IV

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Lange mussten wir nicht warten bis Callum an der Bar ankam. Doch unsere Wartezeit hatten wir doch lieber draußen verbracht, was mein bester Freund und Nachbar nicht gerade für gut hieß. Sein Blick wechselte zwischen Blue und mir und er brauchte keine zwei Sekunden, um zu bemerken, dass wir beide nicht mehr ganz nüchtern waren.

>>Hab ich nicht gesagt, dass ihr auf mich warten sollt?<<, brummte er leicht genervt.

>>Tun wir doch.<<

Meine Antwort schien ihn nicht gerade glücklicher zu stimmen, denn er verdrehte die Augen und ich merkte, wie er seine Kiefer zusammenpresste. Vermutlich um nichts dummes zu sagen. Mit einer Kopfbewegung deutete er uns ihm zu folgen. >>Ich hab hinter der Ecke geparkt. Kommt schon.<<

Seine Stimmung war nicht gerade erfreut. Wirklich nicht, doch ich glaubte nicht, dass es an der jetzigen Situation lag. Jedenfalls nicht ganz. Mein etwas betrunkenes Hirn wollte ihn ärgern, um die Wahrheit aus ihm herauszulocken. Also beschleunigte ich ein wenig, um gleich mit ihm auf zu sein und verschränkte die Hände hinter meinem Rücken. >>Warum so mies drauf? Wurdest du abgesägt?<<

Wieder presste er die Zähne zusammen und ich wusste auf Anhieb, dass ich mit meiner Frage wohl einen Nerv getroffen hatte. >>Oh mein Gott, du wurdest abgesägt<<, grinste ich amüsiert. >>Der Charmeur Callum Bain wurde von einer Frau abgeschossen. Es gibt doch tatsächlich noch Wunder. Was hast du angestellt?<<, fragte ich weiter los.

Immer wieder atmete er durch, bis er letztendlich genug hatte und ich seine Nerven tatsächlich überstrapazierte. Mit einem mal blieb er stehen und wandte sich zu mir um. Da mein Reaktionsvermögen jedoch ziemlich eingeschränkt war, schaffte ich es nicht rechtzeitig zu stoppen und stieß gegen ihn. Überrascht davon stolperte ich leicht zurück und sah mit großen Augen zu ihm hinauf. Seine Hand umschloss automatisch meine Taille, als hätte er befürchtet, ich würde gleich umkippen. Währe ich vermutlich auch.

Sein Blick lag eindringlich auf mir und ich merkte gleich, wie es mir plötzlich anders zumute wurde. >>Bist du jetzt fertig?<<, entgegnete er ein wenig kühl und machte mir damit deutlich, dass er heute tatsächlich nicht auf Spaß aus war.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich ihn an, versuchte herauszufinden, was los war, doch es gelang mir nicht. >>Ist etwas passiert?<<, fragte ich schließlich gerade heraus und richtete mich wieder so auf, dass er mich loslassen konnte. Doch meine Frage blieb unbeantwortet.

Stattdessen sah er über meine Schulter, rüber zu Blue, die ebenfalls stehengeblieben war und auf ihr Handy starrte, um nicht diesen seltsam peinlichen Moment beizuwohnen. >>Geht es dir gut, Blue?<<, fragte er sie. Es war deutlich zu sehen, dass meine Begleitung etwas mehr intus hatte als ich. Aber auch nur, da sie weniger vertrug als ich.

Ihre Wangen waren gerötet. Außerdem hatte sie wieder einmal diesen traurigen Blick aufgesetzt, was bedeutete, dass sie an dem Punkt angekommen war, an dem sie wieder über ihre Vergangenheit nachdachte. Nun, das passierte jedes mal, wenn sie eine bestimmte Alkoholgrenze erreichte. Und entweder trank sie weiter, bis sich ihre Stimmung wandelte oder sie versank in ihren Erinnerungen.

Blue riss sich von ihren Telefon los und sah Callum leicht verwirrt an, als hätte sie bereits vergessen, dass wir auf dem Weg nach Hause waren. Langsam nickte sie und packte ihr Handy weg. >>Alles gut. Gehen wir.<< Damit marschierten wir wieder los, wobei ich Call noch immer recht ratlos folgte, bis wir endlich sein Auto erreichten.

Kaum hatte er den Wagen gestartet, war Blue auf der Rückbank eingeschlafen. Somit blieb ich mit ihm alleine, in ein Schweigen gehüllt, welches für seine Verhältnisse ziemlich ungewohnt war.

Closer To You ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt