Kapitel 35

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Tina. Ich weiß, dass du wirklich wütend auf mich bist und du hast auch allen Grund dazu. Doch um die Wahrheit zu sagen, ich will nicht das du gehst. Ich will dich aber nicht von deinen Traum abhalten, der jetzt zum Greifen nah scheint. Bitte verzeih mir, dass ich so forsch zu dir war.
Bitte öffne jetzt die Schatulle. Stell dir vor, wie ich vor dir Knie und dir die einzig wahre Frage stelle: Willst du mich heiraten? Ich liebe dich.

Jetzt kamen wieder meine Tränen. Ich öffnete die Box und erblickte einen unglaublich schönen Verlobungsring. Meine Kräfte verließen mich, sodass ich mich setzen musste. Wie dumm kann ein Mensch nur sein! Wieso habe ich so sehr an Viktor gezweifelt? Plötzlich wurde mir alles klar. Die Stimmen bei unseren Telefonat im Hintergrund. Seine forsche Art und Weise, damit ich meinen Traum verfolge. Jedoch war nicht dieser Job mein Traum, sondern Viktor. Ich lächelte und fing wieder an zu weinen. Doch diesmal vor Freude. Ich steckte mir den Ring und und fiel voller Freude André um den Arm. Wirklich begriffen hatte er noch nicht was los war, bis ich ihm den Brief zeigte. "Das ist ja wunderbar!" , schrie er vor Freude, hob mich hoch und drehte mich ein paar Mal. Doch als er mich absetzte, kehrte ich in die Realität zurück. Viktor wusste nichts davon und seine Verletzungen waren alles andere als nur Illusion.

Wir blieben noch eine Weile im Krankenhaus bis ich kurz zu Viktor einmal hinein durfte. Mit gemischten Gefühlen betrat ich das Zimmer. Ich ging zum Bett, wo Viktor lag, setzte mich auf dem Stuhl daneben uns griff seine Hand. Ich horchte seiner ruhigen Atmung. Beinahe dachte ich, er würde nur schlafen. Doch das ließen die Bilder in meinem Kopf nicht zu.

Ich saß ungefähr 15 Minuten neben ihm, bis ich das Zimmer verlassen musste. Es war ein harter Tag. So hart, dass ich auf der Heimfahrt einschlief. André weckte mich sanft als wir bei meiner Wohnung angekommen waren. Ich umarmte ihn kurz, stieg aus und nutzte meine letzten Kräfte um in meine Wohnung zu gelangen. Dort angekommen wurde mir wieder bewusst, dass morgen der Umzugswagen kommen würde. Schnell griff ich das Telefon, meldete mich krank und erfand eine Ausrede, sodass der Transportertermin zwei Wochen aufgeschoben wurde.

[Zeitsprung]

Eine Woche war jetzt nun um und ich durfte endlich Viktor besuchen gehen. Sein Zustand war nun stabil und deswegen kann ich ihn jetzt endlich wiedersehen. Ich betrat das Krankenhaus, meldete mich an und musste kurz warten. Während ich wartete, überlegte ich, was ich nächste Woche machen sollte. Sollte ich den Job doch ablehnen um hier zu bleiben, oder gehen? Eine Schwester riss mich aus meinen Gedanken und führte mich in sein Zimmer. Mit einem breiten Lächeln betrat ich das Zimmer, wo noch der Arzt von letzter Woche neben ihm saß. Verwirrt sah mich Viktor an. Irgendwas stimmte nicht. "Wer sind sie?" ,fragte Viktor mit leiser Stimme. Geschockt sah ich zu dem Arzt, dann wieder Viktor an. "Ich bins... Tina... deine Freundin?" Für ein paar Sekunden kniff er die Augen zusammen. Danach grinste er. "Ich habe keine Freundin." ,erwiderte er, was mir einen Stich ins Herz versetzte. "Wie wir vermutet hatten." , begann der Arzt und stand langsam auf. "Sein Gedächtnis ist wie gelöscht." Ein tiefer Schock durchfuhr mich. "Heißt das etwa er kann sich nicht an uns erinnern?" Er schüttelte den Kopf. "Er ist auf den Stand, wie wo er 20 war." Mir wurde schwindelig. "Und wie lange dauert es, bis er sich wieder erinnert?" "Schwer zu sagen." ,antwortete der Arzt. "Tage. Wochen. Monate. Es kann auch über Nacht passieren. Aber sie sollten regelmäßig kommen. Vielleicht lösen sie dadurch eine Erinnerung aus." ,bat mich der Arzt und ich willigte ein.

Die ganze Woche war ich jeden Tag bei Viktor. Doch es tat sich nichts. Nicht eine kleine Erinnerung. Das deprimierte mich so sehr. Morgen war schon Sonntag und ich musste mir langsam Gedanken machen, ob ich nun gehe oder nicht. Natürlich liebte ich Viktor, aber in diesen Zustand kann ich ihn nicht ertragen. Es tut zu sehr weh, zu sehen, wie er sich an die letzten vier Jahre einfach nicht erinnern kann.

Nach einem langen und ausgiebigen Diskussion mit mir selbst, beschloss ich, zu fahren. Es fiel mir absolut schwer doch diese Entscheidung ist gerade besser für mich. Ich wollte nicht hierbleiben und jeden Tag darauf hoffen, dass er vielleicht irgendwann seine Erinnerung wiederbekommt. Das würde ich nicht aushalten. Ich musste einfach gehen.

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