Ninjago ~Verlorene Seelen~

Kapitel 24

~Kai~

Seufzend zog ich die letzte Kiste unter meinem Bett hervor.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit hatte, bis Riku und Mrs. Tanaka zum Abendessen vorbeikommen würden - was mir nur recht war. So hatte ich noch etwas Zeit meinen Gedanken weiter nachzuhängen.

Mum war schon eifrig dabei gewesen, alles für später vorzubereiten, als ich vorhin nach Hause gekommen war. Anstatt vom Geruch des Alkohols überwältigt zu werden, kam mir der vertraute Geruch von Tamagoyaki in Kombination mit dem, verschiedenster Sushi-Sorten entgegen. Ein Geruch, welcher mich sofort in die unbeschwerten Tage meiner Kindheit zurückversetzt hatte.

Verschiedenste Bilder mit klaren, hell leuchtenden Farben, das Gefühl von lauwarmer Luft, welche damals durch meine Lungen geströmt war und das Brennen von frischen Kratzern auf meiner Haut, welche ich mir damals immer beim Fußballspielen zugezogen hatte, kamen in Wellen aus den Tiefen meiner verborgensten Erinnerungen hervor und brachen an der Oberfläche meines Bewusstseins.

Dinge, die ich längst vergessen zu haben schien, hatten mich mit einem Mal überwältigt und eine unglaubliche Traurigkeit hinterlassen, die sich bis jetzt in mir festgesetzt hatte. Der Gedanke daran, dass diese vergangenen Tage vorüber und Mum nie wieder zu mir kommen würde, auf meine Kratzer pustend, mir sagend, dass alles gut werden wird und der Schmerz vorübergeht und ich nur Geduld haben sollte - all das würde nie wieder sein. Stattdessen hatten all diese Erinnerungen eine Leere hinterlassen, gegen welche nur schwer anzukommen war.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Kiste vor mir. Eine leichte Staubschicht hatte sich bereits auf ihr gebildet, obwohl diese noch gar nicht so lange unter meinem Bett gestanden hatte.

Nachdem wir wieder hierhergezogen waren, hatte ich nicht sofort damit begonnen, alle Kisten auszupacken und ihren Inhalt an den rechtmäßigen Platz zu bringen - ich hatte mir damit ziemliche Zeit gelassen. Aber jetzt war nur noch eine Kiste übrig, die ich nun beschlossen hatte auszupacken. Es würde sicher erleichternd sein, wenn ich damit endlich fertig war.

Seufzend wischte ich die Staubschicht weg und schob die zwei Hälften des Deckels auseinander - die Pappe knarzte und gab nur widerwillig nach. Ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen, als der Karton letztendlich seinen Inhalt freigab und ich mir diesen ansehen konnte.

Meine Gitarre, welche in einem Koffer verwahrt war, samt Notizbücher die diesen umringten, gelangten in mein Sichtfeld. Ich begann die Notizbücher aus dem Weg zu räumen und stapelte diese neben mir auf den Boden, sodass der Gitarrenkoffer der einzige Inhalt des Kartons war. Ich griff nach diesem und holte ihn vorsichtig aus der Kiste hervor.

Einige Zeit lang betrachtete ich den Koffer schweigend. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal Gitarre gespielt hatte - es musste eine Ewigkeit her sein.

Damals, als mein Leben noch kein Scherbenhaufen gewesen war, hatte ich es genossen selbst Musik zu machen und eigene Songs zu schreiben. Nicht nur das Hören von Musik hatte mich in andere Welten versetzt, auch das Gefühl von den Saiten der Gitarre und den Klang, den ich ihr entlockt hatte, hatten mir eine Möglichkeit gegeben aus dieser Welt zu entfliehen.

Ehe ich mich versah, waren das Hochklappen der Knöpfe des Koffers, das einzige Geräusch, was den Raum erfüllte. Ich griff nach dem Deckel und klappte diesen hoch, sodass meine Gitarre zum Vorschein kam, das Holz immer noch in einem tiefen schwarz, welches gleichzeitig noch von ein paar Stickern bedeckt war.

Ein ungewohntes Gefühl von Wärme machte sich in mir breit, als ich die Gitarre in meinen Armen platzierte und einen der Sticker genauer betrachtete - er stellte einen Notenschlüssel dar, der in Flammen stand.