(Geto x reader)

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Mit einer Hand lasse ich mich am Geländer hinunterhängen und winke dem müde dreinblickenden Jungen zu: ,,Morgen Geto~!" Er bleibt abrubt stehen, dreht sich zu mir und ein breites Grinsen bildet sich auf seinen Lippen: ,,Morgen (Y/N)!",,Wo hast du denn Gojo gelassen?", während ich die letzten Stufen der glänzenden Treppe hinunterspringe und etwas holprig am Grund ankomme, streckt Geto besorgt die Arme nach mir aus. Er weiß, dass ich mich schnell mal auf die Nase lege, wenn man nicht auf mich aufpasst. ,,Ich bin doch kein Püppchen!", statt seine Hand zu nehmen, die er mir freundlicherweise reicht, richte ich mich selbst auf und stemme die Arme in die Hüften, ,,Ich schaffe das schon allein!" Ich zwinkere ihm danach zu und gehe weiter, wissend, dass er mir folgt.
Wir gehen ein paar Minuten schweigend nebeneinander her, da vernehmen wir ein lautes Poltern aus dem Putzraum. ,,Ist er das?", mir schleicht sich fast augenblicklich eine Person in den Kopf. Er ist es, oder? ,,Kann sein...", auch Geto vermutet es, ,,Ich gucke mal nach." Umso näher er an die Tür des Raumes herantritt, desto lauter wird es.
,,Was treibst du hier schon wied...AH!", ein Besen zischt blitzschnell an seinem Kopf vorbei und auch ich weiche im letzten Moment nach unten aus. Als ich mich geschockt aufrichte, vibriert der Stiel für einige Zeit auf und ab, bevor das Geschoss wieder aus der Wand fällt und dumpf auf dem Boden aufkommt. Der Übeltäter steht mit rotem Gesicht im Dunkeln und sieht uns mit wachen blauen Augen an. Es ist Gojo. ,,Warum hast du dich im Putzraum versteckt? Sollten wir uns Sorgen machen?",,Hehe, nein...", als Gojo etwas nach vorne tritt, fliegt ein Eimer um und das dreckige Wasser darin breitet sich auf dem glatten Schulboden aus. Er hat doch sicher irgendetwas angestellt! Aber was? Er lässt mir keine Möglichkeit zu fragen: ,,Shoko hatte diese lustigen bunten Röhren dabei. Ihr wisst schon...die, die man nicht auf den Finger stülpen sollte, weil man sonst feststeckt..." Er hebt beschämt die Arme hoch und Geto und ich schlagen uns fast zeitgleich die Hände an die Stirn. Er ist so blöd. Es ist ja nicht so, dass er nicht wusste, was passieren wird. Aber nein, Gojo muss immer gegen den Strom schwimmen. Er grinst beschämt und tritt ganz aus dem kleinen Raum heraus, wobei er darauf achten muss, nicht auf dem nassen Boden auszurutschen. Ich kann das nicht mehr tatenlos mitansehen und strecke ihm meine Hand entgegen: ,,Bevor du dich hinlegst..." Mein Angebot zieht Getos Aufmerksamkeit auf sich. Beinahe brennt sich sein Blick in meine Handrücken ein, der leicht zu schwanken beginnt. Es macht mich ganz unsicher, wenn man mich so anstarrt. ,,Er reißt dich mit, wenn du nicht aufpasst. Ich helfe ihm", auch der Schwarzhaarige bietet seinem Kumpel seine Hand an. Ein wenig rutscht er dabei in den nassen Bereich. Es nervt mich, dass er dies tut. Wirke ich schwach? Gebrechlich? Vielleicht etwas verpeilt? Falls er es damit ausdrücken will, werde ich es nicht akzeptieren! Meine Hand hört auf zu zittern und ich strecke mich so weit es geht vor, um Gojo zuerst zu erreichen: ,,Nein, ich mache das.",,Mach dir doch nicht unnötig Mühe...",,Mache ich nicht. Lass mich nur...", es bringt alles nichts. Nachdem wir uns hin und her schubsen, beobachtet uns der Weißhaarige nur perplex dabei. Er blizelt ein paar Mal, öffnet den Mund, um etwas zu sagen, tut es dann aber doch nicht. Anscheinend möchte er es nicht riskieren, in unsere Auseinandersetzung miteinbezogen zu werden. ,,Drück nicht so!" Er schmunzelt und presst sich extra stärker gegen meine Seite. ,,Gerngeschehen~" Dieser! Nein! Jetzt oder nie! Ein kräftiger Stoß nach rechts und ich verschaffe mir mehr Raum. Ich gelange mit einem Mal näher zu Gojo und setze mein Siegerlächeln auf, doch da habe ich meine Rechnung ohne die allseits gefürchtete Schwerkraft gemacht. Geto, aufgebracht mit den Armen wedelnd, rutscht auf der Pfütze aus, so dass Gojo und ich nur noch seine Beine in die Lüfte fliegen sehen. Kurz darauf spüre ich Druck an meinem Schienbein und mir werden die Füße weggerissen. ,,Uh!", mit einem lauten Klatschen schlagen meine Arme auf dem nassen Boden auf, doch mein restlicher Körper landet auf weichem Untergrund. Aber warum? Es beantwortet sich von selbst, weil mich ein Paar warme dunkle Augen ansehen. Sie sind nur wenige Zentimeter von den meinen entfernt und ich halte für einen Augenblick die Luft an. Mir ist nie aufgefallen, wie schön Getos Augen sind. Etwas in mir regt sich. Es ist mein Herzschlag, der langsam an Fahrt aufnimmt und meine Wangen rot werden lässt. Ich möchte mich aufsetzen und lege ohne nachzudenken meine Hände auf Getos Brust. Ein großer Fehler. Sein Körper ist hart und muskulös und es bringt mich mehr denn je aus dem Konzept: ,,Du Lustmolch." Er blinzelt ein paar mal, bevor sich seine Miene aufhellt und er breit lächelt: ,,Wie? Du bist doch die, die mich hier begrapscht! Haha!",,Nehmt euch doch ein Zimmer. Maaan!", oh. Gojo haben wir vollkommen vergessen. Er fühlt sich gerade wahrscheinlich wie das fünfte Rad am Wagen. Zumindest könnte man das anhand seiner genervten Stellung am Fensterbrett erahnen, wo er sein Kinn auf dem Handrücken abstützt und schwer ein- und ausatmet, ,,Ich frage einfach Schoko, ob sie eine Lösung für mein Problem hat." Das Ding zwischen seinen Fingern baumelt fröhlich auf und ab, als er sich abrubt aufsetzt und murmelnd davonschlendert. Ich sehe ihm noch ein wenig nach, dann drehe ich mich wieder zu Geto, der immer noch unter mir liegt. Seine Brust hebt sich abermals, dann pustet er sich eine lose Strähne aus dem Gesicht. Ich sehe ihm schweigend dabei zu. ,,An seinem Vorschlag ist was dran.",,An welchem?",,Ach, nichts..." Er nimmt meine Schultern und hebt mich hoch, um sich aufzusetzen. Sein Rücken ist triefend nass und unsere Schuhe quietschen bei jeder kleinsten Bewegung. ,,Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Sag schon!",,Das ist nichts für deine Kinderohren. Vielleicht in ein paar Jahren.",,Wie?!" Er muss mich gehört haben, dennoch dreht er sich um, als wäre nichts. Nach ein paar Schritten dreht er sich aber nochmal nach mir um: ,,Kommst du?" Wahrscheinlich ist es besser so, dass er mich noch nicht als Frau betrachten will. Ich habe noch viel zu viel um die Ohren, da kann ich einen Freund nun wirklich nicht gebrauchen.

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