XVI

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Tage waren vergangen. Seit der Nacht in der Bar. Seit dem Kuss. Seit dem kurzen Gespräch auf dem Dach. Und seither hatte sich zwischen Callum und mir einiges verändert. Die Befürchtungen, die er mir an diesen Morgen offenbart hatte, waren nun doch eingetroffen. Zwar redeten wir noch miteinander, doch es war längst nicht mehr so wie vorher. Diese gewisse Leichtigkeit zwischen uns war verschwunden. Wir konnten nicht länger so nahe sein ohne, dass es seltsam wurde. Die Späße von früher, egal ob freundschaftlich oder gar von anzüglicher Natur, hatten aufgehört. Es war wirklich frustrierend. Doch vor allem machte es mich traurig. Ich wollte diese Situation verhindern. Ich hatte alles versucht, damit wir beide nicht an diesen Punkt gelangten. Das Leben spielte uns dieses mal wirklich aus. So gut ich konnte versuchte ich die Situation noch zu retten. Versuchte alles, damit es so war, wie vor dem Kuss. Wir beide taten es. Aber um ehrlich zu sein, konnten wir beide nicht mehr zurück. Der Stein wurde bereits ins Rollen gebracht.

Noch merkwürdiger wurde es, als Callum damit aufgehört hatte den Schlüssel zu meiner Wohnung zu benutzen. Und stattdessen damit begann zu klingeln, ohne einfach so unangekündigt reinzukommen. So wie er es immer getan hatte. Auch unsere gemeinsame Frühstückszeit war damit vorbei. Jedenfalls aßen wir nicht länger so oft zusammen, wie vorher. Das alles war einfach zum kotzen. Und ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte.

Keiner konnte mir in dieser Lage verhelfen. Keiner wusste, was er mir dazu raten sollte. Meine Freundinnen waren ratlos. Genauso, wie ich.

Am Wochenende beschloss ich meine Eltern zu besuchen. Sie wussten noch nicht von dem, was passiert war. Doch ich hatte vor es ihnen zu erzählen. Irgendwann hätten sie es ohnehin erfahren. Wenn meine Mom mal anrief, fragte sie nach Callum. Wollte mit ihm sprechen und fragte, wie es ihm ging. Dabei hatte ich sie tatsächlich angelogen und gesagt, dass er im Moment viel zu tun hätte und er sich deshalb mal nicht in meiner Nähe befand. Ich wusste ganz genau, dass sie meinen Ausflüchten nicht ganz traute. Und ich wusste auch, das es gleich die erste Frage sein würde, die sie mir stellen würde, sollte ich bei ihnen ankommen. Deshalb wollte ich es auch nicht geheim halten.

Gleich als mich meine Mutter in ihre Arme schloss, fühlte ich sofort ihre wohltuende Wärme. Dieses mal machte sie keinen ihre üblichen Späße. Dieses mal schien auch sie vollkommen ernst zu sein. Sie spürte sofort, dass es mir nicht gut ging. Dazu musste ich nicht einmal etwas sagen.

Behutsam strich sie mir mit ihrer Hand über den Hinterkopf und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie los ließ. Mit einem liebevollen lächeln, nahm sie meine Hand und ging mit mir ins Haus. Sie hatte schon immer diese Angewohnheit gehabt mich bereits draußen abzufangen und zu begrüßen, was ich wirklich süß von ihr fand.

Es war bereits Mittag, als ich eingetroffen war und ich roch sofort den wunderbaren Duft des gekochten Essens, welches sie vorbereitet hatte.

>>Na komm. Du musst sicher Hunger haben<<, sagte sie noch immer lächelnd. Wir gingen in die Küche anstatt ins Esszimmer. Als sie meinen leicht irritierten Blick sah, wurde ich Lächeln sanfter. >>Papa trifft sich gerade mit seinen Jungs. Wir sind im Moment also alleine.<<

Nickend setzte ich mich an die Kücheninsel und sah zu, wie sie das Essen auf mein Teller packte. Kurz darauf setzte sich sich neben mich und wir begannen zu essen. Sie sprach es nicht an. Sagte nichts und fragte nicht nach was los war. Sie kannte mich bereits mein Leben lang, um zu wissen, dass ich erst zu reden begann, wenn ich soweit war. Gut, manchmal hielt sie es nicht aus und bombardierte mich beinahe mit ihrer Fragerei. Doch dieses mal schien sie genau zu wissen, dass es etwas sehr ernstes war. Jedenfalls für mich.

Nachdem ich fertig war und ziemlich satt, sammelte ich meinen Mut zusammen und ordnete meine Gedanken neu, bevor ich endlich zu erzählen begann. Ich erzählte ihr alles. Alles was geschehen war. Angefangen von meinen Gefühlen für meinen besten Freund.

Closer To You ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt