~Kai~
Ich öffnete die Tür der Schultoiletten und hoffte inständig, das keiner außer mir dort sein würde. Denn andere Menschen konnte ich gerade überhaupt nicht gebrauchen. Ich brauchte dringend eine Pause von all dem.
Und tatsächlich. Gerade als ich die Tür geöffnet hatte, erstreckte sich ein völlig leerer Raum vor mir, was mich erleichtert aufseufzen ließ. Diese Stille tat so verdammt gut. Erst jetzt bemerkte ich auch, wie sehr mein Kopf brummte. Oh man...war dieser Tag heute seltsam.
Mein Weg führte mich zu eines der drei Waschbecken, vor das ich mich letztendlich stellte. Das erste was ich jedoch tat, war mich im Spiegel zu betrachten. Und verdammt, ich sah wirklich fertig aus. Ich war schon fast erschrocken darüber.
Ich war total verschwitzt und einige Haarsträhnen klebten an meiner Stirn, andere standen in alle Richtungen ab, noch schlimmer als sonst. Wer hätte gedacht, dass so etwas bei meinen Haaren möglich wäre. Außerdem war mein Gesicht verdammt blass und getrocknetes Blut klebte unter meiner Nase.
Ich stützte mich auf dem Waschbecken ab und atmete einmal tief durch, bevor ich dann den Wasserhahn anstellte. Erst wusch ich meine Hände und spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht, was mich gleich lebendiger fühlen ließ. Dann holte ich mir ein paar Tücher und begann damit, mir das getrocknete Blut aus dem Gesicht zu wischen.
Ohne das ich es wirklich bemerkte, wanderten meine Gedanken zu dem zurück, was vorhin vorgefallen war. Und da kam mir dieser Erinnerungsschub wieder in den Sinn, der gar kein Erinnerungsschub gewesen war. Aber was war das denn bitte dann gewesen? Es hatte sich wie eine Art Traum angefühlt...oder wie ein Film, der sich vor meinem inneren Auge abgespielt hatte. Und warum kam dieser Daiki darin vor? Obwohl er mir doch völlig fremd war. Das alles ergab einfach keinen Sinn.
Ich stellte den Wasserhahn wieder ab und betrachtete mein Gesicht erneut. Nun sah ich nicht mehr ganz so fertig aus, jedoch wurde die Stelle deutlich, auf der Daiki seine Aggression rausgelassen hatte. Diese war bläulich angelaufen und es schmerzte, wenn ich sie berührte.
Scheiße...wie sollte ich das nur meiner Mutter erklären? Sie durfte auf keinen Fall erfahren, was heute vorgefallen war. Ich müsste mir also noch irgendeine Ausrede ausdenken. Ich wusste nicht einmal, wieso ich ihr das alles verheimlichen wollte...
Das Aufgehen der Tür ließ mich zusammenzucken und instinktiv zu einer der Toilettenkabinen flüchten, worin ich mich dann einschloss. Warum ich das getan hatte wusste ich nicht so genau...Da war wieder dieses Gefühl gewesen, was mir dies gesagt hatte...
,,Sind wir alleine?", hörte ich eine Stimme fragen, die ich allzu gut kannte.
,,Ja, sind wir", sagte jemand, der sich als Daiki entpuppte.
Die andere Stimme hatte Skylor gehört, und da fragte ich mich auch schon, was die beiden hier zusammen zu suchen hatten. Gerade aufgrund der Tatsache, dass dies die Toilette für männliche Personen war...und was dann Skylor hier wollte. Naja, es war Skylor...eigentlich sollte mich in diesem Fall nichts mehr wundern.
,,Dieser Idiot von Direktor hat mich für eine Woche suspendiert und mir einen Verweis angedroht, falls sowas erneut passieren sollte", Daiki lachte auf. ,,Ich bin nicht mal einen Tag auf dieser Schule und schon höre ich das Wort Verweis wieder. Reicht es nicht, dass ich schon von meinen letzten drei Schulen verwiesen wurde?"
Meine Augen weiteten sich. Was!? Welcher Mensch schaffte es denn von drei Schulen verwiesen zu werden!? Dies bestätigte mir nur noch mehr, wie gestört dieser Daiki sein musste.
Sogar Skylor schien das ganze überraschend zu finden. ,,Die letzten drei? Was bitte hast du gemacht?"
,,Das spielt jetzt keine Rolle mehr", antwortete er ihr ungerührt. ,,Wenn Lloyd, dieser Idiot, mit mir gesprochen hätte, wäre das ganze überhaupt nicht passiert!"
Ich war verwirrt. Was hätte Lloyd ihm denn sagen sollen? Kannte er Daiki etwa? Scheinbar schon...
,,Also schweigt er weiterhin...", stellte Skylor fest.
,,Dieses Schweigen reicht mir so langsam! Der soll endlich mal mit offenen Karten spielen! Wir werden es eines Tages sowieso erfahren."
,,Was seine Familie angeht, ist Lloyd eben ziemlich konsequent...", murmelte Skylor nachdenklich.
Kam es mir nur so vor, oder wirkte Skylor schon fast ,,nett", wenn sie in der Gegenwart von Daiki war? Oh man...ich wurde doch verrückt.
,,Sein Vater ist auf Geschäftsreise...wer's glaubt!", rief Daiki aufgebracht. Den Schritten zu urteilen, schien er gerade gereizt hin und her zu laufen.
Lloyds Vater? Wie kamen die bitte auf Lloyds Vater? Über was redeten die überhaupt!?
,,Er wird reden müssen! Und wenn ich dafür zu härteren Mitteln greifen muss!"
Härtere Mittel!? War das sein Ernst!? Reichte es nicht schon, dass Lloyd bewusstlos im Krankenhaus lag!? Wer war bloß dieser Typ und was bitte verursachte die Tatsache, dass er Lloyd so sehr auf dem Gewissen hatte?
,,Beruhige dich Daiki...er wird schon noch reden...dafür werden wir schon noch sorgen...", versuchte Skylor ihn zu besänftigen.
,,Das will ich für ihn hoffen", murmelte er.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Was hatten die beiden nur vor? Und ich dachte nur Skylor allein wäre grausam. Und da stellte sich mir die Frage, ob Lloyd überhaupt von alldem hier wusste. Wusste er, dass Skylor mit diesem Daiki zusammen unter einer Decke steckte? Skylor war seine Freundin...Scheiße...er täuschte sich so sehr in ihr. Dabei sollte er doch wissen, wie hinterhältig sie war.
,,Und wie werden wir nun weiter vorgehen?", fragte ihn Skylor schließlich.
Mir blieb wohl keine andere Möglichkeit, als mit Lloyd zu sprechen. Doch ich wusste, dass er mir nicht zuhören würde. Er würde mir kein Wort glauben und mich nur noch mehr hassen. Ich war doch derjenige, der ihn über sechs Jahre hinweg so sehr enttäuscht hatte.
,,Ich will mehr über diesen Kai erfahren."
Abrupt schrak ich zusammen und bekam einen halben Herzinfarkt, als ich Daiki meinen Namen sagen hörte.
,,Kai? Was willst du denn von dem?" Skylor schien sichtlich irritiert zu sein.
,,Ich finde ihn interessant..."
Auf meinem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus und ich musste ein Würgen unterdrücken. Interessant? Bitte lass das alles nicht wahr sein...
,,Interessant? Wieso das denn?"
,,Er fasziniert mich...und ich habe so ein Verlangen nach ihm...ich will, dass er ganz alleine mir gehört..."
Warte, was!?
,,Ähm...Okay...du kannst ihn gerne haben..." Sogar Skylor schien das ganze ziemlich skurril zu finden.
,,Ja...mal sehen, was sich mit ihm so machen lässt..." Da war so ein Unterton in seiner Stimme, der mir ganz und gar nicht gefiel.
Fuck...bitte lass das alles nur ein schrecklicher Albraum sein, aus dem ich wieder erwachen konnte.
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Ninjago ~Verlorene Seelen~
FanfictionDann ist da dieser eine Moment, wo einem bewusst wird, dass das Leben was man hat, nichts anderes als eine große Lüge ist. Das alles was man geglaubt hat zu sein, sich bloß als Schatten einer schrecklichen Wahrheit herausstellt. Und dann...beginnt m...