Wir kriegen das hin!

190 6 1
                                    

Jan

Der Abend war sehr schön gewesen. Wir alle hatten den letzten Tag auf Madeira ausgiebig genutzt. Alle bis auf Tim. Ich wollte ihn nicht wecken, als ich mich auf den Weg zur Party machte, denn er war nach gestern bestimmt nicht gut auf Alkohol zu sprechen. Stattdessen hatte ich Tim den Abend lang fast komplett ausgeblendet, als ich Alex kennengelernt hatte. Wir kamen uns immer näher, hatten viel gelacht und getanzt. Zufällig standen wir immer in der Nähe von Kameras, wo meine Freunde Storys gemacht hatten, wobei ich uns ab und zu genau in den Fokus drängte. Wieso? Keine Ahnung. Doch als wir uns schließlich küssten, musste ich durch und durch an Tim denken. Ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Ich hatte ihn alleine gelassen, obwohl es ihm schlecht ging, hatte keine Nachricht hinterlassen geschweige denn mit ihm geredet. Und jetzt hatte ich auch noch einen wildfremden Typen vor laufender Kamera geküsst. Was war nur in mich gefahren? Wie egoistisch kann man sein? Danach hatte ich mich schnell von allen verabschiedet, wobei ich von Alex einen leicht angepissten Blick bekam. Aber das war mir egal gewesen. Den Weg zum Hotel hatte ich trotz Alkohol sehr schnell hinter mich gebracht. Ich hoffte inständig, dass Tim noch schlief und ich mich dann einfach zu ihm legen konnte.

Ich schloss die Zimmertüre auf und betrat den Raum. Das Bett war leer. Davor lag am Boden Tims Handy. Ich ging zum Bad und öffnete die Tür. Tim saß neben der Toilette an der Wand. Seine Haare waren zerzaust, sein Körper in die Ecke gekauert. Er atmete schwer und zitterte am ganzen Körper. Ich war schockiert und bekam eine leichte Gänsehaut, als ich in seine Augen schaute. Sie waren blutunterlaufen und starr an sie Wand gerichtet. Sein Blick war leer und traurig. Ich ging langsam auf ihn zu und hockte mich neben ihn. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und drückte sanft zu. Er bewegte sich kein Stück. Doch als ein Tic mich dazu brachte fest zuzudrücken schaute er mich an. Er musste erst jetzt meine Anwesenheit so richtig zu Kenntnis genommen haben, denn seine Augen wurden mit einem Mal wieder lebendiger, aber nicht unbedingt fröhlich. Schluchzend sprach er zu mir: „Geh einfach Jan!" Ich war sichtlich geschockt. „Wie-Wieso?", stotterte ich. „Du hattest doch deinen Spaß. Ohne mich." „Ach Tim, ganz und gar nicht. Ich bin doch jetzt hier bei dir und nicht bei den Anderen, oder?" Er sagte kurz nichts, begann dann aber wieder zu schluchzen. Ich öffnete meine Arme und flüsterte: „Komm her Tim!", und er fiel mir zögerlich in die Arme. Diese legte ich um ihn und drückte ihn fest an mich. Ich musste schlucken und fragte dann als sein Weinen immer stärker wurde: „Tim, was ist denn nur los? Bitte hör auf zu weinen." Er flüsterte: „Ich weiß es nicht...Bitte hilf mir...Ich bin einfach nur am Ende." Ich drückte ihn noch fester an mich. Wir saßen einfach nur da und ich streichelte ihm sanft über den Rücken, denn ich wusste selber nicht weiter. Was war vorgefallen, das ihn innerlich so zerfraß? Hatte Alex wirklich etwas damit zu tun. Zumindest hatte er kurz einen Kommentar dazu abgelassen. Jedoch ging es Tim körperlich vom Vortag auch nicht gut und alles zusammen hatte ihn vermutlich überfordert. Das Beste wäre, wenn er jetzt einfach schläft, denn sonst würde er sich noch weiter reinsteigern. Ich drückte ihn ein Stück weg von mir und schaute ihm in die Augen. „Komm Tim wir gehen jetzt am besten schlafen. Morgen wird die Welt schon ganz anders aussehen." Er nickte und ich zog ihn an den Armen nach oben. Kaum stand er vor mir, gaben seine Beine abrupt nach und er sackte wieder in sich zusammen. Also nahm ich ihn kurzerhand unter den Armen und schleifte ihn zum Bett. Dort legte ich ihn auf seine Seite, deckte ihn zu, begab mich auf meine Seite des Bettes und kuschelte mich unter die Decke. Dann wandte ich mich zu Tim, der mich auch ansah. Schon wieder kullerten ihm Tränen die Wange entlang. Ich seufzte und rutschte ein Stück näher an ihn ran, sodass sich unsere Knie leicht berührten. „Ich würde dir gerne helfen Tim, aber ich möchte dich zu nichts zwingen. Du weißt aber, dass du immer zu mir kommen kannst. Wir sind beste Freunde!" „Ich weiß es selber nicht. In mir schwirren tausende Gedanken gleichzeitig rum und ich kann sie nicht abschalten. Ich bin einfach nur verwirrt." „Wir kriegen das hin Tim. Gemeinsam." Mit diesen Worten rutschte ich noch näher an ihn ran und zog ihn an mich. Er kuschelte sich sofort an mich und schlang seine Arme um meinen Bauch. „Danke Jan", hauchte er mir zu. Mir war vollkommen egal, dass ich mir wegen dem Kuss vorgenommen hatte keine weitere Nähe zu Tim zuzulassen, um ihm nicht zu schaden. Doch jetzt zählte nur dieser Moment mit Tim. Er brauchte mich und ihm ging es ohnehin schon nicht gut. Ich kraulte seinen Kopf, der mittlerweile an meiner Halsbeuge lag, bis sein Atem gleichmäßig wurde und er eingeschlafen war. Anscheinend hatte meine Anwesenheit ihn beruhigen können. Es fühlte sich gut an, wie er in meinen Armen lag und ich seine Nähe spüren konnte. Dort wo sich unsere Haut berührte kribbelte es kaum merkbar. Mit diesem schönen Gefühl schlief ich irgendwann lächelnd ein.

Tim

Ich wurde von einem leisen BING geweckt. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten bemerkte ich, dass ich immer noch so da lag, wie ich eingeschlafen war. Eng an Jan gekuschelt. Über Nacht hatte ich sogar noch ein Bein über Jans Beine gelegt. Ich wollte mich eigentlich nicht bewegen, um ihn nicht zu wecken, doch mein Handy gab wieder ein Geräusch von sich. Also löste ich mich aus Jans Armen und griff nach meinem Handy. Ich war mit einem Mal hellwach als ich die Uhrzeit sah. 12:23. Zusätzlich hatte ich 10 verpasste Anrufe und 23 neue Nachrichten, die hauptsächlich von Rewi stammten. Ich schrie „Fuck Jan wach auf wir haben verschlafen." Ich rüttelte an seinem Oberkörper doch nichts geschah. „Jan? Jahaan? JAN?" Dann sah ich es. Aus seinem Mund tropfte Blut und nun auch aus seinen Ohren. Ich geriet in Panik und schrie „NEIN JAN BITTE NICHT...VERLASS MICH NICHT!"

-------------------------

Helloo,

Sorry not sorry für den kleinen Cliffhanger am Rande. Gestern habe ich total vergessen nen Teil zu veröffentlichen deshalb kommen heute doch noch ein paar mehr. Generell möchte ich diese Geschichte so schnell wie möglich veröffentlichen, weil ich es selber hasse bei Storys ewig auf die Fortsetzung zu warten. 

Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt ist in dieser Geschichte Tim der emotional Angeschlagene und bekommt immer viel ab bzw. ist er sehr schnell verzweifelt. Dazu kommt jedoch noch mehr... Jedoch habe ich das alles nach Gefühl geschrieben und ich hoffe es stört nicht zu sehr, aber mir persönlich kommt es immer so vor, als ob er eher so handeln würde als Jan. Natürlich nur rein theoretisch;)))

Gewitter nur im Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt