Nicht nur ein Kuss

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Tim

Jan saß so verzweifelt vor mir, wie ein verlorener kleiner Welpe. Ihm war das ganze enorm peinlich und ich konnte das nicht länger mit ansehen. Also richtete ich mich ein wenig auf und nahm seinen Kopf in meine Hände, so wie er es heute Nacht bei mir gemacht hatte. Okay wenn ich nüchtern wäre, würde ich sicher mehr Hemmungen haben... Ich schaute ihm fest in die Augen und flüsterte: „Vertrau mir!" Dann beugte ich mich zu ihm nach vorne und legte meine Lippen auf seine. Seine Anspannung verschwand nach ein paar Sekunden, denn er öffnete seine Lippen leicht und legt seine Hände um meinen Körper. Die Zeit schien still zu stehen und ich erkundete ganz vorsichtig seinen Mund mit meiner Zunge. Das schein ihm zu gefallen, denn er wanderte mit einer Hand zu meinen Haaren und vergrub sie darin. Ich konnte ihn schmecken und riechen, wollte immer mehr von ihm. Unser Kuss wurde immer intensiver. Ich spürte wieder diese Spannung zwischen uns, die ich zuvor am Meer mit ihm gespürt hatte. Doch dann wurde ich plötzlich wieder in die Realität zurückgerissen. Das da vor dir ist dein MÄNNLICHER BESTER FREUND Tim! Ich riss die Augen auf und drückte Jan unsanft von mir weg. Schwer atmend rutschte ich ein wenig auf Abstand. Ein paar Augenblicke später hatte ich mich wieder etwas gesammelt und blickte auf. Rewi und Lucas schauten uns einfach nur an. „Also ihr solltet euch ja küssen aber nicht gegenseitig aufessen ihr Schnuckis." Ich konnte darauf nicht antworten. Ich war überfordert mit der kompletten Situation. Plötzlich überkam mich alles gleichzeitig. Der Alkohol, meine Gefühlswelt, Jan, der Kuss, die Alpträume... Das war zu viel für meinen Körper. Ich konnte mich gerade noch so zur Seite drehen, als ich mir schon die Seele aus dem Leib kotzte.

Jan

Wie wir Tim ins Hotel gebracht haben ist mir bis heute ein Rätsel. Halb trugen halb zogen wir ihn hinter uns her. Immer wieder mussten wir stoppen, da er sich wieder übergeben musste. Als wir im Zimmer angekommen waren, vergewisserten sich die Jungs, dass ich alleine mit Tim klarkam und Rewi fügte noch hinzu: „Sicher kommt ihr zwei alleine klar", und zwinkerte mir zu. Das ließ sogar Gisela unkommentiert und ich schloss die Tür zu. Ich ging in unser Zimmer und sah wie Tim gerade versuchte sich auszuziehen. Seine ganzen Klamotten waren dreckig und stanken. Er hatte kein Wort mehr mit mir gewechselt seit dem Kuss (worüber ich auch ein wenig froh war). Ich half ihm Schuhe, Shorts und T-Shirt auszuziehen und bugsierte ihn in sein Bett. Doch gerade als ich dabei war, ihm sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen, spürte ich zwei starke Hände an meinen Hüften, die mich zu Tim zogen. Unsere Köpfe waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Er schaute mir in die Augen. „Jan?" „Ja Tim?" 

Gewitter nur im Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt