(Langa x Reki x reader)

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Skaten ist alles für mich! Das Gefühl, wenn ich auf dem stabilen Board stehe und so schnell fahre, dass mir der Wind die langen Haarsträhnen aus dem Gesicht weht. Jedes Mal, wenn ich einen neuen Stunt probiere und ihn meistere, jubeln mir Langa und Reki zu. Mit dem Rothaarigen Chaoten bin ich schon lange befreundet. Er hat mir das Skaten beigebracht, als wir beide noch unglaublich jung waren. Bei Langa ist es anders. Zwar habe ich nicht mit ihm zusammen gelernt, doch verbindet uns ebenfalls ein starkes Band, jedes Mal, wenn wir uns treffen. Er hat in letzter Zeit so viel geübt und ist ein richtiger Profi geworden. So schnell, wie er die Bahnen beim geheimen Treffpunkt berast, kann keiner mit ihm Schritt halten. Dabei steht er erst seit kurzem überhaupt auf einem Skateboard. Dass er ein so großes Talent für das Fahren hat, liegt wohl daran, dass er in der Kindheit im Ausland viel Snowboard gefahren ist. Ist ja beinahe das gleiche Prinzip.
An einem heißen Sommertag wie heute habe ich mich natürlich mit den beiden verabredet. Wir treffen uns unter der Brücke am astphaltierten ,,Wunderfeld", wie wir es nennen. Ich schlendere um die Ecke eines Gebäudes und sehe Langa, wie er auf einem Bordstein hockt und den Kopf hängen lässt. ,,Hey!", etwas verwundert trete ich an ihn heran und lege ihm eine Hand auf den Rücken, ,,Du siehst zwar fast immer so still und niedergeschlagen aus, doch heute ist was anders." Er blinzelt, als erwache er aus einer Erinnerung und dreht den Kopf zu mir. Sein Blick ist immer noch seltsam leer: ,,Ich habe heute nur einen Test verhauen, alles in Ordnung." Dann setzt er sich auf, lässt sein Skateboard vor sich auf den Boden fallen und springt auf. Irgendiwe kommt mir das seltsam vor: ,,Und wo hast du Reki gelassen?" Er wendet flott und hebt die Schultern in Unwissenheit. ,,Er hatte keine Lust, heute zu kommen. Üben, üben, üben. Das ist alles, woran er in der Klausurphase gerade denkt", sein ganzes Auftreten ist faul, aber ich spreche ihn nicht darauf an. Morgen in der Schulde werde ich mal Reki zur Rede stellen!

*am nächsten Morgen*

Mein Fuß tippt rhytmisch mit dem Minutenzeiger der Uhr mir gegenüber auf den Boden. Der Rotschopf ist mal wieder spät dran. Während die anderen schon tratschend in die Klassenräume gehen, bleibe ich weiterhin auf dem Flur. Ich werde ihn heute fragen, was gestern los war. Ich kenne ihn zu gut, um zu glauben, er würde lieber lernen als zu Skaten. Da würde er sich eher selbst beide Beine brechen. Ganz sicher!
Nach ein paar Minuten werden Schritte laut und Reki schlurft lustlos auf mich zu. Was hat er nur? ,,Reki!", entschlossen trete ich vor ihn und versperre ihm so den Weg in den Klassenraum, welchen er mir gerade vorziehen wollte, ,,Was ist los mit dir?" Er hebt eine Augenbraue und sieht mich verwundert an: ,,Sieht man das so gut?" Ich nicke. ,,Puh...", als mein Kumpel sachte meinen Arm wegschiebt und an mir vorbeigehen möchte, ist Schluss. Ich nehme ihn an der Kaputze und schleife ihn hinter mir her, auch als er armewedelnd versucht, sich aus meinem stahlharten Griff zu befreien.
Wir betreten eine kleine Grünfkäche hinter der Schule, da lasse ich ihn unsanft los. Zwar öffnet er den Mund, um sich wohl zu empören, doch ich bin schneller: ,,Sag mal...was glaubst du eigentlich, was ich bin, hm?!" Schweigen. Mit angespannter Miene blickt er zu mir auf. Ich setze erneut an: ,,Du verhälst dich total komisch. Du kommst nicht zum Skaten, um ANGEBLICH zu pauken, was du in den ganzen Jahren, die wir uns kennen, noch nie gemacht hast. Außerdem verschweigst du mir, was los ist, sodass ich dir nicht helfen kann. Wir sind Freunde Reki. Freunde! Du kannst mir sagen, was dich bedrückt. Immer.",,Oh...das hätte ich nun wirklich nicht erwartet", verlegen hält er sich den Nacken. Nach einer kleinen Bedenkpause schüttet er mir dann doch sein Herz aus:
Seitdem Langa ein ausgezeichneter Skater geworden ist und Adam, der Organisator der halsbrecherischen Rennen auf der Geheimstrecke, einmal gegen ihn angetreten ist, kann der Verrückte nicht genug von dem Neuling kriegen. Reki fühlt sich darum öfters ausgegrenzt und uninteressant, zumal Langa in seinen Augen einen besseren Freund als ihn verdient und nur noch Augen für Adams Skatetalent hat. Er denkt, er sei ganz allein.
Während er mir so davon berichtet, werde ich etwas genervt. Nicht nur, weil ich selbst auf dem Board noch hinter Reki liege und er mich somit indirekt als untalentiert abstempelt, sondern auch, da er Langa nichts davon sagen konnte (oder eher wollte 🙂). Ohne einen Moment zu zögern, gebe ich meinem Gegenüber eine Kopfnuss. Er schreit kurz auf und hält sich die schmerzende Schläfe: ,,Was sollte das (Y/N)?!",,Ganz einfach...", ich richte mich auf und klopfe den Dreck von meiner Hose, die vom frischen Gras hinten nun sicher ganz grün ist, ,,Du stattest Langa nach der Schule einen Besuch ab. Dann hast du genug Zeit, das Missverständnis zwischen euch zu klären und endlich reinen Tisch mit deinen Gefühlen zu machen. Na, wie hört sich das an?" Er denkt einen Augenblick darüber nach, ballt dann entschlossen die Hände und setzt sich schlussendlich auf: ,,Okay!"

...

Es ist zwar etwas dreist, doch ich fühle mich für Reki verantwortlich, darum habe ich mich hinter ihm hergeschlichen und beobachte nun, wie er an Langas Haustür klopft. Die Tür öffnet sich kurze Zeit später und die Mutter des Blauhaarigen, eine freundliche, offen herzliche Frau winkt Reki hinein. Mist! Von hier aus sehe ich nichts...
Versohlenen Blickes schleiche ich mich also hinter das Haus und luke in Langas Zimmer, wo dieser Reki gerade einen Platz auf seinem Bett anbietet. Er setzt sich unsicher und stottert gleich drauf los: ,,Langa, i-ich...du....äh..." Oh Mann. Vielleicht hätte ich doch mitgehen sollen. Nach diesem gescheiterten ersten Versuch beginnt Reki nun von Neuem, diesmal gefasster. Er sieht Langa ernst an: ,,Ich finde es nicht gut, wie viel Zeit du mit Adam verbringst. Beim Skaten, meine ich. N-Natürlich ist es deine Entscheidung und mir ist bewusst, dass du dich mit einem so grandiosen Skater messen möchtest, aber ich fühle mich zurückgelassen." Der Junge ihm gegenüber hat es die Sprache verschlagen. Er kann nichts weiter tun als ihn völlig perplex anzustarren, doch Reki ist immer noch nicht fertig: ,,Und du bist so viel schneller besser geworden, als ich gedacht hatte. Ich befürchte nur, du könntest mich irgendwann nicht mehr als einen Gefährten, sondern mehr als ein Hindernis betrachten. Und ich...",,Reki...",,Nein, das muss gesagt werden! Ich habe Angst davor, weil du mir wirklich wichtig bist Langa, genau wie (Y/N)!" Ein Seufzen verlässt Langas Lippen, dann legt er den Kopf in den Nacken und lacht lauthals auf. Er lacht und lacht und hört gar nicht mehr auf. Ich starre durch das Fenster und habe keine Ahnung, was an dem Ganzen so lustig sein soll. Nachdem sich der Skateprofi wieder einigermaßen gefasst und eine Träne aus dem Augenwinkel gewischt hat, liefert er eine Erklärung: ,,Tut mir Leid, aber das ist lächerlich.",,Was?", Reki ist scheinbar kurz davor, einfach aus der Tür zu stürmen. Bevor er das aber machen kann, redet Langa weiter: ,,Ich würde dich niemals zurücklassen. Dass du mir sowas überhaupt zutraust, kränkt mich ein wenig." Die wenigen Sekunden, die Reki braucht, um zu verstehen, was er gerade gehört hat, bleibt er völlig reglos auf Langas Bett sitzen. Seine Finger spannen sich stückweise an und vergraben sich in der Bettdecke, während dem Rookie die Tränen über die Wangen laufen. Er scheint glücklich und vor allem auch erleichtert zu sein, seinen Freund nicht verloren zu haben. Sein Gegenüber nimmt ihn beruhigend in den Arm und ich merke, dass ich nicht länger zugucken und mich still schweigend daheim über meinen Beratungserfolg freuen sollte.

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