Kapitel 36

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[Viktors Sicht]

{Eine Woche nach Tinas Umzug}

Komplett schweißgebadet schreckte ich mitten in der Nacht auf. Ich hielt mir meinen Kopf. Er brummte schrecklich. Es war kaum auszuhalten. Ich blickte mich kurz um. Wo war ich nur?

Schlagartig fiel mir alles wieder ein. Der Unfall. Ich sah die hellen Lichter auf mich zukommen doch an mehr erinnerte ich mich nicht. Nervös blickte ich zu meiner Jacke. Oh mein Gott. Der Ring! Schnell sprang ich auf, hechtete zu meiner Jacke und suchte die kleine Box. Sie war weg. Oh nein. Hatte ich sie verloren? Nachdenklich setzte ich mich auf mein Bett, denn meine Beine konnten mich nicht lange halten. Mein rechtes Bein schmerzte noch sehr. Es war wie ein böser Traum. 'So etwas musste ja passieren' dachte ich und fasste mir an die Stirn. Plötzlich hörte ich die Tür klacken und das Licht begann zu flackern. Aus Reflex knief ich die Augen zusammen und erblickte einen Arzt, der mich verwundert ansah. "Wissen sie wo der Ring ist?" ,fragte ich ihn überstürzt. "Den habe ich ihrer Freundin gegeben. Sie trug ihn immer wenn sie hier war. Ich-" "Sie trug den Ring!" , unterbrach ich ihn. Vor Freude welzte ich mich auf meinem Bett, bis ich den skeptischen Blick des Arztes erwidete. Ich erinnerte mich nur sehr schwach an die letzten Tage, doch daran, dass sie den Ring trug konnte ich mich sogar sehr gut erinnern. "Sie ... sie können sich an ihre Freundin erinnern?" ,fragte er mich mit Verwunderung in der Stimme. "Klar kann ich das. Warum sollte ich nicht?" ,erwiderte ich verwirrt. Er begann zu lächeln. "Heureka!" , rief er laut. "Sie litten unter massiven Gedächtnisverlust wegen dem Unfall. Doch jetzt scheinen sie sich wieder an alles zu erinnern." Fröhlich lief er an die linke Seite meines Bettes und überprüfte den Monitor. "Wieso haben sie gefragt, ob ich mich an Tina erinnern kann?" ,fragte ich nach kurzer Stille im Raum. "Na ja. Weil sie sich nunmal während ihres Gedächtnisverlustes auf dem Stand ihres 20-jährigen Ichs befanden. Ihre Freundin war sehr betrübt nach den vielen Besuchen hier. Doch für den Fall,  dass es doch mal passieren sollte, hat sie ihnen einen Brief hier gelassen. Wir müssen mit ihnen aber noch ein paar Tests durchführen!" ,erwiderte er und legte mir einen Brief auf den Tisch, wo schon ein paar Blumen standen. Ich hatte gerade keine Zeit ihn zu lesen, weil der Arzt mich sofort mitnahm, um ein paar Tests zu machen. Nachdem ich morgen die Ergebnisse erhalten würde, dürfte ich das Krankenhaus auch schon verlassen. Ein eingegipster Arm war ja kein Grund, um noch unnötig länger im Krankenhaus zu bleiben.

Nachdem wir fertig waren setzte ich mich in mein Bett und griff nach dem Brief. Nach ein wenig Arbeit hatte ich den Brief geöffnet und las den Inhalt.
Viktor.
Wenn du das liest, hoffe ich, dass du dich wieder erinnern kannst. Leider habe ich keine Ahnung, wann das sein wird, was mich unendlich traurig macht. Leider muss ich dir gestehen, dass mich dein Zustand so deprimiert hat, dass ich nach Dresden gezogen bin. Der Arzt meinte, es könnte ewig dauern bis du deine ganze Erinnerungen wiedererlangt hast. Da keine Fortschritte in den letzten Wochen passiert sind, soweit mich der Arzt informiert hat, brauche ich Ablenkung. Doch ich hoffe, dass wir uns eines Tages Wiedersehen.
Achso. Um dir eine Antwort zu geben: Ja, ich will dich heiraten. Ich werde diesen Ring immer bei mir tragen. Als Zeichen unserer Liebe.
Ich liebe dich auch. ♥
Tina.

Ich glaube es nicht. Sie ist weg und ich habe es nicht mal mitbekommen. Ich könnte mich selber dafür schlagen. Warum hatte ich nur diesen dummen Unfall? Ich war sauer. Sauer auf mich selbst. Ich grübelte die ganze Nacht darüber, bis ich endlich in den frühen Morgenstunden einschlief. Um 9.00 Uhr wachte ich allerdings wieder auf. Endlich dürfte ich das Krankenhaus verlassen. Eine Schwester kam und entfernte mir den Zugang. Ich zog mich um, packte meine Sachen und rief André an, in der Bitte mich abzuholen. 15 Minuten wartete ich vor dem Eingang, bis ein Taxi vorfuhr, in das mich André reinwinkte. Ich stieg ein und wurde vollkommen unerwartet von André an ihn gedrückt. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht und du dich erinnern kannst!" ,murmelte er und ich grinste. Wir unterhielten uns über alles, was die letzten Wochen passiert war und schlussendlich zeigte ich André den Brief. Mitfühlend sah er mich an. "Das wird schon wieder. Ihr seit füreinander gemacht." ,flüsterte er. Schließlich kamen wir bei mir Zuhause an und André leistete mir noch den ganzen Tag Gesellschaft. Manches schaffte ich auch noch nicht ganz alleine, wegen meinem Arm, doch das war nebensächlich. André hörte ich schon gar nicht mehr richtig zu, denn in meinem Kopf gingen ganz andere Sachen herum.

Als André schließlich nach hause ging, schnappte ich mir einen Block und einen Stift und fing an, meine Gedanken in einen Plan zu fassen. Die ganze Nacht saß ich daran, bis am Morgen endlich fertig war.

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