Ich atmete einmal tief ein und redete dann los. Ich erzählte ihm alles. Von den ganzen Absagen, bis hin zu der Zusage in Dresden. Ich erklärte ihm auch, was mich hier in Köln hält, was unter anderem auch er war. Nach ungefähr 4 Minuten verschluckte ich meine Stimme. Ich hatte alles gesagt was zu sagen war, wohin er noch nicht mal einen Mucks von sich gegeben hatte. Nervös ruhte ich an meinem Handy bis ich schließlich einen tiefen Atemzug hörte. 'Können wir darüber nicht morgen reden? Ich ... muss darüber nachdenken.' Wut stieg in mir auf. Er versuchte es nicht mal, mich aufzuhalten. Erst morgen. Ja toll. Ich hatte das Gefühl, ihm mein Herz ausgeschüttet zu haben und er trat einfach drauf. 'Morgen? Ist das dein Ernst? Ich will aber nicht bis morgen warten und mir dann deine zurecht gelegten Sätze anhören. Ich will jetzt eine Antwort!' ,entgegnete ich zickig. Ein tiefes seufzen erklang am anderen Ende und er setzte an:'Geh! Das ist eine super wichtige Entscheidung! Du musst gehen. Ich will dich nicht aufhalten.' Es klang vollkommen emotionlos. So kannte ich Viktor nicht. Ich merkte, wie mir eine Träne die Wange runter lief. Ich dachte, ich wäre ihm etwas Wert und er würde mich erst davon abhalten wollen, doch mit sowas hätte ich nicht gerechnet. 'Tauch morgen hier bloß nicht auf!' ,fauchte ich und legte auf. Ich brach in Tränen aus und sofort nahm mich Becca in den Arm. Sie streichte mir immer wieder beruhigend über den Rücken doch ich konnte, nein, ich wollte einfach nicht aufhören.
Nachdem ich mich doch ein wenig beruhigt hatte, erzählte ich ihr alles, was gerade passiert war. Selbst die Hintergrundgeräusche erzählte ich ihr, obwohl sie total unrelevant waren. Entgeistert sah sie mich an. "So kenne ich ihn gar nicht. Ich ... ich verstehe das alles gerade überhaupt nicht.' Sie legte kopfschüttelnd und vollkommen irritiert ihren Kopf auf ihre Hand. 'Geh jetzt bitte. Ich brauch meine Ruhe.' ,unterbrach ich die Stille und verständnisvoll umarmte mich Becca. 'Wenn was ist, schreib mir ok?' Ich nickte einfach nur. Als sie die Tür hinter sich schloss, merkte ich, wie mein Herz zerbrach. Alles deprimierte mich. Ich war einfach so wütend und deprimiert zugleich. Kurz dachte ich nach. Danach griff ich sofort das Telefon und wählte eine Nummer. 'Hallo? Tina Schenke mein Name ich rufe wegen des Jobangebotes an.'
Nach einem kurzen Gespräch, war alles geklärt. Sie stellten mir sogar eine Wohnung zu Verfügung, weswegen ich sofort nächste Woche Mittwoch anfangen könnte. Sie würden mir sogar einen Umzugswagen schicken. Ich sagte zu. Ich wollte einfach nur weg, nichts hielt mich mehr. Klar waren da noch meine Freunde, doch die Person, die mir am wichtigsten war, war das hier alles egal.
Ich holte meine alten Umzugskartons aus dem Keller und packte meine ganzen Sachen hinein, zumindest meinen Schrankinhalt und ein paar Kleinigkeiten. Immer wieder fing ich an zu weinen. Als ich endlich fertig war, weinte ich mich in den Schlaf.
Am nächsten Morgen wachte ich recht spät auf, doch da es Sonntag war, störte es mich nicht. Ab nächster Woche wird mein neues Leben beginnen.
Recht mulmig zumute stand ich auf, zog mir einfach eine Jogginghose und ein Top an und machte mir meinen geliebten Zopf. Den ganzen Tag über packte ich immer mehr und mehr Kram in meine Kisten. Als es langsam dämmerte, war die Hälfte meiner Wohnung schon leer. Ich hatte noch viel vor doch mein Handy unterbrach mich. Es war André. 'Willst du wirklich gehen?' ,waren seine ersten Worte nachdem ich abgenommen hatte. Leicht lächelte ich. 'Ja. Aber ich komme euch oft besuchen. Versprochen.'
Nach einem längeren Gespräch lag ich auf. Ich wollte mich wieder meinen Arbeiten widmen bis mein Handy erneut klingelte. Groß leuchtete 'Viktor' auf der Anzeige. Trotz aller Zweifel ging ich ran. 'Bist du zuhause?' Der Wind rauschte bei ihm ins Telefon, woraus ich entnahm, dass er mit dem Longboard unterwegs war. 'Ja. Warum?' ,antwortete ich knapp. 'Ich komme zu dir.' 'Was? Nein! Lass mich in Ruhe.' ,schrie ich in den Hörer. 'Wenn du mich nicht reinlassen willst, lass mich wenigstens dir was vor die Tür legen?' ,fragte er und ich hörte ein lautes Hupen. 'Nein. Auch nicht. Dreh' einfach bitte wieder um.' ,brüllte ich, schnappte mir meine Strickjacke, meinen Schlüssel und rannte nach unten. 'Ich sage es ein letztes Mal, dreh' um!' , sagte ich auffordernd in mein Handy. Ich öffnete die Tür und sah ihn angefahren kommen. Er winkte mir zu doch dann ließ ich vor Schreck mein Handy fallen. Etwas unglaublich schreckliches spielte sich gerade vor meinen Augen ab.