Kapitel 21: Final Masquerade

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Dieser Abend war erstaunlich warm. Rico stand wieder einmal auf dem Dach des verpönten Wohnhauses und starrte auf die Glitzerwelt der City. So nah, dachte er, und irgendwann, das nahm er sich fest vor, würde er auch zu dieser elitären Gruppe gehören. Irgendwie.

Dafür würde er hart arbeiten. Es würde sicher ein paar Jahre dauern, aber er würde hier raus kommen. Den Anfang machte er heute Abend.

Nur ein paar Jobs, sagte er sich immer wieder. Er müsste nur ein paar solcher Deals durchziehen, um sich seinen Anteil zu verdienen. Damit würde er ihren Engpass überbrücken. Sobald er seinen Job in der Zoohandlung begann, würde ein regelmäßiges Einkommen dafür sorgen, dass sie den Kopf über Wasser halten konnten. Und dann war Schluss mit der Scheiße. Ein für alle Mal.

Dann würde er Nein sagen. Einfach Nein sagen. Was sollten sie dann schon tun? Ihn noch einmal so zusammenschlagen? Und wenn schon.

Er wusste, wie Camilo sein Regime führte. Solange er sein Geld bekam, war Rico ihm doch egal. Bisher hatte er sicher nicht einmal seinen Namen gekannt, und hätte er sich nicht diesen dämlichen Fehler geleistet, dann wüsste er ihn immer noch nicht.

Er war nur eine Nummer in seiner Kartei. Ein Schatten zwischen seinen Leuten. Ein Dealer weniger, was machte das schon? Rein gar nichts. Er ließ Ersatz suchen, wahrscheinlich über Benito oder Ramon, und würde den nächsten Loser in seine Reihen ziehen, der das Geld nötig hatte.

Nein. Das machte ihm nichts aus. Dieser unheimliche Kerl hatte keine Angst vor menschlichen Verlusten oder irgendwelchen Konsequenzen und Rico war keine Gefahr für ihn.

Nachdenklich zog er an seinem Joint. Vor diesem ersten großen Deal war er so nervös, dass er etwas brauchte, um seine Nerven zu beruhigen. Normalerweise tat er das nicht, bevor er arbeiten musste, aber heute war eine Ausnahme. Die einzige, die er sich erlauben würde.

Die nächsten Treffen würden sicher etwas entspannter werden. Dann kannte er die Typen wenigstens schon und viele würde es von denen ja ohnehin nicht geben. Nicht wahr?

So beschissen die letzten Tage auch für ihn gelaufen waren, sie waren nur der Anfang, ja. Wenn er also in die Scheiße sprang, dann mit Anlauf.

Er trat den Rest aus, warf das Beweisstück aber vom Dach, bevor er über die Feuerleiter bis zur Straße hinunter stieg. Seine Mutter war noch bei der Arbeit. Seine Geschwister schliefen. Es war an der Zeit. Mehr als eine Stunde sollte der Mist nicht dauern.

Er traf Joe und die Käufer beim Friedhof in Woodside. Das mochte makaber sein, aber der war leicht zu finden und um diese Uhrzeit waren sowohl Bestatter als auch der benachbarte Blumenladen geschlossen. Mit Besuchern rechnete er ebenfalls nicht.

Keine Viertelstunde später überquerte er die Straße, die unter der Brücke hindurchführte, und versuchte immer noch, diese verdammte Übelkeit herunterzuschlucken. Ihm war immer noch nicht wohl dabei, mit so viel Stoff herumzulaufen. Er hoffte nur, diese Typen würden auch in der Menge kaufen, die er anbieten konnte. Dann wäre er einen großen Teil davon los.

Den Rest würde er vielleicht noch an seiner alten Schule verkaufen können. Vorausgesetzt, er lief diesem Irren nicht wieder über den Weg.

Der Spinner hatte sich geirrt. Vielleicht hatte er einmal eine Wahl gehabt, okay. Aber die hatte er getroffen und sich überhaupt erst in diese Situation gebracht, die ihm solche Übelkeit bescherte. Er war allein da rein gerutscht, dann kam er auch allein wieder da raus.

Am geschlossenen, schwarzen Eisenzaun, der auf den Friedhof führte, standen nun schon drei Gestalten im Schatten. Joe erkannte er an den schulterlangen dunklen Haaren, der Lederjacke und der selbstgefälligen Pose. Die anderen beiden wirkten ein wenig nervös.

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