1. I'll help you

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Seokjin POV

Es war bereits dunkel, als ich nach draußen trat. Außerdem war es kalt und windig, sodass ich meinen Kopf einzog. Wir hatten Mitte Oktober und der Herbst zeigte sich diesmal von seiner ungemütlichen Seite. Aber mein jüngerer WG-Mitbewohner Jimin war für einige Tage bei seinen Eltern in Busan, und hatte bei all der Aufregung der letzten Tage vergessen einzukaufen, also musste ich dies jetzt übernehmen.

Zum Glück war der nächste Supermarkt nicht weit entfernt, nur knapp zehn Minuten Fußweg trennte mich von ihm. Jimin hatte sich kurz vor seiner Abreise mehrmals entschuldigt, dass er das Einkaufen vergessen hatte, aber ich hatte es mit einer Handbewegung abgetan.

„Ist schon okay, Jiminie, ich werde schon nicht verhungern."

„Trotzdem, jetzt musst Du extra zum Freitag nochmal los, dabei war Deine Woche doch schon so anstrengend..."

„Mach Dir darüber keinen Kopf. Sind doch nur ein paar Minuten zu Fuß. Und wenn tatsächlich etwas fehlt, gibt es immer noch den Lieferservice.", grinste ich.

„Sorry, Hyung."

„Jimin, hör auf Dich zu entschuldigen und sieh zu, dass Du loskommst, ehe Du Deinen Zug verpasst. Und grüß Deine Eltern von mir!"

Ich zog ihn in eine kurze, aber liebevolle Umarmung.

„Mach ich Jin, und danke nochmal!" Er schnappte sich seinen Rucksack und sprintete nach draußen.

Also hatte ich die Wohnung bis Montagabend für mich allein. Jimins Freund Jungkook war mit seinem Studiengang auf einer Weiterbildung, die ebenfalls erst Montag endete. Deswegen hatte sich Jimin dieses Wochenende ausgesucht, um seine Eltern zu besuchen. Er hatte sie jetzt ein knappes halbes Jahr nicht gesehen. Das Studium verlangte ihm viel ab, aber zum Glück wohnten wir zusammen, ich achtete darauf, dass er immer genug aß und sich nicht überarbeitete.

Ich studierte ebenfalls und ab und zu half ich in einem Internetcafé ein paar Blocks weiter aus. Der Besitzer war ein guter Bekannter meines Onkels und hatte mir daher die Stelle als Aushilfe angeboten. So verdiente ich neben dem Studium noch etwas Geld; zusammen kamen Jimin und ich also gut über die Runden.

Immer noch ein wenig in Gedanken versunken ging ich weiter, als ich plötzlich zwei Querstraßen vor dem Supermarkt hörte, wie jemand lautstark Beleidigungen von sich gab. Es klang, als würden sich zwei Personen streiten. Abrupt blieb ich stehen, lauschte kurz, ehe ich mich in Bewegung setzte.

„Verpiss Dich, Kim, Du Schwanzlutscher! Dir kann man nicht trauen!"

Wer auch immer da gerade so angeschrien wurde, brauchte vielleicht Hilfe, oder befand sich in Gefahr. Es war dunkel und wenn nicht gerade jemand -so wie ich- hier entlang ging, war die Wohngegend um diese Uhrzeit ruhig und zum Teil verlassen. Das also sofort jemand eingreifen konnte, war unwahrscheinlich.

Ich bog um die Ecke und sah gerade noch, wie der Angreifer einem blonden Jungen, ungefähr in meinem Alter, eine verpasste und ihn danach grob gegen die Hauswand schubste. Der Blonde sah im schummrigen Licht der Straßenlaterne erschöpft aus, er blutete bereits aus der Nase. Außerdem trug er nur einen dünnen Sweater und eine einfache Jeans, bei diesen Temperaturen auf jeden Fall zu wenig.

„Hey!", rief ich. „Lass ihn sofort in Ruhe!"

Die beiden drehten sich zu mir um und der Schlägertyp kam mit drohendem Blick auf mich zu.

Mir doch egal. Hauptsache, er lässt von dem Blonden ab.

„Was kümmert es Dich?"

Auch, als der Idiot direkt vor mir stand, wich ich keinen Millimeter zurück.

„Du hast ihn verletzt. Am besten verschwindest Du von hier, ehe ich die Polizei rufe, oder noch besser", ich machte eine kurze Pause, „ehe ich Min Yoongi rufe."

Böse funkelte er mich an, doch ich hielt seinem Blick stand. Es war vielleicht dumm und gefährlich, aber wenn jemand Hilfe brauchte, dann konnte ich nicht einfach tatenlos zusehen.

„Wer ist Min Yoongi?"

„Willst Du das wirklich wissen?", gab ich selbstgefällig zurück. „Vielleicht sollte ich den Namen nennen, unter dem er bekannt ist: Agust D."

Der Typ schien verunsichert -meinem Pokerface und der Erwähnung von Yoongis Underground-Namen sei Dank- und er sagte: „Wohl eher nicht, aber sag ihm", er deutete zu dem Blonden, „das er mich nie wieder anquatschen soll."

„War das alles?", gab ich kühl zurück.

Er grummelte noch etwas, ehe er davonstiefelte. Ich wartete noch einen Augenblick, bis er wirklich außer Sichtweite war und eilte dann zu dem jungen Mann, welcher immer noch an der Hauswand lehnte.

Als ich sah, wie er zitterte, ließ ich meine vorgetäuschte Coolness fallen und fragte ihn vorsichtig: „Hey... ist alles okay? Was wollte der Typ denn von Dir?"

Er wandte sich vollständig zu mir um und - wow.

Zwei dunkle, wunderschöne Augen blickten mich ernst an. Sein Gesicht zeigte keinen Makel, er war einfach... unfassbar attraktiv, sodass sich mein Herzschlag unmerklich beschleunigte. Bei genauerem Hinsehen fiel allerdings auf, dass es ihm zurzeit wohl... finanziell nicht gut ging. Sein blondes Haar zeigte einen deutlichen Ansatz, das Shirt war dreckig und an einigen Stellen ziemlich ausgeleiert, die Schuhe wirkten mehr als abgenutzt. Still musterte ich ihn, er hatte noch nicht geantwortet. Da sich sein Zittern noch immer nicht gelegt hatte -kein Wunder, bei dem bisschen Kleidung die er trug- zog ich kurzerhand meine Jacke aus und wollte sie ihm überlegen, da sagte er plötzlich: „Nicht!"

Überrascht sah ich ihn an.

„Warum nicht? Du frierst ganz offensichtlich."

„Du solltest nicht mit mir reden.", gab er bloß leise zurück.

Was sollte das...?

„Wieso nicht? Ich habe gerade gesehen, dass der Typ Dir gegenüber handgreiflich geworden ist, außerdem blutest Du! Ich möchte Dir helfen.", sagte ich ruhig, während ich in meiner Hosentasche nach einem sauberen Taschentuch suchte, und es ihm hinhielt.

„Du hast doch gehört, was er gesagt hat, mir kann man nicht trauen.", murmelte er, griff aber nach dem Tuch und wischte sich mit zitternder Hand grob das Blut ab.

„Glaubst Du, ich höre auf solche Idioten? Bitte lass mich Dir helfen, ich kann nicht mitansehen, dass Du so frierst."

„Du kennst mich doch gar nicht..."

„Schön, ich bin Seokjin. Ich war gerade auf dem Weg, um noch etwas für das Wochenende einzukaufen. Danach wollte ich nach Hause und etwas kochen, das mache ich nämlich gerne. Hast Du Hunger?"

Überrascht sah der Unbekannte mich an, offenbar hatte er nicht mit meiner Antwort gerechnet.

Ich wusste ja selbst nicht mal, was in mich gefahren ist, aber ich möchte diesen Jungen unbedingt näher kennen lernen... und ihm allen voran helfen.

„Verrätst Du mir auch Deinen Namen?"

„N-Na- Namjoon. Ich heiße Kim Namjoon.", antwortete er zögerlich.

Ich schenkte ihm ein hoffentlich aufmunterndes, liebes Lächeln und fragte: „Okay Namjoon, schaffst Du es noch, mich beim Einkaufen zu begleiten und dann gehen wir zu mir? Du wärmst Dich auf und ich koche uns etwas zum Abendessen?"

Er schien zu überlegen, aber zu meiner Erleichterung nickte er schließlich.

„Super, dann lass uns beeilen!"

Ohne groß nachzudenken, griff ich nach seinem Handgelenk und ließ es erst wieder los, als wir beim Supermarkt ankamen.

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Herzlich willkommen zu meiner neuen Namjin-FF! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, und hoffe, dass sie euch gefällt. Ich bin dankbar für jeden Vote und freue mich über eure Kommentare!

Our Love - Our Story ~ NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt