Kapitel 6

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~Kai~

,,Wieso hast du mir nichts erzählt?"

Mein Herz wurde schwer, als Lloyd mir diese Frage gestellt hatte. Ich war mir selbst nichtmal sicher, warum ich ihn nichts davon erzählt hatte. Vielleicht, weil ich einfach alles verdrängen wollte.

,,Es tut mir leid...ich weiß, ich hätte dir schon eher etwas davon erzählen sollen, aber ich wusste einfach nicht wie", antwortete ich ihm, doch mein schlechtes Gewissen wurde nur noch schlimmer.

,,Ja, das hättest du vielleicht", sagte er und richtete seinen Blick in die Ferne. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein.

,,Ich wünschte, ich könnte meine Eltern davon überzeugen nicht von hier wegzuziehen."

Als ich das sagte, richtete Lloyd seinen Blick wieder auf mich und sah mir tief in die Augen. Doch irgendetwas stimmte hier nicht...So hatte Lloyd mich noch nie angesehen. Er wirkte so fremd und es war, als wäre er ganz weit weg.

,,Und weißt du was ich mir wünsche?", fragte er mich verbittert.

Warte...das war damals aber anders gewesen...Aber das ganze war doch eine Erinnerung, oder?

,,Und was?", fragte ich nervös.

,,Das ich dir etwas bedeuten würde."

Was? Wieso sagte er so etwas?

,,Wie kommst du denn darauf? Du bedeutest mir doch was! Du bist mein bester Freund!" Ich wusste beim besten Willen nicht, was hier passierte. Aber mir machte das alles verdammt Angst.

,,Sei doch kein Heuchler, Kai!" , schrie er mich auf einmal an, was mich erschrocken zurückzucken ließ.

,,Wer hat sich denn die letzten sechs Jahre einen Scheiß für mich Interessiert?!"

Nein...das war doch gar nicht so gewesen...Bitte Lloyd, das darfst du nicht glauben!

,,Lloyd, ich-"

,,Ach, halt doch die Klappe! Ich will nichts von deinen Ausreden hören!", fiel er mir noch um einiges wütender ins Wort.

Mein Inneres zog sich schmerzhaft zusammen und ich spürte bereits die Tränen, die ich mit aller Kraft zu unterdrücken versuchte. Was passierte hier? Das durfte auf keinen Fall real sein!

,,Es tut mir leid...", flüsterte ich, da ich nicht wusste, was ich hätte sonst sagen sollen.

,,Natürlich!", Lloyd lachte sarkastisch auf. Er kam auf mich zu und setzte sich mir direkt gegenüber.

,,Ich hasse dich Kai", flüsterte er und sah mir tief in die Augen. ,,Ich hasse dich aus tiefstem Herzen und ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet."



Keuchend schreckte ich auf. Mein Herz raste wie verrückt und ich versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Was bitte war passiert? Und wo war ich überhaupt? Erst als ich mir selbst und meiner Umgebung bewusst wurde, fiel mir alles wieder ein.

Was war nur los mit mir? Und was hatte ich da überhaupt geträumt? Ging es jetzt schon soweit, das sich meine Erinnerungen und Träumen vermischten?

Ich dachte an vorhin zurück und an das, was in der Schule passiert war. Und damit spürte ich schon gleich wieder diese Leere und dieses schmerzhafte Ziehen in meinem Inneren. Ich vermisste Lloyd...und das unsere Freundschaft auf diese Weise enden musste, war alles meine Schuld. Was habe ich nur getan?

Und nun lag ich hier. Ich hatte einen verlassenen Spielplatz mitten im Wald gefunden, und dort habe ich mich einfach auf eine alte Tischtennisplatte gelegt. Ich musste wohl eingeschlafen sein, was aber auch kein Wunder war, wenn man bedenkt, dass ich die ganze Nacht durchgemacht hatte. Eigentlich hatte ich erst den Plan, wieder zum Aussichtspunkt des Tals der verlorenen Seelen zu gehen, doch dieser hätte mich zu sehr an Lloyd erinnert, weshalb ich es unterlassen hatte.

Ninjago ~Verlorene Seelen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt