~Kai~
Ehrlich gesagt hätte ich mit allem gerechnet, aber ganz sicherlich nicht mit dem hier.
Ich hätte damit gerechnet, Mum wieder völlig aufgelöst, verzweifelt oder sogar bewusstlos vorzufinden. Ich hätte damit gerechnet, dass sie mich wieder aus tränenverschleierten Augen ansehen würde und mich darum bittet, dass ich ihr verzeihe. Doch heute schien das Ganze tatsächlich nicht der Fall zu sein - nein, man könnte sogar sagen, dass das komplette Gegenteil der Fall war.
,,Sieh mal, was ich mitgebracht habe, Kai!", rief sie völlig aufgedreht, währenddessen sie zwei gefüllte Einkaufstüten hochhielt.
Noch bevor ich etwas darauf hätte erwidern können, stürmte sie auf mich zu und zog mich in eine feste Umarmung, welche ich völlig irritiert erwiderte.
Okay...das Ganze war mir jetzt wirklich viel zu seltsam...was bitte war mit ihr los?
,,Ich war heute einkaufen und habe die Zutaten für dein Lieblingsessen besorgt", sagte sie übertrieben fröhlich - wenn man diesen Zustand überhaupt fröhlich nennen konnte - nein, hysterisch passte besser.
Die Umarmung dauerte nichtmal drei Sekunden, da lösten wir uns auch schon wieder. Noch immer von der gesamten Situation überwältigt, sah ich ihr dabei zu, wie sie die Einkäufe auf die Arbeitsplatte stellte und begann sie auszupacken.
Normalerweise hätte ich mich freuen sollen, da sie scheinbar an mich gedacht hatte und die Energie dazu hatte etwas kochen zu wollen. Eine Energie, die ihr in den letzten Wochen verwehrt worden war, da ihre Trauer und der Alkohol, sie in ein tiefes, dunkles und hoffnungsloses Loch gezogen hatten. Jedoch schien diese Energie von keinen positiven Gefühlen auszugehen. Sie wirkte keinesfalls ausgeglichen oder fröhlich - dafür war sie viel zu aufgedreht, fast schon hysterisch. Es schien, als würde sie sich diese Energie erzwingen. Und dies bedeutete, dass sie noch lange nicht aus diesem Loch raus war.
Meine Vermutung wurde nur noch bestätigt, als sie sich neben mich stellte, um den Herd anzuschalten. Denn ein allzu vertrauter Geruch kam mir entgegen, welcher dafür sorgte, dass mein Herz schwer wurde.
Alkohol. Darum benahm sie sich so. Sie war betrunken - schon wieder.
Verbitterung keimte sich in mir auf, welche ich mit aller Kraft zu unterdrücken versuchte. Wann hört das alles nur auf? Würde es überhaupt jemals aufhören?
All die seltsamen Dinge und der Schmerz in meinen Handflächen, so wie in meinen Knien, schienen wie vergessen zu sein. Jetzt lag meine gesamte Konzentration auf meiner Mutter, die gerade versuchte etwas zu sein, was sie im Moment einfach nicht sein konnte. Doch dies wollte sie scheinbar überhaupt nicht wahrhaben.
,,Ach, bevor ich es vergesse", begann sie, während sie weiter dabei war, einen Teig zuzubereiten. ,,Ich habe heute Akiko Tanaka beim Einkaufen getroffen. Erinnerst du dich? Du und Lloyd waren doch mal so gut mit ihrem Sohn befreundet. Er hieß Riku, richtig?"
Meine Augen weiteten sich überrascht. Riku Tanaka...natürlich konnte ich mich erinnern. Was wohl mittlerweile aus ihm geworden war...
,,Jedenfalls habe ich die beiden morgen Abend zum Essen eingeladen", redete Mum ziemlich hektisch weiter.
Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht wirklich, was ich von dem Ganzen halten sollte...Riku schien damals eigentlich ziemlich nett gewesen zu sein, dennoch -
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Ninjago ~Verlorene Seelen~
FanfictionDann ist da dieser eine Moment, wo einem bewusst wird, dass das Leben was man hat, nichts anderes als eine große Lüge ist. Das alles was man geglaubt hat zu sein, sich bloß als Schatten einer schrecklichen Wahrheit herausstellt. Und dann...beginnt m...