Kapitel 11

126 9 4
                                    

~Kai~

,,Wieso hast du mir nichts erzählt?"

Mein Herz wurde schwer, als Lloyd mir diese Frage gestellt hatte. Ich war mir selbst nichtmal sicher, warum ich ihn nichts davon erzählt hatte. Vielleicht, weil ich einfach alles verdrängen wollte.

,,Es tut mir leid...ich weiß, ich hätte dir schon eher davon erzählen sollen, aber ich wusste einfach nicht wie", antwortete ich ihm, doch mein schlechtes Gewissen wurde nur noch schlimmer.

,,Ja, das hättest du vielleicht", sagte er und richtete seinen Blick in die Ferne. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein.

,,Ich wünschte, ich könnte meine Eltern davon überzeugen, nicht von hier wegzuziehen."

Als ich das sagte, richtete Lloyd seinen Blick wieder auf mich und sah mir tief in die Augen. Schließlich seufzte er und kam zu mir rüber und setzte sich neben mich.

,,Nur leider kann nicht jeder Wunsch in Erfüllung gehen."

Ich senkte meinen Blick. ,,Ich weiß", murmelte ich.

Einige Zeit starrte er mich wieder nur schweigend an. ,,Kannst du mir etwas versprechen?"

Ich hob meinen Blick und sah ihn fragend an.

,,Egal was passiert, ob wir jetzt Lichtjahre voneinander entfern sind, oder uns ein ganzes Leben nicht mehr sehen werden." Er griff nach meinem Arm und sah mir noch intensiver in die Augen. ,,Wir werden für immer Kai und Lloyd bleiben. Und nichts und niemand wird jemals etwas daran ändern."

Ich lächelte und erwiderte seinen intensiven Blick. ,,Egal was kommt; Wir werden für immer Kai und Lloyd bleiben.

Lloyd nickte. ,,Für immer."

Mein gesamter Körper wurde von einer Gänsehaut ergriffen. ,,Ich wusste doch, dass ich dich hier finde." Lloyds Stimme würde ich unter tausenden erkennen.

Und nun war er hier. An dem Ort, wo wir fast unsere gesamte Kindheit verbracht hatten. Ich wusste nun, dass der Moment gekommen war, vor dem ich seit meiner Ankunft verdammte Angst hatte. Doch jetzt konnte ich nicht mehr weglaufen.

,,Lloyd", flüsterte ich. Er stand etwas abseits von mir. Durch die Dunkelheit der Nacht, konnte ich nur die Silhouette seines Körpers erkennen. Dennoch ermöglichte mir das Licht, was von den Glühwürmchen ausging, einen Blick in sein Gesicht.

Sein Gesichtsausdruck war immer noch der, den ich in Erinnerungen hatte. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein, dennoch war er auch noch irgendwie hier und mit seinem vollstem Bewusstsein anwesend.

Ohne ein Wort zu sagen, kam er auf mich zu und setzte sich auf die Schaukel neben mich. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus und ich fragte mich, was er gerade wohl dachte.

Doch letztendlich war er es, der die Stille brach. ,,Wie lange bist du schon wieder hier?"

Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. Warum stellte er mir als erstes diese Frage? Ich hätte erwartet, dass er mich anschreien und mir Vorwürfe machen würde, was für ein beschissener Freund ich war; Das ich ihn verdammt nochmal im Stich gelassen hatte.

,,Noch nicht sehr lange", antwortete ich ihm schließlich auf seine Frage. Unbehagen machte sich in mir breit. Irgendwie fühlte es sich fremd an mit ihm zu reden. Er fühlte sich fremd an.

,,Ich hätte gedacht, dass ich dich niemals wieder sehen würde."

Ich biss mir fest auf die Lippe. So sehr, dass ich bereits den eisernen Geschmack von Blut auf meiner Zunge spürte. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich jemals wieder an diesen Ort zurückkehren würde. Das sich mein Leben von dem einen auf den anderen Tag in ein reinstes Chaos verwandeln würde.

,,Ich auch nicht", antwortete ich ihm ehrlich.

,,Und doch bist du auf einmal wieder hier."

Ich began Lloyd ganz genau zu mustern. Tatsächlich konnte ich überhaupt nicht einschätzen, was gerade in ihm vorging. War er wütend? Traurig? Wieso fragte er mich nicht was passiert war? Interessierte ihn das überhaupt? Tausende Fragen gingen mir durch den Kopf, auf die ich keine Antworten wusste. Doch eines machten sie mir klar: Diesen Jungen neben mir kannte ich nicht mehr.

Du hast dich verändert...Doch aus irgendeinem Grund traute ich mich nicht dies auszusprechen.

Sollte ich ihn auf Skylor ansprechen? Auf das was während meiner Abwesenheit alles passiert war? Aber aus irgendeinem Grund sagte eine innere Stimme mir, dass ich dazu nicht das Recht hatte.

,,Kai...ich..." Er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. ,,Was ist alles passiert? Wieso hast du mich die letzten Jahre ignoriert? Und wieso tust du es immer noch? Ich verstehe einfach nicht..."

,,Hör zu Kai...Lloyd leidet wegen dir. Das hat er in der Vergangenheit, in der Gegenwart und das wird er auch immer noch in der Zukunft tun, wenn du nicht endlich mal aus seinem Leben verschwindest."

Ich zog tief die Luft ein und ballte meine Hände zu Fäusten. Scheinbar interessierte es ihn doch. Warum hatte ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass er es nicht tun würde. Aber was sollte ich nur darauf antworten? Wenn ich ihm alles erzählen würde, leidet er nur weiter...Und ich wollte nicht, das er leidet. Schon gar nicht wegen mir. Ich hatte im Moment schon genug Leid verursacht.

,,Lloyd...ich weiß nicht, was ich sagen soll..."

,,Verdammt, jetzt rede doch endlich mit mir Kai!"

Ich zuckte erschrocken zusammen. Lloyds Gefühlsausbruch machte mich verdammt nervös. Warum hatte ich auch nur die Hoffnung gehabt, dass dieses Gespräch so ruhig enden würde, wie es angefangen hatte.

,,Es gab mal eine Zeit, wo du der wichtigste Mensch in meinem Leben warst", flüsterte er.

Ich kniff meine Augen zusammen. Er darf nicht wegen mit leiden! Ich werde ihm nicht wehtun! Aber das funktioniert nur, wenn ich endgültig aus seinem Leben verschwinde.

,,Genau, ich war! Und dann habe ich dich verlassen!" Es war die einzig richtige Entscheidung.

,,Und doch bist du nun wieder hier! Wir waren erst zwölf..."

Ich werde ihm nicht wehtun...Ich werde ihm nicht wehtun...Das werde ich verdammt nochmal nicht zulassen!

,,Und das bin ich in deinen Augen immer noch! Doch das bin ich nicht mehr! Ich bin nicht mehr derjenige, der ich vor sechs Jahren mal war! Ich bin kaputt...verdammt kaputt...und ich will dir nicht wehtun..." Bitte Lloyd...jetzt vergiss mich doch einfach.

,,Aber warum bist du kaputt? Erkläre es mir! Ich will es doch einfach nur verstehen..." Sein verletzter Gesichtsausdruck versetzte mir einen schmerzhaften Stich ins Herz. Doch ich konnte jetzt nicht nachlassen.

,,Es wäre besser, wenn du es nie verstehen wirst. Du musst mich vergessen Lloyd! Tu so, als wäre ich nie zurückgekehrt." Jedes einzelne Wort fühlte sich wie ein heftiger Schlag in meine Magengrube an. Doch mir blieb keine andere Wahl.

Ninjago ~Verlorene Seelen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt