugewonnenen Gefühle für Callum überrannten mich. Ich wollte nicht länger, dass er nur mein bester Freund war. Ich wollte ihn nicht länger als emotionale Stütze. Was ich wollte war viel mehr als das.

Mit diesen Gedanken.. diesen Wünschen überfluteten mich meine Gefühle endgültig. Wie eine riesige Welle an eine Felsbrandung, krachten sie auf mich nieder, begannen mich innerlich zu erdrücken. Ich wusste nur noch, wie ich meine Arme immer fester um ihn schloss und mein Gesicht so fest an seiner Brust vergrub, dass ich kaum noch atmen konnte.

Als die kleine Glocke ertönte, wurde ich zurück ins Heute katapultiert. Aus der Erinnerung gerissen, starrte ich, noch immer verwirrt, auf den Eingang zur Boutique, nur um Solar zu entdecken. Stolz, wie ein Pfau und dennoch mit einem sanften Gesichtsausdruck stolzierte er hinein und sah sich kurz um, ehe sein Blick meinen traf. Ich hingegen spürte noch immer das Nachbeben des vergangenen Abends. Sah vor meinem inneren Auge Bruchstücke von Bildern, die sich gestern noch ereignet hatten. Wie ich Callum plötzlich losgelassen hatte. Mich von ihm gelöst und ihn verständnislos alleine gelassen hatte, nachdem ich wieder einmal geflüchtet war.

>>Alles in Ordnung, Kind?<<, hörte ich Solars ruhige Stimme fragen und scheuchte die Bilder endgültig fort.

Kurz schüttelte ich den Kopf und atmete tief durch ehe ich in sein Gesicht blicken konnte. >>Ja. Ich war nur kurz in Gedanken versunken.<<

Sekundenlang betrachtete er mich, ehe er letztendlich seufzte. Vermutlich gab er die Hoffnung auf, dass ich ihm doch noch erzählen würde, welche Sache mich heute wieder quälte. >>Wenn das so ist<<, meinte er nur und setzte mit einem mal ein glückliches Lächeln auf. >>Das wird deine Laune erheblich heben. Ich habe einen Ersatz für Alana gefunden<<, verkündete er voller Stolz.

Überrascht setzte ich mich aufrecht hin. >>Wirklich?<< Endlich musste ich nicht den ganzen Tag hier sitzen, ohne eine ausgiebige Pause gehabt zu haben! Wie schon oft gesagt, liebte ich meinen Job hier. Doch zwischen durch mal einen Nachmittag frei zu haben oder draußen Essen zu gehen, hatte mir die letzte Zeit wirklich gefehlt. Außerdem wäre ich hier nicht länger alleine und es war wirklich viel wert. Nur hoffte ich, dass der Ersatz für Alana genauso viel Wert auf diese Arbeit legen würde, wie ich es tat. Und ich hoffte auch, dass sie in Ordnung war und ich mich mit ihr - oder mit ihm - gut verstehen würde.

>>Ich kenne sie bereits seit einer Weile. Sie ist wirklich eine wunderbare Person. Außerdem ist sie gerade erst hergezogen und hatte sich nach einer ruhigen Arbeit umgesehen<<, erzählte er weiter. Es war also eine Frau und Solar kannte sie. Also musste sie doch in Ordnung sein, oder? >>Ich denke, dass ihr euch prächtig verstehen werdet. Zumal, ihr im gleichen alter seid.<<

Nun wurde ich neugierig. So wie der Designer über sie sprach, musste sie wirklich nett sein. >>Wann lerne ich sie denn kennen?<<

>>Sie müsste gleich da sein.<< Und in dem Moment, als er das sagte, bimmelte die Türglocke erneut. Mein Lächeln, welches meine Lippen zierte, erstarb in dem Moment, als ich sie in den Laden eintreten sah. Fuck nein!

Closer To You ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt