Kapitel 3

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~Kai~

,,Geh schon mal rein, ich wollte noch eben die Arbeitsblätter für die heutige Stunde kopieren gehen."

Ich nickte nur und sah dem Sensei dabei zu, wie er sich entfernte. Dann richtete ich meinen Blick auf die Tür direkt vor mir. Hatte es das Schicksal auf mich abgesehen? Oder warum war es genau der selbe Klassenraum von damals, wo hier alles begonnen hatte?

Mit einem triumphierenden Grinsen deutete ich auf die Tür. ,,Tja sieht wohl so aus, als ob ich gewonnen habe!"

Er kam neben mir zum stehen und verdrehte die Augen. ,,Das war doch einfach nur Glück...dabei hatte ich doch so einen großen Vorsprung."

Das ließ mein Grinsen nur noch breiter werden. Ich kramte in meiner Hosentasche und holte einen Zettel heraus, den ich ihm direkt vor die Nase hielt. ,,Vielleicht wäre es etwas klüger gewesen den Zettel zu lesen, auf dem drauf steht, wo sich unser Klassenraum befindet", lachte ich.

Er seufzte ergeben und blickte mich an. ,,Schön, du hast gewonnen...also, was wünscht du dir?"

Ich schwieg. Ehrlich gesagt gab es nichts was ich mir wünschte. Aber mich einfach geschlagen geben konnte ich auch nicht...aber dann kam mir eine Idee.

,,Sagen wir einfach, dass ich einen Wunsch bei dir frei habe. Egal wann oder wo, ich kann ihn jeder Zeit einlösen, versprochen?"

Er nickte und grinste mich an. ,,Versprochen."

Ich hatte diesen Wunsch bis heute nicht eingelöst...und so langsam fing ich an zu glauben, dass dies auch nie passieren würde.

Ich seufzte tief und starrte die Tür vor mir weiter an. Ich fragte mich ob diese Erinnerungsschübe irgendwann mal aufhören würden. Denn seit ich wieder in Aikato war, hatte ich tausende davon. Egal ob es ein vertrautes Bild war oder eine vertraute Stimme. Sogar Gerüche versetzen mich in Zeiten zurück, die mal gewesen waren.

Vielleicht verlor ich mich auch in diesen Erinnerungen, weil ich einfach nicht wahr haben wollte, dass es Erinnerungen sind und das diese Gegenwart hier Realität war. Aber ich konnte es mir nicht verübeln...es war wirklich keine schöne Realität.

Ob diese Realität besser wird, wenn ich jetzt diese Tür öffne? Ich wusste es nicht. Aber ich würde es erfahren, denn mir blieb keine andere Wahl. Vielleicht gab es ja noch Hoffnung und an diese Hoffnung klammerte ich mich. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und öffnete die Tür.

Denk daran Kai...es geht schlimmer, immer schlimmer.

Und genau dieser Satz kam mir in den Sinn, gerade als ich das erste mal meinen Blick über meine Klasse schweifen ließ. Ich seufzte innerlich. Warum war ich auch nur so naiv um zu glauben, dass jetzt alles besser werden würde.

Sie schienen mich gar nicht bemerkt zu haben, als wäre ich ein Schatten. Alle waren in einem Gespräch vertieft und die vielen Stimmen vermischten sich miteinander, so sehr, dass man nicht verstehen konnte was sie sagten.

Doch das war mir alles egal, denn meine ganze Aufmerksamkeit lag nur auf einer Person. Er war damals mein bester Freund gewesen, mein Seelenverwandter...und er hatte mich nicht bemerkt. Und das tat verdammt weh.

Doch das war nicht das einzige was weh tat. Denn er saß mit einer Gruppe von Leuten zusammen, die ihn früher mehr als nur fertig gemacht hatten. Die uns beide fertig gemacht hatten.

,,Egal was passiert, wir werden immer zusammen halten. Wir müssen uns schwören, dass wir uns niemals mit solchen Menschen abgegeben, okay? Nichts und niemand wird unsere Freundschaft zerstören!"

Das hattest du damals gesagt, verdammt! Das waren deine Worte!

Ich hätte gerne geglaubt, dass es schon das schlimmste gewesen wäre. Doch ich hatte mich geirrt...schon wieder. Denn er wurde von dem Mädchen geküsst, was ihn damals am meisten gehasst hatte.

Ich wollte immer das er glücklich wird...aber doch nicht so! Denn aus irgendeinem Grund wusste ich, dass er so nicht glücklich werden konnte.

Lloyd? Was ist mit dir passiert?!

Bevor ich mich noch weiter meinen verzweifelten Gedanken hingeben konnte, wurde ich vom Sensei unterbrochen, der gerade die Tür hinter sich geschlossen hatte und den Raum betrat.

Augenblicklich wurde es still in der Klasse und alle Augen richteten sich nach vorne. So auch Lloyds. Und es dauerte nicht lange, da hatten sich unsere Blicke auch schon getroffen.

Was das alles noch viel schmerzhafter machte? Einfach nur die Tatsache, dass es immer noch seine Augen waren. Das einzige, was sich nicht geändert hatte und sich auch nie ändern würde. Und das Wissen, dass sich hinter so etwas vertrautem, nichts anderes als pure Fremde verbarg.

Er wurde verdammt blass und seine Augen weiteten sich. ,,Kai...", flüsterte er und starrte mich weiterhin voller Unglauben an.

,,Nun wie ihr bereits bemerkt habt", erhob Garmadon die Stimme und deutete auf mich. ,,Haben wir einen neuen Schüler in unseren Reihen, der euch sehr wahrscheinlich bekannt sein sollte. Kai? Möchtest du noch irgendetwas sagen?"

Schnell riss ich meinen Blick von Lloyd los und richtete meine Aufmerksamkeit der ganzen Klasse zu. Irgendwie war ich verdammt nervös...Ich war mir nicht sicher ob es daran lag, dass ich noch wegen Lloyd so aufgewühlt war oder einfach weil ich nicht mehr wusste, wie man mit solchen Situationen umging. In diesen Momenten wünschte ich mir einfach wieder der Kai von früher zu sein. Er hätte damit keine Probleme gehabt.

,,Ähm...Ja...Hi Leute, es ist schön euch alle wiederzusehen...und ja...nun bin ich auch wieder hier." Oh man...ich konnte mich nicht einmal selbst ernst nehmen. Und meine Redekünste waren natürlich auch wieder überragend...nicht.

,,Du musst uns aber auch nicht gleich deine ganze Lebensgeschichte erzählen", lachte Skylor und grinste mich fies an.

Sofort schoss mir das Bild von vorhin in den Kopf, als Skylor Lloyd geküsst hatte. Ich erschauderte und hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen. Warum nur Lloyd? Warum sie? Erinnerst du dich denn nicht daran, was sie uns alles angetan hat?

,,Ernsthaft Kai, was ist los mit dir? Hast du beschlossen eine schlechte Version von dir selbst zu sein? Wenn, dann ist dir das auf jeden fall gelungen."

Einige Schüler fingen an zu lachen und ich wollte einfach nur im Erdboden versinken. Wie ich dieses Mädchen hasste...sie hatte sich wirklich kein Stück geändert.

Mein Blick fiel auf Lloyd, der einfach nur stumm dasaß und unsicher hin und her blickte. Warum machte ich mir auch Hoffnungen, dass er irgendetwas sagte...

,,Es reicht! Skylor, höre ich heute auch nur noch einen Kommentar von dir, dann kannst du dich auf lange Stunden Nachsitzen gefasst machen!", drohte Garmadon und blickte wütend in die Klasse. ,,Das gilt natürlich für euch alle!"

Und tatsächlich waren alle verstummt. Sogar Skylor hatte es lieber vorgezogen zu schweigen. Bei Sensei Garmadon war das aber auch besser so...ich hatte ganz vergessen wie verdammt streng er war. Aber ich war mir sicher, dass Skylor einfach weitergemacht hätte, wenn ein anderer Lehrer hier vorne stehen würde.

,,Also Kai, wie wäre es, wenn du dich zu Zane, Jay und Cole nach hinten in die Viererreihe setzt. Da ist ja noch ein Platz frei", schlug der Sensei vor und deutete zu ihnen nach hinten.

Mein Herz wurde um einiges leichter, als ich zu den Jungs blickte. Auch sie waren mit Lloyd damals meine besten Freunde gewesen. Wie konnte ich nur vergessen, dass sie auch noch hier waren? Jetzt erst wunderte es mich auch, dass Lloyd nicht bei ihnen saß. Wir waren damals eine Freundesgruppe gewesen. Aber scheinbar hatte sich Lloyd für die dunkle Seite entschieden...

Ich nickte und lief zu ihnen rüber. Jay grinste mich bereits an und auch die anderen begrüßten mich. Sie schienen sich nicht wirklich verändert zu haben. Sie waren immer noch Jay, Zane und Cole.

Ninjago ~Verlorene Seelen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt