~Kai~
Da waren diese bestimmten Träume, welche man im laufe seines Lebens immer wieder hat. Sie waren meist seltsam und ergaben keinen Sinn, handelten von komischen Gestalten und wirren Stimmen, die man nirgends zuordnen konnte. Und dennoch waren diese Träume irgendwie anziehend und man wollte, dass sie nie enden.
Und genauso einen hatte ich gerade, schwebte Irgendwo im Nirgendwo herum und sah seltsamen Gestalten dabei zu, wie sie irgendwelche für mich keinen Sinn ergebenden Dinge taten. Meinetwegen hätte ich noch ewig so weitermachen können, aber scheinbar hatte da jemand andere Pläne.
,,Kai! Du musst aufstehen!"
Ich versuchte mich zu konzentrieren und an dem Traum festzuhalten, doch leider war er mir längst entglitten und ich fand mich in der Realität wieder. Ich griff nach meiner Decke und zog sie mir über den Kopf um meinen Plan, noch ein paar Minuten weiterzuschlafen, in die Tat umzusetzen. Doch dieser ging nicht wirklich auf und gerade als ich mich wieder im Halbschlaf befand, wurde meine Tür aufgerissen.
,,Kai, du musst jetzt wirklich aufstehen, wir haben es bereits halb zwölf...Morgen beginnt die Schule wieder und es ist dringend an der Zeit, dass du deinen Schlafrhythmus unter Kontrolle bekommst."
,,Ja, ich hab's verstanden Mum...", murmelte ich immer noch ziemlich fernab von der Realität.
Mum seufzte. ,,Es sind noch Brötchen von heute Morgen in der Küche. Ich muss zu einem Termin und bin wahrscheinlich erst heute Abend wieder da...du kommst klar, oder?"
Ich hatte meine Kopf zu ihr gedreht und blickte ihr aus müden Augen entgegen. ,,Ja, mach dir keine Sorgen."
,,Okay." Mit diesen Worten verließ sie mein Zimmer und ließ mich wieder allein.
Seufzend ließ ich mich zurück in meine Kissen fallen und starrte stumm die Decke an. Erst jetzt bemerkte ich das schmerzhafte Pochen in meinem Kopf, dass meinem Schlafmangel zu verschulden war. Ist eben doch keine gute Idee erst um halb sieben schlafen zu gehen.
Es war das erste Mal seit Wochen, dass Mum mich mal wieder geweckt hatte, oder überhaupt bemerkt hatte, dass ich da war. Aber wer konnte es ihr verübeln? Sie machte gerade wohl die schlimmste Zeit ihres Lebens durch...genauso wie ich.
Wir waren erst seit einer Woche wieder hier. Und dennoch war ich kein einziges Mal Draußen gewesen. Stattdessen habe ich meine Zeit damit verbracht die Nächte totzuschlagen und mich in irgendwelchen Filmen und Serien zu verlieren.
Ich beschloss aufzustehen, schnappte mir frische Klamotten und trottete Richtung Bad, was zwei Türen neben meinem Zimmer lag. Als ich meine Klamotten ausgezogen hatte, stieg ich auch schon unter die Dusche und genoss das Gefühl vom warmen Wasser auf meiner Haut.
Vielleicht sollte ich heute versuchen mal rauszugehen...irgendwie interessierte es mich ja schon wie jetzt alles aussah. Ob sich in sechs Jahren vieles ändern konnte?
Ich stellte das Wasser ab und begann mich abzutrocknen, mir die frischen Klamotten anzuziehen und meine Zähne zu putzen.
Ich glaube Orte konnten sich nicht so schnell verändern....jedenfalls in sechs Jahren nicht. Aber Menschen dafür umso mehr. Und genau davor hatte ich Angst.
Nachdem ich mir dann noch die Haare gemacht hatte, führte mich mein Weg nach unten in die Küche. Die Brötchen, die in einem Korb auf der Anrichte standen, fielen mir sofort ins Auge. Ich nahm mir eines und kramte den Käse aus dem Kühlschrank.
Wie es wohl meinen alten Freunden ging? Naja, dass würde ich sowieso morgen erfahren, denn zu meinem Glück kam ich wieder in genau die selbe Klasse, die ich damals nach der sechsten verlassen hatte.
Mit meinem fertig belegtem Brötchen ging ich ins Wohnzimmer und setze mich aufs Sofa und stellte den Fernseher an, aber nur nur festzustellen, dass nichts spannendes lief.
*****
Wer hätte gedacht, dass am ende der Mangel an guten Fernsehserien der Grund dafür ist, dass ich nun hier Draußen stand. Ich hielt mein Skateboard fest umklammert, dass aus irgendeinem Grund ein treuer Begleiter über die letzten Jahre geworden war. Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich jemals Skateboard fahren lernen würde, aber es war eigentlich ganz praktisch nicht mehr überall hinlaufen zu müssen.
Ich seufzte und blickte die Straße herunter. Nun würde ich mir die Stadt ansehen, in der ich aufgewachsen war. Aber sollte sich da nicht alles vertraut anfühlen? Denn ich fühlte das komplette Gegenteil. Ich fühlte mich irgendwie fremd...obwohl ich dies eigentlich nicht sollte.
Ich schloss für eine kurze Zeit meine Augen und genoss den kühlen Luftzug, der mir durch die Haare fegte. Der Herbst hatte die komplette Umgebung in eine Art goldenes Licht getaucht und viele bunte Blätter lagen überall verteilt auf den Straßen.
Angestrengt dachte ich darüber nach, welchen Ort ich mir als erstes ansehen wollte. Doch da musste ich nicht lange überlegen. Dieser war damals meine Lieblingsort gewesen.
*****
Die Stadt Aikato war für Berge und Hügellandschaften nur so bekannt. Auch mein Lieblingsort lag hoch oben auf einen Berg, der an einen weiteren Hang grenzte. Dieser führte nach unten in ein Tal, welches auch das Tal der verlorenen Seelen genannt wurde. Dieses Tal war auch der Grund, weshalb dieser Ort nicht sonderlich beliebt war. Denn es trug nicht umsonst diesen Namen. Es wurden Legenden darüber erzählt, Legenden die besagten, dass dieses Tal von verlorenen Seelen heimgesucht worden ist, die ihren Frieden nie finden konnten und daher auch nie ins Jenseits gelangt waren.
Ich befand mich gerade beim Aussichtspunkt, der eine perfekte Sicht auf dieses Tal bot. Damals war hier ein Spielplatz gewesen, bei dem ich mehr Zeit als Zuhause verbracht hatte. Aber von diesem war nicht mehr viel übrig geblieben, nur noch zwei Schaukeln, die leise im Wind hin und her wiegten. Mir wurde das Herz schwer als ich sie sah, denn diese waren der Inbegriff meiner Erinnerungen, Erinnerungen aus einer Zeit, wo noch alles in Ordnung war.
,,Ich versteh dich echt nicht Kai! Wie kannst du hier bitte Stimmen hören? Ich denke du nimmst dir diese Legenden zu sehr zu Herzen." Lachend war er zu den beiden Schaukeln vorgerannt, die unser zweites Zuhause geworden waren.
,,Du musst ganz leise sein um die Stimmen hören zu können", meinte ich, als ich mich auf einen der Schaukeln neben ihn gesellt hatte.
Dann waren wir für einen Moment komplett still und lauschten dem Rauschen des Windes. Und da waren sie wieder...ganz leise flüsterten sie etwas, was man nicht verstehen konnte. Aber das war mir egal, denn allein das Wissen, dass sie da waren, reichte mir.
,,Also bis auf den Wind, kann ich nichts hören. Sicher, dass du dir das ganze nicht einfach nur einbildest?"
Ich seufze frustriert und blickte ihn eindringlich an. Wieso konnte er es einfach nicht verstehen? ,,Sie sind hier! Auch wenn du sie vielleicht nicht hören kannst, sind sie hier. Ich kann es spüren!"
Doch er blickte mich nur weiter fragend und verständnislos an. ,,Ich verstehe es einfach nicht...ich hab das Gefühl, dass du willst, dass sie hier sind. Aber es sind verlorene Seelen, Kai...niemand will das."
,,Nur weil es verlorene Seelen sind, heißt es nicht, dass es böse Seelen sind. Ich glaube einfach, dass sie uns etwas wichtiges mitteilen wollen...Es sind eben nicht umsonst verlorenen Seelen. Und etwas was verloren ist, muss wiedergefunden werden. Ich glaube, sie wollen, dass wir etwas finden...etwas, was die verlorenen Seelen nicht finden konnten."
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Ninjago ~Verlorene Seelen~
FanfictionDann ist da dieser eine Moment, wo einem bewusst wird, dass das Leben was man hat, nichts anderes als eine große Lüge ist. Das alles was man geglaubt hat zu sein, sich bloß als Schatten einer schrecklichen Wahrheit herausstellt. Und dann...beginnt m...