(Do 01.07.1999) Das Medaillon

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Es waren Sommerferien, wodurch es in Hogsmead ziemlich ruhig geworden war. Ich hatte einen freien Nachmittag und wollte mich durch einen kleinen Spaziergang etwas erholen. Im St. Mungo war es derzeit ziemlich stressig. Die Arbeit dort ermüdete mich zusehends. Durch die vielen Angriffe der Todesser, wurden Tag und Nacht neue Verletzte eingeliefert. Seit Monaten lief das Hospital auf Hochtouren und seine Kapazitäten waren langsam aber sicher erschöpft. Umso glücklicher war ich jetzt, die Arbeit für einen Nachmittag vergessen zu können.

Ich schlenderte also an den Geschäften vorbei und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Hier und da entdeckte ich etwas Interessantes in den Schaufenstern, was mich zum Stehen bleiben veranlasste. So dauerte es nicht lange, bis sich meine Einkaufstasche füllte. Bücher, Katzenfutter, Eulenkekse, Süßigkeiten und sonstigem Allerlei trugen dazu bei, dass meine Tasche allmählich schwer wurde. Ich ließ mir trotzdem Zeit und war zutiefst erschrocken, als ich auf meine Armbanduhr blickte und diese bereits 18 Uhr anzeigte. Ich beschloss, mich auf den Heimweg zu machen.

Zügig ging ich die Straßen zu meiner Wohnung entlang. Als ich gerade die Hauptstraße verlassen wollte, kam unverhofft eine Kapuzengestalt um die Ecke geschossen. Erschrocken ließ ich meine Tasche fallen und griff instinktiv zu meinem Zauberstab. Doch die Kapuzengestalt rannte einfach an mir vorbei, die Straße hinunter. Verwundert und mit wild schlagendem Herz blickte ich ihr nach. Ich wollte meinen Zauberstab schon wegstecken, als eine weitere Gestalt um die Ecke schlitterte. Ich konnte aus dem Augenwinkel nur undeutlich ausmachen, dass es sich wahrscheinlich um einen Mann handelte, da war er auch schon an mir vorbei gelaufen. Offensichtlich verfolgte er die Gestalt, mit dem schäbigen Umhang.

>>Stehen bleiben, du miese Ratte! <<, hörte ich ihn brüllen und die Stimme kam mir merkwürdig bekannt vor. Ich hatte einen Menschen noch nie so schnell laufen sehen. Es dauerte keine zwei Sekunden, da hatte der Mann die Kapuzengestalt eingeholt. Mit einem gekonnten Hechtsprung riss er den Flüchtigen mit sich auf den Boden. Es entstand eine Rangelei, in der ich nur ein paar Arme und Beine ausmachen konnte. Vorsichtig trat ich näher an die Kämpfenden heran. Den Zauberstab zur Verteidigung bereit.

>>Lass mich los! <<, schrie eine Stimme.

>>Niemals, erst gibst du mir mein Medaillon wieder! <<, brüllte der andere. Sprachlos sah ich zu, wie sich die beiden Männer auf dem Boden wälzten. Auch andere schaulustige Dorfbewohner blieben stehen und beobachteten das Treiben. Plötzlich konnte man ein unangenehmes, knackendes Geräusch vernehmen.

>>Au, verdammt! Du hast mir die Nasen gebrochen<<, wimmerte der Mann mit dem Umhang. Die Kapuze war ihm vom Kopf gerutscht und jetzt erkannte ich auch, wer es war. Mundungus Fletcher. Der kleine Gauner der immer zwielichtige Geschäfte betrieb, sah ungepflegt aus wie eh und je. Seine rotbraunen Haare waren lang und strähnig und wie immer war er so gut wie unrasiert

>>Geschieht dir recht, du Dieb<<, sagte der Mann, der zugeschlagen hatte, wütend und richtete sich auf. Es war Remus Lupin, mein ehemaliger Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Völlig überrumpelt starrte ich ihn an. Es war über ein Jahr her, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten.

>>Rück es raus! <<, forderte Remus aufgebracht und packte Mundungus am Kragen seines abgewetzten Hemdes. Dieser hielt sich noch immer wimmernd die blutige Nase und vermied es, den Werwolf anzublicken. Remus der über ihm kniete, erhob erneut die Faust zum Schlag.

>>Nein, nein...bitte nicht! Hier hast du es<<, rief Mundungus verzweifelt, griff zittrig in seine Tasche und zog ein silbernes Medaillon an einer Lederkette heraus. Sofort riss Remus es ihm aus der Hand und stand auf.

>>Wag es nicht noch einmal, mich zu bestehlen! <<, fauchte er und ging davon. Mundungus blieb unbeachtete auf dem Boden liegen. Seine blutunterlaufenden Augen huschten aufgewühlt durch die Menge. Doch ich ignorierte den massigen Zauberer mit den kurzen Beinen einfach und rannte stattdessen Remus hinterher.

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